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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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auf seine Knie, um wieder zu Atem zu kommen.
    »Die Glocken höre ich selbst, Leutnant, und dass die Tore geschlossen sind, kann ich mir denken. Nennt mir lieber den Grund für diesen Aufruhr.« Obwohl, dachte Lindor mit einem stillen Seufzer, er sich auch das denken konnte. Lord Daren war vor etwas über einer Kerze in die Stadt aufgebrochen.
    »Hier!«, meinte der Leutnant und zog einen mit schwarzem Wachs gesiegelten Brief unter seinem Wams hervor. »Eine Nachricht von Lord Daren. Obrist Leklen wies mich an, sie Euch zu überbringen.«
    »Danke.« Lindor nahm den Brief entgegen, brach das Siegel und entfaltete ihn.
    Die Nachricht war kurz und wohl auch in Eile verfasst worden, denn die krakelige Schrift war selbst für Lindor nur schwer zu entziffern.
     
    Graf Lindor
     
    Kraft meiner Autorität erkläre ich den Grafen Torwald von Berendall zu einem Ketzer gegen meinen Gott Darkoth, den Herrn der Dunkelheit. Ich ziehe aus, um ihn zu richten.
    Aufgrund Eurer Unfähigkeit übertrage ich hiermit das Kommando über Euer Regiment an Obrist Leklen. Ich erwarte von Euch, dass Ihr diesen treuen, fest im Glauben stehenden Soldaten nach Kräften unterstützt. Euer diesbezügliches Bemühen wird auf den Bericht Einfluss haben, den ich in die Kronstadt senden werde.
     
    Daren,
    Erster Diener des Darkoth, Herrscher über Berendall.
     
    Wortlos faltete der Graf den Brief wieder zusammen und steckte ihn unter sein Wams. »Jetzt ist er ganz von Sinnen«, bemerkte er leise und schüttelte den Kopf. »Wisst Ihr, wo Obrist Leklen ist, Leutnant?«
    »In der Kommandantur, Graf. Er lässt gerade Eure persönlichen Gegenstände packen.«
    »Da wird er nicht viel zu tun haben«, lachte Lindor grimmig. Er richtete sich auf und ließ seinen Blick über das Lager schweifen. Überall schienen die Soldaten unbekümmert ihren Tätigkeiten nachzugehen. »Dann seid Ihr also nun sein Adjutant?«, sagte er zum Leutnant gewandt, doch dieser schüttelte den Kopf.
    »Nein, Graf. Er meint, ich sei zu sehr unter Euren Einfluss geraten, als dass er mir noch vertrauen könnte.«
    »Hat er damit Recht?«
    »Ich denke schon«, antwortete der Leutnant mit einem knappen Lächeln. »Ser!«
    »Ich hoffe, Ihr werdet es nicht bereuen, Leutnant«, sagte Lindor ernst. »Wisst Ihr, wann der Obrist mit dem Regiment ausrücken will?«
    »Ich glaube, gar nicht, Ser. Ich weiß nur, dass er die Torwachen verstärken ließ.«
    »Aber meine Zimmer lässt er ausräumen?«
    »Ja, Ser.«
    »Götter«, seufzte der Graf. »Beabsichtigt er, auf die anderen Regimenter zu warten?«
    »Das vermute ich, Ser.«
    »Es kann noch Wochen dauern, bis sie eintreffen!«, stellte Lindor fest. »Glaubt er denn ernsthaft, dass man ihn hier in Ruhe lassen wird, bis Beliors Schiffe anlanden?«
    »Ser, ich hörte, wie er sich mit seinem neuen Adjutanten unterhielt. Er ist davon überzeugt, dass es Lord Daren gelingen wird, den Grafen zu besiegen. Anschließend ist wohl geplant, dass Daren sich im Namen seines Gottes zum Herrscher ausrufen lässt und er Berendall zu seinem Sitz erklärt.«
    Graf Lindor rieb sich nachdenklich die Schläfe. »Das also hat er vor! Er will hier eine religiöse Tyrannei schaffen! Also war es nicht nur Wahnsinn, was er tat, er verfolgte ein Ziel damit, die guten Leute von Berendall zu verängstigen. Aber wie stellt er sich das vor? Er kann nicht ernsthaft glauben, Stadt und Burg allein nehmen zu können.«
    »Obrist Leklen ist überzeugt, dass er es kann. Er erwähnte ein Artefakt, dass dem Hohepriester von Kanzler Belior persönlich überreicht worden sei. Es ist …« Leutnant Heskel schluckte. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich es richtig verstanden habe, aber er sprach von Darkoths Hand.«
    »Nennt man so nicht die Symbole, die seine Priester um den Hals tragen?«
    »Ja, Ser. Aber wenn Obrist Leklen die Wahrheit sprach, dann ist es keines dieser Symbole, sondern die linke Hand des Gottes selbst. Sie war im Altarstein eingeschlossen.«
    »Deshalb also war Lord Daren so erpicht darauf zu opfern«, schloss der Graf verbittert. »Er wollte die Kraft des Artefakts mehren. Dann ist er also doch nicht verrückt …« Er schüttelte bestürzt den Kopf. »Das wird mir eine Lehre sein, mich nicht für zu schlau zu halten. Ich habe ihm die ganze Zeit in die Hand gespielt!«
    »Was wollt Ihr nun tun?«, fragte der Leutnant.
    Lindor sah auf sein Schwert hinab, das er noch immer über den Schenkeln liegen hatte. Er schob es in die Scheide, verstaute den Schleifstein

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