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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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sorgfältig und erhob sich dann.
    »Ich werde meinem höchsten Eid Folge leisten«, teilte er dem jungen Leutnant mit. »Lebt wohl, Heskel.« Er stand auf und wandte sich Nestrok zu, der ihn aufmerksam musterte.
    Ist es Zeit?
    »Ja, alter Freund, es ist Zeit«, sagte Lindor laut.
    »Graf Lindor«, rief der Leutnant, und Lindor sah zu ihm zurück.
    Der Leutnant salutierte.
    »Es war mir eine Ehre, unter Euch gedient zu haben, Ser!«
    »Passt auf Euch auf, Leutnant«, sagte Lindor noch. Dann ging er mit großen Schritten zu Nestrok hinüber, der bereits den Nacken senkte, sodass der Graf leichter aufsteigen konnte.
     
    Leutnant Heskel trat zurück und schloss die Augen, als sich der Drache in einem Wirbelwind von Staub, Dreck und Gras in die Luft erhob. Als der Sturm vorüber war, öffnete er seine Augen wieder und sah dem Drachen dabei zu, wie er sich höher und höher in die Luft schraubte. Und er war nicht der Einzige, fast ein jeder im Lager sah dem Grafen und seinem Drachen nach.
    Was hatte der Graf noch zu dem Drachen gesagt? Dass es Zeit sei? Heskel nickte grimmig. Damit hatte er wohl Recht. Er sah sich um, niemand schenkte ihm besondere Beachtung. Abgesehen davon, dass er dem Grafen den Brief überbringen sollte, hatte ihm der Obrist keine weiteren Befehle erteilt. Das ließ nichts Gutes ahnen. Auch für ihn war es nun wohl an der Zeit, das Lager zu verlassen.
    Mit etwas Glück würden die Wachen am Tor noch den Passierschein akzeptieren, den der Graf ihm ausgestellt hatte. Danach … nun, dachte Heskel, das würde sich zeigen. Mislok war nur einen Tagesritt entfernt, vielleicht konnte man dort einen fähigen Adjutanten gebrauchen. Was er vorhatte, war zweifellos Verrat, dachte er, als er seine Schritte zum Stall lenkte. Und zudem noch Fahnenflucht. Er suchte nach Zweifeln in seinem Herzen, doch er fand keine. Schließlich hatte er geschworen, dem Reich zu dienen. Und nach allem, was er nun wusste, würde er gegen diesen Eid verstoßen, wenn er weiterhin dem Kanzler diente. Allerdings hatte er seine Zweifel, ob ihm diese Begründung helfen würde, wenn man ihn ergriff. Also, dachte er grimmig, als er dem Stallmeister befahl, ihm ein Pferd zu satteln, sollte er wohl lieber darauf achten, sich nicht ergreifen zu lassen!
     
    » Was ist mit der Hüterin?«, wollte Lamar wissen. »Traf sie noch rechtzeitig zum Kampf ein?«
    »Ich glaube, ich vertrete mir nun doch ein wenig die Beine«, sagte der alte Mann und machte Anstalten, sich zu erheben. »Wenn Ihr wollt, könnt Ihr währenddessen die Geschichte gerne zu Ende erzählen …«
    »Bitte bleibt«, sagte Lamar entschuldigend. »Ich bin nur ungeduldig …«
    »Ungeduld ist keine Tagend«, ermahnte ihn der alte Mann lächelnd. »Aber weit verbreitet. Was die Hüterin angeht …«

 
Waffenruf
     
    Meliande war gerade ins Gespräch mit den Hauptmännern Hugor und Hendriks vertieft, als Helge in die Gaststube des »Greifen« gestürmt kam und die Nachricht überbrachte, dass die Glocken in Berendall Alarm läuteten.
    »Die Stadt wird nicht belagert, Sera«, berichtete er atemlos, »wenigstens im Moment noch nicht. Doch die Tore wurden geschlossen, und es heißt, dass die Wälle bemannt werden. Zudem gibt es Berichte von erbitterten Kämpfen in der Stadt, von schwarzer Magie, die von den Priestern Darkoths angewendet wird. Niemand weiß genau, wer dort gegen wen kämpft, nur, dass es gegen den alten Grafen selbst gehen soll, dessen ist man sich sicher.«
    »Die Stadt wird nicht belagert?«, fragte Meliande überrascht. Sie und Hendriks hatten den Gasthof als ihr Hauptquartier auserkoren, da er sich weitaus besser für die anstehenden Planungen und Besprechungen eignete als Baron Vidans Burg, auf der man sich nicht sicher sein konnte, ob man die Loyalität der Leute dort besaß. Jeder der beiden Hauptmänner hatte zehn Mann abgestellt, um die Burg des Barons zu inspizieren und deren Bestand an Nahrungsmitteln und Waffen aufzunehmen, aber die Söldner waren erst vor Kurzem aufgebrochen, und ihren Bericht konnte Meliande nicht so bald erwarten.
    So war der Gastraum des »Greifen« nun ihr Hauptquartier, und dass während der Lagebesprechung gutes Essen und leichtes Bier gereicht wurde, störte sie nicht im Geringsten. Es war nicht schwer gefallen, Hauptmann Hugor zu überzeugen, sich dem Greifen anzuschließen, denn wie Hendriks schon gesagt hatte, machte es einen Unterschied, für Gold zu kämpfen oder dafür, eine Heimat zu erhalten. Der Hinweis darauf, dass Lytara

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