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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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das sich in dem Haufen befand, »ist der zersplitterte Backenzahn einer Kuh.«
    Er benutzte die stählerne Spitze seines Pfeils, um den Zahn freizulegen.
    »Ein Bär hätte einen ähnlichen Haufen hinterlassen können, aber so beeindruckend seine Fänge auch sind, kann er doch keine Schädel und Zähne zerkauen! Ich habe so einen Dungfladen noch nie zuvor gesehen, dennoch kann ich mir denken, von welchem Tier er stammt!«
    »Ich auch«, kam es leise von Vanessa. Sie war bleich geworden. »Von der Reitechse eines Kronoks.«
    »Wie lange liegt der Dung schon da?«, fragte Tarlon und ertappte sich dabei, wie er erneut die Umgebung absuchte, obwohl er wusste, dass eine Reitechse viel zu groß war, um sich hinter den wenigen Bäumen oder dem dürren Gestrüpp verstecken zu können. Auf einmal kam ihm die kleine Lichtung nicht mehr ganz so freundlich vor.
    »Nicht mehr als vier Stunden«, teilte ihm Garret mit und richtete sich wieder auf, während er den Boden sorgsam musterte. »Der Kronok und seine Echse kamen hier hoch … siehst du diese Kratzer dort drüben? Wie die Abdrücke von Vogelkrallen … und ritt dann wieder ins Tal zurück.« Er sah den Weg entlang, der hinunter ins Tal und in die Vorlande führte. »Er muss jetzt irgendwo da unten sein«, fügte er leise hinzu.
    »Also ist er weggeritten, bevor die Sera Bardin kam?«
    »Ja«, sagte Garret mit gefurchter Stirn, während er wieder die Umgebung musterte. »Er ritt zum Pass hoch, blieb aber nicht länger, sondern kehrte gleich wieder um … Göttin, warum ist es hier nur so dunkel!« Doch endlich fand er, wonach er gesucht hatte, einen anderen Haufen, der gute zehn Schritt vom ersten entfernt lag.
    »Der hier ist älter«, erklärte er, nachdem er sich den Fladen genauer angesehen hatte. »Etwas über einen halben Tag alt, würde ich sagen. Und das bedeutet …«
    »Dass ein Kronok hier Patroullie reitet«, ergänzte Vanessa mit belegter Stimme seinen Satz. Sie blickte zu ihrem Bruder hoch. »Gibt es noch einen anderen Weg hinunter in die Vorlande? Einen Pfad, der vielleicht etwas weiter unten von diesem abzweigt?«
    »Nein«, meinte Tarlon nach kurzer Überlegung. »Das Tal weitet sich mehr und mehr, und es mag zwar möglich sein, den Weg weiter unten zu verlassen und sich abseits von ihm durch den Wald zu schlagen, aber sicher bin ich mir da nicht.«
    »Er wird uns finden«, stellte Vanessa mit gepresster Stimme fest, »und es ist fraglich, ob wir gegen ihn bestehen können. Vielleicht ist deine Axt ja schwer genug, um seine Rüstung zu durchdringen, aber …«, sie schluckte, »es wird in jedem Fall ein harter Kampf werden.«
    Garret und Tarlon tauschten Blicke. Beide hatten nicht die geringste Absicht, Vanessa so schnell noch einmal kämpfen zu lassen, selbst wenn kaum jemand im Dorf so gut mit dem Schwert umgehen konnte wie sie.
    »Ich werde gar nicht erst gegen ihn antreten«, antwortete Tarlon, während er sich sorgfältig umsah. »Ein Kampf sollte sich vermeiden lassen.«
    »Wie denn?«, fragte Vanessa nervös. »Wenn wir nach Berendall wollen, müssen wir an ihm vorbei! Oder sollen wir etwa umkehren?«
    »Kommt gar nicht in Frage«, grinste Garret. »Schließlich sind wir im Vorteil.«
    Vanessa schaute zuerst ihn und dann ihren Bruder fragend an, der völlig regungslos dastand und einen ganz bestimmten Baum fixierte. Dann lachte sie leise.
    »Ihr meint, wir wissen immerhin, dass er kommt, während er nicht die geringste Ahnung hat, dass wir ihn hier erwarten?«
    »Fast«, korrigierte sie ihr Bruder und wog seine Axt in der Hand. »Er war mindestens schon zweimal am Pass. Also glaubt er, sich hier auszukennen.« Jetzt sah er sie an, und auch wenn er nicht ganz so breit grinste wie Garret, konnte Vanessa doch die feinen Lachfältchen um seine Augen herum erkennen.
    »Habt ihr beide denn gar keine Angst?«
    »Doch«, meinte Garret. »Nur ist jetzt nicht die Zeit dafür.«
     
    Als Garret die Tür aufstieß, stellte er erfreut fest, dass sich die Gaststube in einem besseren Zustand befand, als er angenommen hatte, fast erwartete er schon, einen Wirt aus der Tür hinter der massiven Theke treten zu sehen. Ganz offenbar nutzten die Händler das Wirtshaus regelmäßig, denn hier und da konnte er sogar Spuren kleinerer Reparaturen wahrnehmen.
    Die Sera Bardin hatte es sich auf einem Stuhl in der Nähe des Kamins bequem gemacht, in dem sie ein Feuer entzündet und einen kleinen Kessel aufgehängt hatte. Die Bardin selbst war gerade damit beschäftigt, eine

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