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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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lachte leise. »Der Graf liebte seine Frau, und als sie sich einen Rosengarten wünschte, bekam sie einen. In der Burg selbst war kein Platz dafür, also ließ er ihn außerhalb errichten. Aber glaubt mir, leichtfertig war er dabei nicht.«
    Die nächste Gasse erlaubte es ihnen, zwischen hohen Häusern hindurch einen Blick auf den Trutzturm der Burg zu erhaschen. Sie waren an diese bereits näher herangekommen, als Argor vermutet hätte. Die Gasse führte auf eine breitere Straße zu, die entlang einer massiven Mauer verlief. Als sie der Einmündung näher kamen, war der Kampflärm schon deutlich zu hören. Leonora und Knorre blieben an der Ecke stehen und suchten Deckung an der Häuserwand. Vorsichtig spähten sie die Straße hoch. Als Argor zu den beiden aufschloss und selbst um die Ecke blickte, war er überrascht von dem, was er sah.
    Es wurde dort zwar gekämpft, doch waren es nicht die königlichen Soldaten, die mit der Stadtwache rangen, sondern die Wachen untereinander. Überall lagen Verletzte und Tote auf der Straße, doch nicht ein Einziger von ihnen trug die Farben Thyrmantors.
    »Was geht hier vor sich?«, fragte Argor erstaunt.
    »Schaut einmal nach oben«, sagte Knorre leise und deutete mit seinem Stab die Mauer hinauf. Einer der dunklen Priester war dort auf die Zinnen gestiegen, sodass er für jedermann sichtbar war. Er stand da, mit ausgebreiteten Armen, als wolle er gute Freunde willkommen heißen.
    Sein Anblick ließ in Argor einen unbändigen Zorn auflodern, doch richtete sich dieser gegen die Wachen, die sich dort vor dem Wall gegenseitig die Schädel einschlugen. Wie blind mussten sie sein, nicht zu erkennen, dass ein einziger gezielter Schuss dem Leben des Priesters ein Ende bereiten konnte! Er griff seinen Hammer fester, jetzt war es an der Zeit, den Stadtwachen Vernunft einzubläuen!
    Er wollte einen Schritt nach vorne tun, doch Sina hielt ihn zurück.
    »Was hast du vor?«
    »Lass los, Weib, oder du wirst es bereuen!«, knirschte Argor und hob drohend seinen Hammer.
    »Versuch es nur«, schnaufte Lenoara und schlug ihm hart mit der flachen Hand gegen die Stirn.
    Argor blinzelte benommen.
    »Was …«
    »Du hast mir mit dem Hammer gedroht«, erklärte ihm Sina. »Mutter fand das nicht sehr nett.«
    »Aber … das verstehe ich nicht«, stammelte Argor. »Ich wollte doch nur …«
    »Es ist eine hinterhältige Magie«, erklärte Knorre. »Jeder, der den Priester anblickt, wird von einer unbändigen Wut erfüllt … und die sucht sich das nächstbeste Opfer. Hätte Leonora nicht eingegriffen, wäre vielleicht ein Unglück geschehen.«
    »Übertreib nicht, ich hätte ihm bestimmt nichts angetan«, sagte Sina schmunzelnd. »Jedenfalls nichts Schlimmes!«
    »Ich finde das nicht witzig«, knurrte Argor grimmig. »Jetzt bin ich nämlich wirklich wütend!« Leonora drehte sich um und sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. »Auf den Kerl dort oben, meine ich«, fügte er dann rasch hinzu.
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte Sina.
    »Reich mir mal den Kiesel dort, Argor«, meinte Knorre und deutete mit der freien Hand auf einen flachen Stein, der neben dem Zwerg auf dem Boden lag. »Dann schaue ich mal, was ich tun kann.«
    Argor hob den Kiesel auf und drückte ihn Knorre in die Hand. Der musterte den Stein kurz und klemmte ihn dann zwischen die drei Zacken am oberen Ende seines Stabs.
    Dann nahm er diesen in beide Hände, trat vor auf die Straße und schwang die behelfsmäßige Schleuder mit aller Macht. Es gab ein knirschendes Geräusch, und der Stein war verschwunden. »Das war’s«, meinte Knorre, noch während der Kampflärm versiegte.
    Vorsichtig sah Argor um die Ecke. Drei Stadtwachen standen dort, alle schwer angeschlagen, und starrten hoch zur Mauerkrone. Zwischen zwei Zinnen war ein schwarzer Stiefel zu sehen, der reglos gen Himmel ragte.
    »Oft sind die einfachsten Mittel die besten«, sagte Knorre zufrieden, dann sah er zu Leonora, und die beiden setzten sich wieder in Bewegung.
    »Wie hat er das gemacht?«, fragte Argor Sina beeindruckt, als sie Leonora und Knorre folgten.
    »Er hat den Stein mit dem Stab geschleudert. Eigentlich kann man so nichts treffen, aber der Stein wusste, was Knorre von ihm erwartete. Jetzt brauchte Vater ihm nur noch Schwung zu geben, damit er sein Ziel erreichen konnte.«
    »Das leuchtet mir ein«, sagte Argor bestimmt und nahm im Gehen einer der toten Wachen die Armbrust und den Köcher ab.
    »Wirklich?«, fragte Sina überrascht.
    »Es ist die richtige

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