Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
Vom Netzwerk:
Ich hoffte, dass mein Enkel sich von seinem Sturz erholt. Ich hoffte so vieles. Wie viel Hoffnung kann ein Mensch denn in sich tragen? Soll ich darauf hoffen, dass sich die Himmel öffnen und Belior vom Blitz erschlagen wird?«
    »Solche Dinge sind schon geschehen, Graf«, sagte Frese.
    »Nur traf es meist die Falschen«, gab der Graf bitter zurück.
    Er sah auf das Meer hinaus. Dort draußen, ein Stück hinter der Hafeneinfahrt, lagen drei große Boote nebeneinander vertäut auf See. Soeben wurden an Bord Laternen entzündet.
    »Was ist mit denen?«, fragte der Graf. »Gibt es von dort Neuigkeiten?«
    Frese zuckte die Schultern. »Sie schicken jeden Tag Taucher hinab, die sich bis zur Erschöpfung abmühen, den Golem freizulegen. Sie haben ihn vermessen und gezeichnet und dann versucht, mit Axt und Bohrer einzudringen, aber es hat keinen Zweck. Er liegt genauso da wie immer. Ich hörte, sie suchen nun auf der Unterseite nach einem Einstieg und lassen ihn dafür von den Tauchern unterhöhlen. Es hat schon zwei von ihnen das Leben gekostet, doch sie geben nicht auf. Ich glaube trotzdem nicht, dass sie Erfolg haben werden.«
    »Ich bete jedenfalls dafür, dass sich ihre Mühe nicht lohnt!«, murmelte der Graf bedrückt. »Aber wenn es Beliors Gelehrte schaffen, den Golem wieder zum Leben zu erwecken, brauche ich mir keine Gedanken mehr um die Verteidigung der Stadt zu machen. Dann wäre jeder Widerstand vergebens.«
    »Soweit wird es nicht kommen. Für den Fall, dass sich der Golem bewegt, sind schon Vorkehrungen getroffen. Ich habe drei zuverlässige Leute an Bord geschmuggelt, wenn der Erfolg absehbar ist, werden sie die Gelehrten sofort erschlagen.«
     
    »Was hat es mit diesem Golem und den Gelehrten auf sich?«, fragte Lamar überrascht. »Irgendwann einmal habt Ihr es erwähnt, aber ich habe es vergessen.«
    »Ähnlich ging es den Freunden«, erklärte der alte Mann gemächlich. »Sie wussten auch nichts davon. Wie ich bereits sagte, war Berendall auch schon im zweiten Zeitalter eine wichtige Stadt, ›Das Tor zum Greifen‹ nannte man sie auch. Daher ist es nicht verwunderlich, dass unsere Vorfahren sie zu schützen suchten. Mit starken Wällen und einem Wächter, einem riesigen Golem aus Eisen, der nicht nur die Stadt verteidigen konnte, sondern sich auch anderweitig als recht nützlich erwies. Doch kurz nach dem Untergang Lytars wurde das Geheimnis gestohlen, das es einem erlaubte, sich den Golem Untertan zu machen. Er stand dann noch lange Jahrhunderte nutzlos in der Hafeneinfahrt, bevor er irgendwann vornüberkippte. Seitdem liegt er im Wasser und rostet vor sich hin. Nur Belior erinnerte sich seiner … er entsandte zusammen mit dem Regiment eine Gruppe von Gelehrten nach Berendall, damit sie einen Weg finden, den Golem für ihn nutzbar zu machen. Ich erzählte Euch, dass auch Graf Lindor überrascht war, als er zum ersten Mal von diesem Golem hörte.«
    »Jetzt erinnere mich«, sagte Lamar und gähnte verhalten. »Ich wundere mich nur, dass Ihr so etwas Wichtigem in Eurer Geschichte so wenig Beachtung schenkt.«
    Der alte Mann zuckte die Schultern. »Sagte ich, dass er wichtig war? Er war es nicht. Er lag da und rostete vor sich hin. Wichtig war damals etwas anderes. Denn ungefähr zu dieser Zeit, am Abend des gleichen Tages, löste sich ein anderes Rätsel. Außerdem geschah etwas, das jedem Mut gab, der es miterleben durfte … es geschah, als Astrak vom Tempel zurückkehrte und seinen Vater aufsuchte, um ihm Bericht zu erstatten.«

 
Loivans Zorn
     
    »Dein Vater?«, antwortete Markus auf Astraks Frage. »Der ist unten am Hafen. Er hat irgendetwas mit dem Ungeheuer vor. Wie geht es beim Tempel voran? Ist er offen? Ist die Statue der Göttin so schön, wie man sich erzählt?«
    Astrak hob schmunzelnd die Hand, um Markus in seiner Neugier zu bremsen. »Lass mich doch die Fragen erst einmal beantworten!«, sagte er grinsend. »Ja, wir hatten Erfolg, Elyra hat den Tempel öffnen können. Und etwas Schöneres als Mistrals Statue habe ich noch nie zuvor gesehen. Aber ich jetzt bin in Eile, ich erzähle dir später mehr.« Sein Freund wirkte etwas enttäuscht, als Astrak sich abwandte und ging, aber es half nichts, er musste zuerst seinem Vater berichten. Was der wohl zu Lenise sagen würde? Es ist seltsam, dachte Astrak, als er sich seinen Weg zwischen den Zelten hindurch hinunter zum Börsenplatz suchte. Sie hat keine Augen, aber es stört mich gar nicht. Es ist, als ob ich sie trotzdem sehe: Augen so

Weitere Kostenlose Bücher