Das Erbe des Greifen
Art, mit Steinen umzugehen. Man muss ihnen nur sagen, was man von ihnen will.« Er spannte die Armbrust und legte einen Bolzen auf.
»Jetzt fühle ich mich besser«, sagte er dann.
In dem Moment blieben Leonora und Knorre abrupt stehen.
»Ich glaube, du hast gerade jemanden verärgert«, meinte Sinas Mutter zu Knorre.
»Sieht so aus«, erwiderte dieser und hob seinen Stab. Bevor sich Argor fragen konnte, was Leonora damit meinte, tauchten direkt vor ihnen wie aus dem Nichts drei Soldaten und ein Priester auf. Gerade noch rechtzeitig konnte Knorre einen Schwertstreich mit seinem Stab abfangen. Gleißende Funken stieben auf, und der Soldat taumelte zurück. Leonora duckte sich indes unter dem Schwerthieb eines anderen Soldaten hindurch und traf diesen so hart mit der flachen Hand auf den Brustpanzer, dass er benommen nach hinten taumelte. Der dritte Soldat hatte es ebenfalls auf Knorre abgesehen, doch dieser fuhr überraschend schnell herum und hob dabei den Stab, dessen gezacktes Ende den Soldaten sicherlich im Gesicht getroffen hätte, wenn Knorre nicht just in diesem Moment das Bein eingeknickt wäre. So verfehlte sein Streich den Soldaten, und er selbst fiel schwer zu Boden. Zwar hatte auch der Soldat nicht getroffen, doch nun lag Knorre dem Mann hilflos ausgeliefert vor den Füßen.
»Stirb!«, kreischte der Priester im Hintergrund und hob beschwörend die Arme. »Fühle die Macht meines Herrn und verzweifle daran!«
Da warf sich Argor nach vorne, doch noch während er mit seinem Hammer ausholte, wusste er bereits, dass er zu spät kommen würde. Auch Sina versuchte an den Soldaten heranzukommen, doch der hatte sein Schwert schon zum Todesstoß erhoben. In diesem Moment zupfte etwas an Argors Haaren, und mit einem harten Schlag tauchte ein schwarzer Pfeil im Visierschlitz des Soldaten auf. Einen Lidschlag später warf es den Priester nach hinten, als auch ihm ein Pfeil den Kopf durchschlug.
Der Soldat hatte noch immer sein Schwert erhoben, jetzt fiel es ihm aus den erschlaffenden Händen. Knorre versuchte sich zur Seite zu rollen, doch es war Argors Hammer, der das Schwert des Toten zur Seite schlug, und sofort war Sina zur Stelle, um sich gegen den Toten zu stemmen und zu verhindern, dass dieser mit seiner schweren Rüstung auf Knorre fiel.
Schwer atmend stand Argor da und sah sprachlos auf die beiden Pfeile herab, deren Machart ihm sehr bekannt vorkam. Zudem gab es nur einen, der so schießen konnte. Langsam drehte er sich um.
Garret stand dort, mit einem blutigen Verband um den Kopf, aber dem breitesten Grinsen auf den Lippen, das Argor jemals an ihm gesehen hatte. Neben ihm stützte sich Tarlon auf seine schwere Axt. Er trug einen breiten Verband um die Schulter und war von Kopf bis Fuß mit Blut bedeckt. Auch er hatte ein Lächeln im Gesicht, doch lag ein ungekannter Grimm darin.
»Hah!«, rief Lamar. »Ich wusste, dass sie irgendwann übereinander stolpern würden!«
»Pssst!«, zischte jemand ans dem Publikum und warf dem Gesandten einen bösen Blick zu. »Still jetzt!«
»Ich habe mir Sorgen um dich und Knorre gemacht!«, grinste Garret, »Und völlig grundlos, wie ich sehe, wo ihr doch in solch bezaubernder Gesellschaft reist!« Er verbeugte sich elegant vor den beiden Seras. »Wollt Ihr uns einander nicht vorstellen?«, fragte er unschuldig. Sina kicherte, während Leonora eine Augenbraue hochzog.
Knorre fluchte leise, dann stützte er sich auf seinen Stab und stand mit Sinas Hilfe auf.
»Wir kennen uns bereits«, sagte Leonora lächelnd. »Dies ist meine Tochter Sina. Sina, das sind Garret und Tarlon, Argors Freunde.«
»Das habe ich mir bereits gedacht.«
Garret musterte die beiden Frauen verblüfft, vor allem Leonora, während Tarlon hinter ihm leise zu lachen begann.
»Woher sollten wir uns kennen?«, fragte Garret sichtlich verwundert.
»Wir sind uns einmal an einem Brunnen begegnet«, lächelte Leonora. »Es ist lange her, aber ich für meinen Teil erinnere mich noch gut daran.«
Garret blinzelte, offensichtlich verstand er nicht, was sie ihm sagen wollte.
»Das ist die Sera vom Brunnen, Garret«, half ihm Tarlon, der noch immer leise lachte, auf die Sprünge. »Schau genau hin. Denk dir die Haare anders, und die Robe dazu …«
»Götter!«, entfuhr es Garret nun.
Knorre drehte sich langsam zu Leonora um. »Hast du dich da etwa auch eingemischt?«, rief er erzürnt. »Du wirst Sie noch richtig wütend machen, wenn du nicht damit aufhörst!«
»Ich war nicht wirklich
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