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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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stützten fünf hohe Stangen seine Mitte und gute zwanzig seine Wände, so dass ein ausgewachsener Mann ohne Probleme aufrecht in ihm stehen konnte.
    Für seinen Standort war ein größerer, einst von stattlichen Gebäuden eingefasster Platz ausgesucht worden, der nicht weit entfernt von der Königsbrücke lag, der einzigen Brücke, die noch intakt war und den Fluss Lyantar überspannte. Dieser südliche Teil Lytars war noch am wenigsten zerstört, und einige der alten Häuser hatten kaum mehr als ein Fenster oder ihr Dach verloren. Weshalb sich auch einige dafür ausgesprochen hatten, zumindest eines von ihnen wieder bewohnbar zu machen.
    Doch zumindest für den Moment musste man noch mit Zelten vorlieb nehmen, auch wenn diese den Platz schon mehr als füllten und es zudem äußerst schwierig war, die Heringe zwischen die alten Steinplatten zu treiben. Dennoch waren die Zelte überraschend ordentlich aufgebaut, so dass man mit etwas Fantasie sogar glauben konnte, eine kleine Armee und nicht nur ein paar Bauern und Handwerker eines unbedeutenden Dorfes in einem vergessenen Tal hätte hier ihr Lager errichtet.
    Das große Zelt, das Garret und Marcus aufgestellt hatten, war das letzte, das noch gefehlt hatte. In ihm würde der Rat an diesem Abend tagen, um zu beschließen, was als Nächstes geschehen und wie man der Bedrohung durch den Usurpator Belior am besten entgegentreten sollte.
    Das größte der Häuser, ein ehemaliger Stadtpalast, dessen Grundstück noch immer von einer intakten Mauer umgeben war, wurde jedoch schon genutzt. In ihm waren die Gefangenen untergebracht. Obwohl nur ein Bruchteil von Lindors Streitmacht die gestrige Nacht überlebt hatte, waren schon weit über dreihundert Soldaten dort festgesetzt worden. Dennoch kamen stündlich mehr von ihnen aus den Ruinen. Sie waren eher bereit, sich den Leuten aus Lytara zu stellen, als noch eine Nacht in der verdorbenen Stadt verbringen zu müssen. Da die Streitmacht Lytaras jedoch kaum mehr als einhundertundfünfzig Mann umfasste und damit zwei Gefangene auf jeweils einen Kämpfer aus Lytara kamen, war man nun allgemein beunruhigt, wie nicht nur Meister Pulver schon festgestellt hatte.
    Garret duckte sich unter dem Zelteingang hindurch und ging zu dem schweren Fuhrwerk hinüber, das nah beim Zelt stand und mit Bänken, Tischen, Fässern und Kisten hoch beladen war.
    Dort hob sein großer Freund Tarlon zusammen mit seinem Vater gerade einen massiven Tisch herab. Die Familienähnlichkeit zwischen den beiden war verblüffend, nur war Hernuls flammendrotes Haar bereits von grauen Strähnen durchzogen. Und Tarlon war vielleicht noch eine Hand breit höher und in den Schultern breiter als sein Vater.
    Ein paar Schritte von ihnen entfernt saß Tarions Schwester, Vanessa, auf einer der Bänke, die bereits abgeladen worden waren. Auch bei ihr war die Familienähnlichkeit nicht zu übersehen, nur hatten ihre Haare einen etwas dunkleren Ton, so dass sie wie geschmolzenes Kupfer glänzten. Eine Farbe, die Garret gerade in der letzten Zeit lieb gewonnen hatte. Wie viele andere war auch sie in eine leichte Rüstung aus Leder gekleidet, und neben ihr auf der Bank lag das schwarze Schwert ihrer Familie. Sie sah wie eine Kriegerin aus den Balladen aus, denen Garret früher immer so gerne gelauscht hatte. Vor allem dann, wenn sie von der Sera Bardin vorgetragen worden waren.
    Vanessa sah noch immer mitgenommen aus, sie hatte sich erst vor zwei Tagen einem der Echsenkrieger, die in Diensten des Kanzlers Belior standen, im offenen Kampf gestellt und ihn nur dank des Eingreifens von Marten und seinem Kriegsfalken überlebt. Aber ihre Tapferkeit hatte Astrak und dem Heiler der Söldner das Leben gerettet. Sie war am rechten Arm verwundet worden, den sie nun in einer ledernen Schlinge trug, und Garret konnte in ihren Augen sehen, dass sie noch immer Schmerzen hatte. Dennoch lächelte sie, als er sich zu ihr setzte und ihr einen Apfel reichte.
    »Willst du ihnen nicht helfen?«, fragte sie ihn und biss herzhaft in den Apfel. Garret sah zu Tarlon und seinem Vater hinüber, die eine weitere schwere Bank mit scheinbarer Leichtigkeit vom Wagen wuchteten, und schüttelte dann in gespieltem Entsetzen den Kopf.
    »Ich? Ihnen helfen? Ich bekomme schon vom Zusehen Muskelkater!« Er grinste breit. »Ich wäre ihnen doch nur im Weg. Zudem habe ich heute bestimmt schon an die hundert Zeltplanen festgebunden … das reicht erst mal.«
    Wie ihr Bruder Tarlon trug auch Garret noch immer die

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