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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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Seite. Langsam ließ Garret den Bogen sinken und kratzte sich am Hinterkopf, während der Priester röchelnd niedersank.
    »Das war seltsam«, meinte Garret nachdenklich. »Der Kerl wollte nicht, dass der Pfeil ihn traf … aber diesmal war mein Wille stärker!«
    »Aha«, machte Sina und grinste. »Du schummelst also auch. Du lenkst den Pfeil ins Ziel.«
    Garret wandte sich zu ihr um und sah sie überrascht an. »So lehrt man es uns in Lytara«, sagte er dann. »Warum sollte man schießen, wenn man nicht treffen will?«
    »Sie bemängelt nur, dass du Magie verwendest«, erklärte Knorre. Er streckte seinen Hals um die Ecke und suchte den Burghof ab. »Aber darüber können wir uns später unterhalten. Seht ihr noch jemanden?«
    »Nein«, antwortete Garret. Er trat einen Schritt vor und sah zum Haupttor der Burg, das unter dröhnenden Schlägen erzitterte. »Sollen wir ihnen helfen, Argor?«, fragte er.
    »Bin ja schon auf dem Weg!«, grummelte der junge Zwerg und rannte los.
    »Komm später nach!«, rief Knorre ihm hinterher. »Du hast immer noch den Handschuh, den brauchen wir!« Argor winkte, um zu zeigen, dass er verstanden hatte, und beschleunigte seine Schritte.
    Die Sera Leonora steuerte unterdessen den Eingang zur Halle an.
    »Sollte nicht einer von uns vorgehen?«, fragte Garret, doch Knorre schüttelte den Kopf.
    »Glaubt mir, sie weiß, was sie tut.«
     
    Bis auf die Toten war niemand in der Halle zu sehen. Aus den oberen Stockwerken drangen dröhnende Schläge zu ihnen herab und brachen die unheimliche Stille.
    »Die Treppe dort führt hoch zur Krönungshalle, in der sich auch der Zugang zum Trutzturm befindet.« Knorre grinste breit. »Es hört sich nicht so an, als hätten sie die Tür schon geöffnet!«
    Kaum hatte er das gesagt, erschütterte ein mächtiger Donnerschlag die Halle. Scheiben klirrten in den Fassungen, und Kerzenständer fielen um. Schwere Tische und Bänke tanzten, Geschirr fiel zu Boden, und von der hohen Decke der Halle löste sich der Putz in großen Stücken. Einer der schweren Kronleuchter riss sich von seiner Kette los, stürzte hinab und verfehlte Sina nur knapp, die sich durch einen Sprung zur Seite gerade noch rechtzeitig in Sicherheit bringen konnte.
    Im selben Moment hörten sie vom Burghof her einen lang gezogenen Schrei voller Panik und Angst.
    »Vanessa!«, rief Garret und rannte zum Ausgang. Auf dem Hof schaute er hoch und sah Lindors Drache, der gerade in den Himmel aufstieg, in der linken Klaue Vanessa, halbnackt und blutüberströmt. In einem eleganten Manöver legte sich das Ungeheuer auf den Rücken und stieß dann mit einem kraftvollen Flügelschlag auf ihn herab.
    »Nein!«, schrie Garret verzweifelt. »Nicht so! Nicht auf diese Weise!« Er hob seinen Bogen, doch Tarlon, der ihm hinterher gerannt war, fiel ihm in den Arm. »Garret, nicht!«, rief er. »Sie hat beide Schwerter in der Hand, siehst du? Sie ist nicht tot!« Ein Windstoß presste die beiden fast wieder zurück in die Halle, als der Drache mit hartem Schwingenschlag über den Boden schoss und Vanessa ein Stück vom Eingang entfernt fallen ließ. In einem Wirbelsturm aus Staub und Dreck erhob sich der Drache wieder und stieg senkrecht in die Luft, um dann vor dem obersten Stockwerk der Burg, wie ein Falke rüttelnd, in der Luft zu verharren. Doch Garret sah nicht einmal hin, zum ersten Mal in seinem Leben ließ er achtlos seinen Bogen fallen und rannte über den Hof zu der Stelle, an der Vanessa sich gerade benommen aufrichtete.
    »Trag sie rein!«, rief Tarlon, den Blick hinauf zum Drachen gerichtet. »Beeil dich!« Er griff Garrets Bogen und warf die mächtige Tür zur Halle hinter sich zu, nachdem sein Freund mit Vanessa auf dem Arm hereingesprintet war. Es geschah gerade noch rechtzeitig, denn vor der Halle ging ein Feuerregen auf die Welt hernieder!

 
Eine fahle Hand
     
    Als Lindor den Raum verließ und die Tür hinter sich zuzog, war sein Kragen aus weißem Leinen mit Blutspritzern befleckt.
    »Lebt sie noch?«, fragte Lord Daren. Im selben Moment war ein lang gezogener Schrei zu hören, dem ein verzweifeltes Wimmern folgte.
    »Noch trifft es ganz gut«, sagte Lindor und richtete sich den Gürtel. »Eure Leute sind nicht gerade zimperlich.«
    »Es ist nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was sie in Darkoths Hand erwartet«, meinte Lord Daren mit einem verärgerten Blick auf die Tür, die sich noch kein Stück bewegt hatte. Er fasste einen Entschluss.
    »Hört auf«, befahl er barsch. »Wir

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