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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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sie, nie wieder rein zu werden, erhob sie Anklage gegen den Prinzen von Lytar und bezichtigte ihn der Schändung ihrer Jungfräulichkeit. Mein Gott gibt mir die Gnade, Wahres zu erkennen, und so wusste ich, dass jedes ihrer furchtbaren Worte zutreffend war. Zum Schluss bat sie mich, den Ehrlosen aufzusuchen und ihn zu bestrafen. Ich spürte, dass es der Wille Loivans war, diesen Mann zu richten, also versprach ich es ihr, rüstete mich und begab mich auf die Suche nach ihm.«
    Barius senkte den Kopf.
    »Hätte ich klarer gedacht und wäre ich nicht vor blindem Zorn entbrannt, hätte ich eher darauf kommen können, dass Belior den Tempel der Mistral entehren würde … Schon immer hatte er die Göttin und ihre Priesterinnen für all das verantwortlich gemacht, was sich ihm in den Weg stellte. Ich fand ihn, als er gerade aus dem Tempel der Mistral floh, kurz bevor sich dessen mächtige Türen, begleitet von einem Grollen aus den Tiefen der Erde, schlossen. Nur knapp war es ihm gelungen zu entkommen, beinahe wäre der Tempel auch ihm zum Grab geworden. Doch das half ihm nicht viel, denn vor dem Portal des Tempels stellte ich ihn im Namen meines Herrn! Er versuchte noch, mich abzukanzeln, fragte mich, was ich mir einbildete und wie es sein könne, dass ich mich wegen einer Elfenhure gegen ihn erhob.
    Ich forderte ihn auf, sein Schwert zu ziehen, was er dann auch tat, und dann erschlug ich ihn. Er mag ein geschickter Kämpfer gewesen sein, doch ich führte meine Klinge mit dem Zorn eines Gottes und der Kraft des heiligen Eids! So war er von Anfang an unterlegen. Mein Streich traf seine Schulter und spaltete ihm den Körper, er fiel in zwei Teilen vor mir zu Boden, gerichtet und in ewige Verdammnis gestürzt! Glaubt mir, Freunde, Belior war tot! Mein Gott hatte über diesen Mörder sein Urteil gefällt, und allein die Berührung eines anderen Gottes hätte ihn wieder beleben können!«
    »Wie meint Ihr das?«, fragte Pulver.
    »Mistral selbst hätte von ihrem hohen Ort herabsteigen und den Prinzen mit göttlicher Güte berühren müssen!«, rief der Priester leidenschaftlich. »Aber das hätte sie nicht gewagt. Zu groß wäre der Zorn meines Gottes, ihres Bruders, gewesen. Denn was Er richtet, ist Seines allein. Der Prinz der Lügen, der Zerstörer Lytars ist tot und vernichtet, ich schwöre es bei meiner Seele und bei meinem Gott!« Nur selten hatten Astrak und Pulver den Priester so aufgeregt erlebt. »Ich habe es der Sera Farindil versprochen, und ich habe mein Versprechen gehalten!«
    »Sie bedeutete Euch viel, nicht wahr?«, fragte Pulver leise.
    Barius stockte, dann nickte er.
    »Ja«, antwortete er leise. »Vor dieser schrecklichen Tat war sie wie ein kluges Kind, immer freundlich und fröhlich. Könnte mein Herz noch bluten, so würde es das tun. Meine Seele schmerzt so sehr bei dem Gedanken, dass sie all die Jahre mit dieser Verbitterung hat leben müssen. In jener Nacht zerstörte Belior noch so viel mehr, aber dass er ihr die Freude am Leben nahm, macht sein Verbrechen für mich unerträglich!«
    Astrak verstand plötzlich.
    »Die Sera Farindil ist unsere Bardin, nicht wahr?«
    »Ja, sie ist es, der man in dieser verfluchten Nacht die Unschuld raubte.«
    »Das ist schlimm«, murmelte Astrak betrübt.
    Pulver nickte stumm. »Findet Ihr es nicht seltsam«, sagte er dann nachdenklich, »dass sich nach all diesen Jahren die Beteiligten von damals wieder zusammenfinden? Die Katastrophe nahm ihren Lauf, als Prinz Belior der Sera Farindil Gewalt antat. Alles andere folgte daraus. Ihr sagtet, jener Belior, der nun nach der Krone greift, könne nicht derselbe sein, den Ihr erschlagen habt. Nun gut, aber auch Ihr seid hier und könnt nicht sterben, bevor sich Eure Schwüre nicht erfüllt haben. Genauso Meliande, die Ihr unter großen Opfern wieder ins Leben zurückgerufen habt. In Berendall wiederum wartet die Sera Farindil auf das Schiff, dass sie in ihre Heimat bringen wird, um dort eine Allianz gegen Kanzler Belior zu schmieden. Und Ariel verzehrt sich nach Meliande und fertigt in einem fort Pfeile an, als wolle er allein eine ganze Armee bezwingen. Mir zumindest erscheint es so, als würde hier keine neue Schlacht geschlagen, sondern eine alte fortgesetzt. Alle Figuren befinden sich auf dem Spielfeld … das kann kein Zufall sein.«
    »Alle, bis auf Belior. Nur weil der Kanzler ebenso heißt, ist er nicht auch der Prinz!«
    »Barius«, entgegnete Pulver leise, aber eindringlich. »Ihr habt vielleicht noch nicht davon

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