Das Erbe des Bösen
Deutschland eingeführt hat. In dieser Angelegenheit läuft die Zusammenarbeit mit der deutschen Polizei. Endgültigen Aufschluss über die Herkunft des Urans erhalten wir erst, wenn die Analyseergebnisse aus Karlsruhe vorliegen.« |250| Neblig und feucht brach der Morgen im Berliner Wedding an. Erik stand vor dem Sechzigerjahre-Mietshaus und sah auf das Klingelbrett.
Der Name Hans Plögger war nirgendwo zu lesen, und bei der Wohnung mit der Nummer zwei stand gar nichts. Erik betrat das Haus und ging zur hinteren Wohnungstür im Erdgeschoss. Auch dort stand kein Name.
Erik läutete und wartete ab. Er musste damit rechnen, dass die Leute um diese Zeit noch schliefen. Als er Hans Plöggers Angaben im Berliner Telefonbuch gefunden hatte, war er überrascht gewesen. Der Mann hätte genauso gut schon seit Jahren tot sein können.
Erik erschrak durch ein Poltern hinter seinem Rücken. Er drehte sich um und sah einen grauhaarigen, älteren Mann im Türspalt der Nachbarwohnung. Er trug ein fadenscheiniges kariertes Hemd und altmodische Stoffhosen und musterte Erik misstrauisch.
»Wen suchen Sie denn?«
»Ich suche Hans Plögger. Wohnt er nicht hier?«
»Er hat hier gewohnt. Er ist schon vor einiger Zeit gestorben. Die Wohnung wird verkauft. Haben Sie ihn gekannt?«
»Nein«, sagte Erik nachdenklich. »Aber mein Vater kannte ihn von früherr. Und ich möchte mit jemandem sprechen, der meinen Vater gekannt hat.«
Das Reden verschaffte Erik etwas Erleichterung, und es war ihm in diesem Moment ganz egal, wer der Zuhörer war.
»Kommen Sie auch aus Finnland?«
Erik wurde schlagartig aufmerksam. »Warum fragen Sie?«
»Einer der finnischen Erben von Herrn Plögger ist hier gewesen. Sein Sohn hat die Wohnung ausgeräumt und sie einem Immobilienmakler zum Verkauf übergeben.«
Erik hörte erstaunt zu. »Ich wusste nicht, dass er einen Sohn in Finnland hat.«
»Die verstorbene Frau von Plögger war Finnin.«
»Kennen Sie den Namen seines Sohnes?«
|251| »Nein. Er kam eines Tages hier an, hatte es sehr eilig, und verkaufte das ganze Hab und Gut seines Vaters an einen Trödlerr. Er selbst hat bloß ein paar Fotoalben mitgenommen.«
Der alte Mann schüttelte missbilligend den Kopf. »Da wird dann das ganze Leben eines Menschen auf einem Flohmarkttisch ausgebreitet . . . Der Plögger hatte ja eine Menge Bücher, Briefe und andere interessante Sachen. Er war Atomphysiker, hat seinerzeit im Forschungszentrum von Siemens gearbeitet.«
Erik trat näher. »Ich wäre sehr daran interessiert, so viel wie möglich über Herrn Plögger zu erfahren.«
»Ich kann Ihnen leider nicht viel mehr erzählen. Ich bin erst vor drei Jahren hier eingezogen und habe nur ein paarmal mit ihm gesprochen. Aber mir ist aufgefallen, dass sein Bücherregal voller interessanter Sachen war, und die hat der Trödler gekauft.«
»Kennen Sie zufällig den Namen dieses Händlers?«
»Irgendein Türke oder Araberr. Hat auch bei mir geklingelt und gefragt, ob ich irgendwelche Möbel kaufen will. Ich hab ihm die Tür vor der Nase zugeknallt. Aber der Spitzbube hat seine Visitenkarte in meinen Briefkasten geworfen. Das sind hartnäckige Kaufleute.«
»Glauben Sie, die Visitenkarte könnte noch irgendwo sein?«
Kurz darauf hielt Erik eine verzierte Karte mit dem gold geprägten Namen Sharif Rastegar in der Hand.
»Ich habe von Erik erfahren, dass bei dir eingebrochen worden ist«, sagte Katja.
Sie stand in der Eingangshalle des Hauses ihrer Schwiegermutter und sah die alte Frau herausfordernd an, die in der Nacht schlecht geschlafen hatte und jetzt ganz abgezehrt aussah. Die dunklen Augenringe im blassen Gesicht und die ungekämmten Haare passten überhaupt nicht zu der sonst immer so gepflegten Ingrid. Sie war noch immer im Morgenmantel, was es fast noch nie gegeben hatte. Katja empfand dennoch kein Mitleid – solange Ingrid alles Mögliche verheimlichte, hatte sie sich ihren Zustand selbst zuzuschreiben.
|252| Lena, die an der Küchentür stand, schien jeden Moment in Tränen auszubrechen.
»Habt ihr schon die Polizei angerufen?«, fragte Katja.
»Nein«, erwiderte Ingrid strikt, setzte dann aber eine versöhnlichere Miene auf. »Hier wird keine Polizei gebraucht. Es ist nichts Besonderes weggekommen. Nur ein paar wertlose Erinnerungsstücke.«
Als Ingrid näher kam, konnte Katja sehen, wie sehr sie sich anstrengen musste, um nicht die Selbstbeherrschung zu verlieren.
»Die Nachbarn fangen an zu reden, wenn ein Polizeiauto vor dem Haus
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