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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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gehört, aber unter den königlichen Soldaten, die hier getötet wurden, befanden sich auch Priester eines dunklen Kults. Der Name des Gottes, den sie verehren, ist Darkoth. Ihr sagtet selbst, dass nur ein Gott es vermocht hätte, Belior wiederauferstehen zu lassen.
    Und dass dieser Gott sich damit den Zorn Eures Herrn zugezogen hätte. Sagt, Barius ist es möglich …«
    So hart traf den Priester der Schock der Erkenntnis, dass er sich vergaß. Für einen langen Moment verschwammen seine Gesichtszüge, und Astrak und Pulver blickten auf einen vergilbten Schädel, an dem noch Reste von Haut hingen und in dessen Augenhöhlen ein dunkles unheilvolles blaues Licht erglühte. Es war ein Anblick, der jedem das Blut in den Adern hätte erstarren lassen. Astrak zog scharf die Luft ein und musste sich in Erinnerung rufen, dass dieser Mann durch seinen Eid und Glauben an einen vertrockneten Körper gebunden war, und dass er auf ihrer Seite stand, fest wie ein Fels und weit über den Tod hinaus. Pulver hingegen blinzelte nur.
     
    »LOIVAN!«, rief Barius schließlich und zog sein Schwert, um es gen Himmel zu stoßen. »Ich schwöre bei ALLEM, dass ich weder Rast noch Ruhe finden werde, bis dieses Ungeheuer endgültig von dieser Welt getilgt ist! Ich flehe Euch an, Herr, gebt mir die Kraft und den Willen, diesen Schwur zu erfüllen! Helft mir, das Ungeheuer zu richten, das es wagte, sich gegen Euer Urteil zu stellen. Gebt mir die Kraft, diesem dunklen Gott zu trotzen, und lasst mich Euer Schwert sein in diesem Kampf!«
    Ein weißes Licht umspielte die erhobene Klinge, und am strahlend blauen Himmel zogen sich dunkle Wolken zusammen.
    »Oh ihr Götter!«, flüsterte Pulver und wollte Astrak am Arm zurückreißen, doch der war schon selbst von dem Priester weggetreten, um dessen Gestalt nun Staub und Steine zu kreisen begannen. Das schwere Leinentuch, das über die Wasserfässer gespannt war, begann in dem aufkommenden Wind zu flattern, und Astrak und Pulver drehten sich um und rannten los, als das Wirbeln um den Priester immer stärker wurde.
    »Oh Herr, Gott der Gerechtigkeit, ich flehe Euch an, gebt mir die KRAFT und die STÄRKE, jedem und allem zu trotzen, was sich mir bei der Erfüllung meines Schwurs entgegenstellt! Ich bitte Euch, helft Eurem armseligen Diener, dieses gerechte Ziel zu erreichen und endlich Ruhe zu finden!«, dröhnte Barius’ Stimme, als wäre es der Gott selbst, der aus seinem Mund sprach.
    Immer schneller drehte sich die Windhose und riss mit sich, was sie zu fassen bekam, mit einem lauten Knall wurde die Plane von den Stecken gerissen, die sie gespannt gehalten hatten, wild rotierend flog sie davon und drehte sich in dem Wirbel aus Sand, Staub und Gestein, der sich immer höher in den strahlend blauen Himmel reckte, aus dem sich eine zweite Windhose zu ihnen herabschraubte, dunkel und zornig und von donnernden Blitzen erfüllt.
     
    Vater und Sohn brachten sich hinter einem schweren Trümmerstück des Damms in Sicherheit und sahen mit aufgerissenen Augen zu, wie gefüllte Wasserfässer von der Windhose in die Luft gerissen und so schnell herumgewirbelt wurden, dass sie fast vor ihren Augen verschwammen, bevor sie barsten und das kostbare Wasser dem wütenden Wind übergaben.
    »Ich dachte immer«, keuchte Astrak, während er sich tiefer in den Windschatten des Steins drückte und dabei sein flatterndes Gewand festhielt, »dass die Götter nicht direkt eingreifen dürfen!«
    »Sie dürfen Gebete erhören!«, antwortete Pulver gepresst. »Manchmal braucht es nicht mehr.« Er zog seinen Sohn näher zu sich heran und legte sich schützend über ihn. »Zumindest weiß ich jetzt, weshalb man Windhosen auch die Finger der Götter nennt!«
    Immer schneller noch drehte sich die Windhose, deren vernichtender Mahlstrom so dunkel und schwarz geworden war, dass man den Priester nicht mehr sehen konnte. Blitze zuckten umher, und fortwährender Donner ließ die Erde erbeben, sodass selbst in der Entfernung alte Steine von den Ruinen polterten. Überall rannten die Menschen davon, um Deckung und Schutz zu suchen vor diesem wahrhaft göttlichen Zorn. Der Wind peitschte ihnen die Haare ins Gesicht, zerrte an ihren Kleidern und griff mit gierigen Fingern nach ihren Körpern, fast schon befürchtete Pulver, dass er seinen Halt verlieren würde, denn viel fehlte nicht mehr, und der Wind hätte Astrak und ihn in die Lüfte erhoben.
    Dann trafen sich, hoch über ihnen, die beiden Windhosen.
    Ein gleißendes Licht, ein

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