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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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weshalb Ihr an diesem Platz auch völlig fehl seid. Hattet ihr denn nichts Besseres zu tun, als Euch zum Militärdienst zu melden?«
    »Schon, nur wurde ich nicht gefragt«, gab Heskel zurück.
    »Ja, so geht es manchmal«, nickte der Graf und seufzte. »Nun gut. Schickt den Zeugmeister nach Mislok. Er soll dort alles an Vorräten aufkaufen, was es gibt. Er soll gute Münze dafür zahlen, aber nicht vergessen, die Ochsen und die Wagen einzutreiben. Weigert sich der Baron, soll der Zeugmeister ihm drohen und ihm sagen, mein Drache wäre hungrig, oder etwas Ähnliches. Außerdem soll der Zeugmeister mitnehmen, was er an Nützlichem in den Kellern des Barons findet. Mit meinen besten Grüßen.«
    Der Leutnant blickte den Grafen einen Moment lang schweigend an, dann schüttelte er den Kopf.
    »Ihr versteht Euch wahrlich nicht sehr gut auf die Diplomatie.«
    »Oh«, lächelte der Graf. »Genau darin täuscht Ihr Euch.« Er stand auf und trat ans Fenster. »Doch was will ich mit einem Mann, der seinen alten Lehnsherrn verraten will? Ach ja … seht zu, dass das zum Gespräch unter den Soldaten wird. Geht im Gasthof etwas trinken, und verplappert Euch dabei. Ich halte es für angebracht, dass Graf Torwald bald erfährt, wie wenig loyal sich dieser Baron ihm gegenüber verhält. Und wenn die Ochsen ankommen, lasst sie schlachten und die Leute einen Trinkspruch auf den großzügigen Baron ausbringen, der lieber die königlichen Truppen mit Rindviechern füttert, als sich um seine eigenen Leute zu kümmern. Und Heskel?«
    »Ja, Ser!«
    »Lasst hier mal ordentlich durchlüften.«
     
    Lamar lachte leise, als der alte Mann das Geschehen beschrieb. »Passt auf, sonst wird mir dieser Graf noch zunehmend sympathisch«, rief er schließlich. Irritiert hielt der Geschichtenerzähler inne und nahm einen tiefen Schluck von seinem Wein. Lamar selbst hatte sich dafür entscheiden vorerst beim Tee zu bleiben, auch wenn er ihm viel zu schnell auf die Blase drückte. Dafür, dass der alte Mann so viel trank, war er allerdings bemerkenswert nüchtern, vielleicht verwässerte ihm der Wirt den Wein aber auch sehr stark. Jetzt sprach er weiter. »Vielleicht war der Graf nach seinem Dafürhalten sogar ein ehrenhafter Mann, für uns, vor allem für Garret, stellte sich das allerdings anders dar.«
    »Ach ja, wie ging es eigentlich mit diesen beiden weiter? Mit Garret und seinem großen Freund Tarlon?«
    »Die befanden sich zu diesem Zeitpunkt noch in Alt Lytar. Es war ja immer noch der erste Tag nach dem Dammbruch. Wir dürfen nicht vergessen, dass Graf Lindor mit seinem Drachen schnell genug war, um innerhalb eines Tages nach Thyrmantor und von dort aus nach Berendall zu kommen. Und Knarre hatte seinen Stab. Garret und die anderen konnten jedoch nicht so schnell reisen. Zudem kam die Niederlage der königlichen Truppen in der alten Stadt auch für den Rat von Lytara überraschend. Eigentlich hatte niemand daran geglaubt. Daher musste jetzt erst einmal entschieden werden, wie weiter verfahren werden sollte. Es stellte sich heraus, dass Meister Pulver als Einziger darüber nachgedacht hatte …«

 
Ratsversammlung
     
    »So«, sagte Garret und zurrte die Schnur fest, »das wär’s fürs Erste.« Er sah zu Marcus hinüber, der gerade dabei war, die untere Ecke eines schweren Leinentuchs an der Zeltstange festzubinden. »Ziemlich viel Aufwand für ein einzelnes Zelt.«
    Marcus nickte nur. Der junge Mann reichte Garret gerade einmal bis zum Brustbein. Er war kaum größer als ein Zwerg, besaß aber nicht die breitschultrige Statur, die Argor und seinen Vater auszeichnete. Es gab einige, die ihn deshalb einen Halbmann nannten, nur fand Garret, dass es nichts »Halbes« an Marcus gab. Er war einfach nur kleiner als die meisten.
    Noch vor wenigen Wochen war es undenkbar gewesen, dem jungen Mann ohne ein Lächeln auf dem Gesicht zu begegnen. Sein Vater Theo war Koch im Gasthof von Lytara gewesen, und obwohl Marcus hart arbeiten musste, war seine ständig gute Laune fast schon sprichwörtlich gewesen.
    Nachdem die Truppen Beliors Lytara jedoch angriffen und der Drache des Grafen Lindor Feuer auf den alten Gasthof gespien hatte, war Marcus’ Vater bei dem Versuch, seinen Sohn aus den Flammen zu retten, verbrannt. Seitdem lachte Marcus nicht mehr.
    »Es ist ein gutes Zelt«, meinte Marcus nun und blickte sich um, ob es noch irgendetwas anderes für ihn zu tun gab.
    Es war in der Tat ein gutes Zelt, dachte Garret. Fast zwanzig Schritt im Durchmesser,

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