Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
Vom Netzwerk:
heißt, er sei der Erste gewesen, der Belior seinen Treueid geschworen habe.«
    »Es gab ihn? Ist er tot?«, fragte Argor nach.
    »Er wurde gestern Nacht erschlagen. Mislok befindet sich im Aufstand, und auf seinen Zinnen weht das Banner des Greifen. Die Söldner des Barons haben sich der Armee des Greifen angeschlossen. Es sollen mehr als zweihundert erfahrene Kämpfer hinzugekommen sein.«
    Argor verschluckte sich an seinem Tee und hustete. Als Sina ihm auf den Rücken schlug, hörte es sich fast so an, als hätte sie auf ein schweres Fass geklopft.
    » Danke, Sina, ist schon gut«, rief Argor schließlich und hob abwehrend die Hand. Er hustete noch einmal und wischte sich mit der Hand die Tränen aus den Augen. »Ist das wirklich wahr?«
    »Es muss wahr sein. Jedermann spricht darüber.«
    »Aber von welcher Armee ist die Rede? Wir haben keine Armee!«, rief Argor.
    »Offenbar hat sich das geändert«, kommentierte Knorre lächelnd.
    »Es wird sogar behauptet«, sprach Sina weiter, »man habe in letzter Zeit des Öfteren einen der legendären Kriegsfalken gesehen … dieser Falkenreiter sei es auch gewesen, der den Baron erschlagen habe, als er die Hand gegen die Prinzessin von Lytar erheben wollte.«
    »Welche Prinzessin denn nun schon wieder?«, fragte Argor und sah Knorre ratlos an. Doch der zuckte nur die Schultern.
    »Nichts weiter als Gerüchte«, sagte er. »Es wird viel erzählt. Die Leute übertreiben manchmal.«
    Sina nickte.
    »Vielleicht. Aber diesen Falken gibt es, nicht wahr?«
    »Ja«, antwortete Argor. »Ein Freund von uns stahl ihn aus dem Depot, in dem der Falke lange Zeit sicher verwahrt worden war. Es ist ein Unglück, denn es heißt, dass die alte Magie die Seele des Falkenreiters unweigerlich aufzehren wird.«
    »Nur wenn der Reiter sich an den Falken verliert«, berichtigte Knorre. »Das geschah oft, ja, aber es muss nicht so enden.«
    »Ich würde mich freuen, wenn es so wäre, denn Marten ist mein Freund«, sagte Argor. »Aber woher wollt Ihr das wissen?«
    »Mein Vorfahr erschuf diese Animatons, habt Ihr das vergessen?«, gab Knorre zurück. »Sein Fehler war es, die Menschen zu überschätzen. Er ging davon aus, dass jeder, der einen dieser Falken reitet, über einen gefestigten Willen verfügt. Nur war es nicht so. Ein Falkenreiter zu sein brachte im alten Lytar Ruhm und Ehre … so drängten sich viele um diesen Dienst, ohne die notwendige Eignung dafür zu haben.« Er schenkte sich Tee nach, nahm einen Schluck und nickte nachdenklich den Kopf. »Man wird abwarten müssen, wie es sich bei Eurem Freund damit verhält.«
    »Auf jeden Fall«, nahm Sina den Faden wieder auf, »hofft man, dass dieser Falkenreiter Lindors Drachen gewachsen ist. Jedermann spricht von den alten Legenden, die von Kämpfen zwischen Falken und Drachen berichten. Sie hoffen, der Falke könnte Lindors Drachen besiegen.«
    »Das ist durchaus möglich, aber sehr unwahrscheinlich«, warf Knorre ein.
    »Jedenfalls spekulieren die Menschen in den Straßen jetzt, was wohl geschehen würde, wenn sich Graf Torwald dem Greifen anschlösse«, sprach Sina weiter. »Vielleicht schließen sich dann auch einige der Barone an? Vor zwei Wochen noch wären die meisten Bürger der Stadt bereit gewesen, Beliors Herrschaft zu akzeptieren, denn auch sie sahen keine andere Möglichkeit, ihn zu besiegen. Jetzt aber haben sie wieder Hoffnung, die Greifenlande unabhängig halten zu können.«
    »Also wird sich alles in Berendall entscheiden«, schloss Knorre. »Wie ich schon sagte, der Kampf findet hier statt.«
    »Erwartet Ihr, dass sich die Bevölkerung gegen die Übergriffe der dunklen Priester zur Wehr setzen wird? Unbewaffnete Bürger gegen Beliors Soldaten?«
    »Das wäre zum Scheitern verurteilt, solange der Graf nicht selbst eingreift«, meinte Sina. »Diesmal allerdings halten sich die Priester Darkoths seltsamerweise zurück. Als ich vorhin auf dem Markt war, hieß es, dass sich heute noch kein Einziger von ihnen in der Stadt habe blicken lassen!«
    »Gut«, sagte Argor grimmig. »Vielleicht merken sie langsam, dass sie es übertrieben haben und der Zorn der Bürger sich nun gegen sie wendet.«
    »An eine solche Einsicht glaube ich bei ihnen nicht«, meinte Knorre säuerlich. »Wenn sie sich noch nicht haben blicken lassen, dann nur, weil sie etwas im Schilde führen! Denn sie nähren sich von Zorn, Hass und Wut. Sie wollen von den Menschen nicht geliebt werden, sondern ihnen Angst und Verzweiflung einflößen. Andere leiden zu

Weitere Kostenlose Bücher