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Das Erbe des Bösen

Das Erbe des Bösen

Titel: Das Erbe des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Diebe denn ins Haus gekommen sein?«
    »Sie haben Charlies Fenster eingeschlagen. Als hätten sie gewusst, dass dort die Alarmanlage nicht angeschlossen ist.«
    »Profis sehen so etwas. Ich habe dich gewarnt, falls du dich erinnerst. Was ist denn gestohlen worden?«
    Seine Mutter schwieg.
    »Was haben sie mitgenommen?«, fragte Erik erneut. »Geld, Schmuck, Bilder?« Zu seiner Schande musste er sich eingestehen, dass er die Situation geradezu genoss.
    |247| Schließlich seufzte seine Mutter auf.
    »Nichts Wichtiges.«
    »Nichts Wichtiges?« Erik konnte sich nur mit Mühe beherrschen. Unglaublich! Sie wollte das Spiel auch jetzt noch weiter treiben.
    »Nur ein paar Gegenstände. Die sind nicht so wichtig.«
    »Warum sollte jemand in dein Haus einbrechen und dann nichts mitnehmen, obwohl die Zimmer voll sind mit allen möglichen wertvollen Sachen?«
    »Woher soll ich das wissen?«, sagte seine Mutter wütend. »Vielleicht haben sie gehört, wie ich zurückgekommen bin, und sind geflohen. Es ist nur so ein entsetzliches Gefühl, zu wissen, dass jemand hier eingedrungen und herumgeschlichen ist.«
    »Hast du die Polizei angerufen?«
    »Nein«, antwortete sie schnell. »Das ist unnötig. Ich lasse das Fenster ersetzen und schließe die Alarmanlage an. Für Charlie denke ich mir einen anderen Weg aus. Ich . . . Oh, mein Gott . . .«
    Erik hörte, dass erneut Panik in ihr aufstieg.
    »Ich muss jetzt aufhören«, sagte sie und brach das Gespräch abrupt ab.
    Aufgewühlt legte Erik das Handy aufs Bett. Früher hätte er Mitleid mit seiner erschrockenen, alten Mutter gehabt, aber jetzt war er nur wütend.
    Ob irgendwo auch Unterlagen existierten, die etwas über die Vergangenheit seines Vaters verrieten? Der hätte so etwas aber wohl kaum aufbewahrt, das passte nicht zu ihm. Und seine Mutter hatte nach der Scheidung sicherlich auch keine Dokumente mehr, die seinen Vater tangierten.
    Vor Eriks innerem Auge kreisten Fotos und Filmsequenzen von S S-Männern , Konzentrationslagern und grausamen rassenhygienischen Maßnahmen. Bislang war das »Dritte Reich« für ihn Geschichte gewesen, jetzt war es auf einmal so nahe gerückt, wie er es sich nie hätte vorstellen können.
    Er nahm den Stadtplan vom Tisch, den er bei der Touristen-Information am Flughafen Tegel mitgenommen hatte. Auf der Rückseite wurde für zwei verschiedene Stadtführungen geworben. |248| Die eine bot »das Berlin des Kalten Krieges« an, die andere war mit einem Adleremblem illustriert: »Die Hauptstadt des ›Dritten Reiches‹ – Besuchen Sie die wichtigsten Orte der Naziherrschaft«.
    Es war ein unglaublicher Gedanke, dass seine Eltern in jenen Jahren hier gelebt haben sollten. Warum hatten sie es verschwiegen? Hatten sie es selbst für einen Schandfleck in ihrer Vita gehalten – oder hatten sie tatsächlich etwas getan, das man besser für sich behielt, auch nach Jahrzehnten noch?
    Erik beschloss, am nächsten Morgen alles auszugraben, was er zu dem Thema finden konnte. Allerdings gab es bislang nur wenige Anhaltspunkte und Namen. Als erstes würde er sich auf den Exmann von Katharina Kleve konzentrieren: auf Hans Plögger.

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    Die schweren Regenwolken waren am dunklen Himmel über Helsinki kaum zu erkennen. Es war sieben Uhr am Morgen, rund um den Senatsplatz herrschte kaum Verkehr, aber kurz zuvor waren schwarze Limousinen von Ministern in den Innenhof des Staatsratsgebäudes gefahren.
    Ministerpräsident Vanhanen saß im Kabinettssaal am Kopfende des Konferenztisches und sah müde, aber erleichtert aus.
    »Die KRP hat heute Nacht drei Studenten von der TH verhört, und alle haben gestanden, am Abschuss der Rakete beteiligt gewesen zu sein«, sagte Vanhanen. »Ein Mitglied der Gruppe wurde gestern tot aufgefunden, und die Polizei überprüft, ob hier ein Zusammenhang mit dem Raketenabschuss besteht. Entscheidend ist aber, dass die Festgenommenen angeben, die zweite, in dem Erpresserschreiben genannte Rakete, existiere gar nicht. Auch keine schmutzige Bombe. Rakete und Bombe sind nur als Drohgebärde zu verstehen gewesen. Moskau hat bereits eine entsprechende Mitteilung erhalten.«
    Am Tisch sah man die erleichterten Gesichter der Minister. »Woher stammt eigentlich die Probe des angereicherten Urans?«, fragte Außenminister Kanerva.
    »Die Festgenommen wissen es nicht oder sagen es nicht. Sie behaupten, nur der ermordete Plögger hätte diese Frage beantworten können. Die Polizei hat bei ihm Hinweise darauf gefunden, dass er die Probe aus

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