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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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dort«, verteidigte sich Leonora. »Es war nur eine Statue von mir! Hast du vergessen, wer sie erschuf? Ich habe sie dort hingestellt!« Die beiden funkelten einander herausfordernd an. »Ich hab nichts getan, was Ihre Regeln verletzt hätte! Und außerdem …«
    »Mutter?«, unterbrach Sina sie. »Dort hinten …«
    Knorre und Leonora fuhren herum und sahen in die Richtung, in die Sinas Hand wies. Zwei königliche Soldaten kamen von dort angerannt und zogen bereits ihre Schwerter. Knorre hob die linke Hand und deutete damit auf die Soldaten, Leonora tat es ihm mit ihrer Rechten nach.
    »Du hast mir diese Statue geschenkt, oder etwa nicht?«, rief Leonora erzürnt. »Also kann ich sie hinstellen, wo ich will!« Dreck und Staub wurden aufgewirbelt, als sich vor ihnen eine schimmernde Wand erhob, die auf die Soldaten zuschoss und diese einen Lidschlag später hart traf, sodass sie wie Puppen gut und gerne zehn Schritt weit zurückgeworfen wurden.
    »Aber doch nicht dorthin!«, protestierte Knorre, während die Unglücklichen schwer auf das Pflaster aufschlugen und regungslos liegen blieben. »Das wird Sie nur gereizt haben!«
    »Wenn Sie es überhaupt bemerkt hat!«, gab Leonora aufgebracht zurück.
    Garret kratzte sich unterhalb seines Verbandes an der Schläfe, musterte Knorre und Leonora, die einander noch immer böse anfunkelten, und blickte dann zu den beiden Soldaten hinüber, die sich nicht mehr bewegten.
    »Verzeiht«, fragte er dann höflich an Sina gewandt. »Wie viel Abstand muss man halten, wenn die beiden sich streiten?«
    »Eigentlich gar keinen«, erwiderte sie grinsend. »Es ist nur Theater.«
    »Wir müssen weiter, Garret«, rief Tarlon in leicht ungeduldigem Ton. »Sera, Meister Knorre, ich freue mich, Euch wohlbehalten zu sehen. Aber wir dürfen nun keine Zeit verlieren. Meine Schwester wurde von einem der dunklen Priester entführt.« Er wies mit seiner Axt hoch zur Burg. »Wir nehmen an, dass er sie dorthin verschleppt hat.«
    »Hattet Ihr vor, die Burg allein zu stürmen?«, fragte Knorre überrascht.
    Garret und Tarlon sahen einander kurz an.
    »So ungefähr«, antwortete Garret dann mit einem schiefen Grinsen. »Das war unser Plan. Und was hattet Ihr vor?«
    »Wir sind etwas feinsinniger. Wir gehen zuerst durch einen Rosengarten«, erklärte Argor. »Und stürmen dann die Burg.«
     
    »An Rosengärten dachte Graf Lindor in diesem Moment nicht. Er war bei Nestrok, als Leutnant Heskel die Nachricht brachte. Sosehr der Graf den Drachen auch achtete und respektierte, er konnte sich nicht daran gewöhnen, dass Nestrok seine Nahrung lebend bevorzugte … zudem waren seine Essgewohnheiten alles andere als manierlich. Der Drache liebte es, seine Opfer erst einmal in Angst und Panik zu versetzten und sie so lange zu scheuchen, bis sie kaum mehr stehen konnten. Erst dann verspeiste er sie. Lindor hatte ihn einmal gefragt, warum er das tat, und der Drache hatte behauptet, dass ihm die Kühe dann besser schmeckten.«
    »Ich habe Nestrok auch schon kennen gelernt«, sagte Lamar und schüttelte sich bei der Erinnerung an ihn. »Es ist wirklich verstörend zu sehen, wie er mit einem Haps eine ganze Kuh verschlingt!«
    Der alte Mann warf ihm einen ermahnenden Blick zu. »Um Kühe geht es hier nicht! Oder wenn, dann nur am Rande!«

 
Lindors Entscheidung
     
    Wenigstens frisst er nur Kühe, dachte Lindor erleichtert. Anders als Lord Daren in Berendall, der darauf bedacht war, den Altar des Schreins mit Menschenblut zu tränken.
    Lindor hatte sich am Rand des weiten Platzes mit dem Rücken zu Nestrok auf ein Fass gesetzt, nun zog er seinen Schleifstein über die Klinge seines Schwerts und wartete geduldig darauf, dass die letzte Kuh von ihrem Leid erlöst wurde. Im selben Moment, als Leutnant Heskel vor den Grafen trat, entschloss sich Nestrok offenbar, dem Spiel ein Ende zu bereiten. Ein letztes angsterfülltes Muhen war zu hören, dann das Fauchen von Nestroks Flammenatem, dem ein lautes Knirschen und Knacken und ein hässliches Schmatzen folgte.
    Glocken, meinte Nestrok kauend. Lindor spitzte die Ohren. Der Drache hatte Recht, in der Ferne, kaum hörbar, läuteten die Glocken der Stadt.
    »Was ist los, Heskel?«, fragte Lindor den Adjutanten, noch bevor dieser salutieren konnte. Heskel atmete schwer, er war wohl quer durchs Lager gerannt, in der schweren Rüstung kein leichtes Unterfangen.
    »Sie haben Alarm ausgelöst und die Tore geschlossen!«, berichtete der Leutnant und stützte sich mit den Händen

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