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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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als ein schmales Band aus dunkel angelaufenem Silber und sah kaum aus wie ein mächtiges magisches Artefakt. Einen Moment zögerte er, dann zuckte er die Schultern und verstaute den Reif wieder sicher unter seinem Wams. Volle drei Schritt breit!, machte er sich Mut. Es war mehr als unwahrscheinlich, dass er auf dieser kurzen Strecke stolpern und ins Wasser fallen würde.
    Dennoch hielt er sich so nahe wie möglich an den Hauswänden, als er vorsichtig weiterging. Drei betrunkene Seeleute kamen aus der Taverne und wankten ihm entgegen, einer lachte, als er Argor sah, und lallte etwas Unverständliches, das sich wie »Blumenjunge« anhörte. Die anderen lachten ebenfalls, als wäre dem Ersten ein prächtiger Scherz gelungen, und dann waren die drei auch schon vorbeigetorkelt.
    Argor hob die Hand und klopfte an die Ladentür, doch diese war bereits geöffnet und schwang sofort zurück. Sie gab den Blick auf einen dunklen, engen Raum frei, der mit allerlei Tand und Zeug vollgestopft war. Kisten und Fässer stapelten sich hier, an einer Wand hingen schwere Seilrollen, an der anderen eine Auswahl an kurzen und langen Messern sowie Schiffsäxte und jene seltsamen Haken, welche die Bootsleute zum Entern anderer Schiffe verwendeten. An der Decke hingen gut zwei Dutzend Laternen, manche von ihnen alt und rostig, keine von ihnen brannte.
    Ihm gegenüber befand sich eine Art Theke, und dahinter stand ein schmächtiger Mann mit ungepflegten Haaren und einem struppigen Bart. Er war in ein Lederwams gekleidet und trank soeben aus einem Tonkrug.
    »Meister Berosch?«, fragte Argor höflich, als er die Tür hinter sich zufallen ließ.
    »Ja. Wer fragt?«, gab der Mann zurück und musterte den jungen Zwerg mit rot geränderten Augen. »Habt Ihr Euch verlaufen?«
    »Nur wenn man hier keine Waffen kaufen kann«, antwortete Argor.
    Der Mann lachte trunken.
    »Wenn es nicht gerade das Schwert des Grafen sein soll, werde ich Euch schon besorgen können, was Ihr braucht.«
    Er blinzelte zur Tür hinüber. »Ihr seid allein, hoffe ich? Ich habe keine Lust, meinen Schnaps mit der Stadtwache zu teilen.«
    »Seid unbesorgt, Meister Berosch«, versicherte Argor.
    »Gut, also, wonach sucht Ihr?«
    »Nach einer Armbrust.«
    »Hah!«, rief der Mann. »Eine Armbrust! Wenn’s weiter nichts ist! Die einzige Waffe, die hier in Berendall bei Strafe verboten ist. Wollt Ihr nicht doch lieber ein Schwert? Das ist zwar auch nicht erwünscht, aber Ihr könnt es immerhin verschnürt mit Euch führen!«
    »Nein«, beharrte Argor. »Ich brauche eine Armbrust. Warum sind sie verboten? Davon wusste ich gar nichts.«
    »Eine Armbrust vermag einen Harnisch zu durchschlagen, deshalb dürfen nur die Wachen sie führen. Aber gut. Stürzt Euch ins Verderben, mich geht es nichts an. Habt Ihr Gold, könnt Ihr zahlen? Eine Armbrust ist nicht billig.«
    »Was kostet sie?«
    »Beim Waffenschmied etwas mehr als acht Silber. Bei mir kostet sie einen Kroner und zwei Silberstücke, aber ich stelle auch keine Fragen. Habt Ihr so viel?«
    Argor griff unter sein Wams und holte seinen Beutel hervor. Er zählte dem Mann die Münzen auf den Tisch. Berosch sah auf sie herab, musterte Argor dann etwas genauer und nickte schließlich.
    »Gut. Wartet hier. Wie Ihr Euch denken könnt, habe ich die Armbrust nicht hier herumliegen. Ich bin gleich zurück.«
    »Ich kann auch später wiederkommen«, bot Argor ihm an, doch der Mann schüttelte den Kopf.
    »Nein, es ist besser, wenn Ihr hier wartet. Es dauert nicht lange. Ich bin sofort zurück. Wenn Ihr wollt, könnt Ihr Euch vom Schnaps nehmen, etwas anderes rührt Ihr nicht an, verstanden?«
    »Verstanden«, antwortete Argor etwas irritiert.
    Berosch griff sich einen Umhang und eilte zur Tür. »Es dauert nicht lange!«, wiederholte er. »Bleibt einfach hier.« Mit diesen Worten verschwand er durch die Tür.
    Argor sah ihm stirnrunzelnd nach. Etwas störte ihn, nur wusste er nicht, was. Der Mann hatte sogar das Gold auf der Theke liegen lassen. Das hätte ihn beruhigen können, nur tat es das nicht.
    War es die Art, wie der Mann ihn angesehen hatte? Oder hatte irgendein unscheinbares Detail ihn im Geheimen alarmiert? Es gab nur ein kleines Fenster in dieser windschiefen Bude, und die Sonne stand bereits so tief, dass kaum noch Licht in den Laden fiel. Doch Argor sah im Dunklen besser als andere, daher störte ihn das wenig. Etwas in dem Raum musste ihn gewarnt haben, irgendetwas passte nicht. Nur was?
    Langsam ließ er seinen Blick über

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