Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
Vom Netzwerk:
Vanessa nicht erzählt, dass diese Biester auch in der Nacht sehen können?«, flüsterte Garret und folgte Tarlon auf den Baum. Er suchte sich einen Platz in einer breiteren Astgabel und zog seinen Köcher zu sich heran. Mit den Fingern tastete er nach seinem besten Pfeil, während er versuchte, auf dem Gelände unter ihnen etwas auszumachen. Der Weg hob sich jedoch nur als ein etwas hellerer Streifen von der übrigen Umgebung ab, es würde noch dauern, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hätten. »Wo ist das Biest?«, wollte er leise wissen.
    »Im Moment etwas über vierhundert Schritt entfernt«, flüsterte Tarlon und prüfte ein Seil, dessen eines Ende er neben sich um den Stamm gebunden hatte. Garret blinzelte und versuchte dem Verlauf des Strickes zu folgen, nur allmählich erkannte er, dass er zu einem schweren Baumstamm führte, der etwa zwei Schritt vom Stamm entfernt senkrecht im Baum hing.
    »Wie hast du den nur bis hier rauf ziehen können?«, fragte er beeindruckt.
    »Mit dem Flaschenzug natürlich«, antwortete Tarlon. »Ihn noch weiter nach oben zu ziehen, habe ich allerdings nicht geschafft. Achtung er kommt näher …«
    »Und woher weißt du das?«, wisperte Garret und legte einen Pfeil auf seine Sehne.
    »Ich kann ihn fühlen«, sagte Tarlon. »Als ob er vor sich hin murmeln würde … er hat das Feuer gerochen und die Pferde im Stall.«
    »Gute Nase«, flüsterte Garret. »Liest du etwa seine Gedanken?«
    Tarlon seufzte.
    »So etwas Ähnliches, aber lass uns später darüber reden, ja?«
    »In Ordnung«, meinte Garret und veränderte leicht seine Position in der Astgabel. »Wie ist der Plan?«
    »Ich hoffe, dass er erst einmal um den Gasthof herumschleicht und du vielleicht die Möglichkeit hast, auf ihn zu schießen. Falls nein, locken wir ihn her und versuchen, ihn von hier oben aus zu erwischen.«
    »Wenigstens kann er seine Echse nicht gegen uns einsetzen«, überlegte Garret.
    »Aber seinen Bogen. Er ist uns gegenüber im Vorteil, er kann im Dunkeln sehen.«
    »Also muss mein erster Schuss unbedingt sitzen«, stellte Garret fest.
    »Richtig … psst«, meinte Tarlon ganz leise. »Er kommt … da drüben …«
    Zuerst war der Kronok nicht mehr als ein Schatten. Ein großer, schleichender Schatten, dachte Garret unbehaglich. Ein Schatten, der ihm irgendwie falsch erschien, weil er nur wenig mit dem eines Reiters auf einem Ross gemein hatte. Es dauerte ziemlich lange, bis Garret sicher war, auch wirklich den Kopf des Kronoks und nicht den seiner Echse wahrzunehmen. Ein leiser Grunzlaut, gefolgt von einem Zischeln des furchteinflößenden Reiters, dann verharrten beide völlig regungslos.
    Nur der etwas hellere Streifen des Weges half ihm jetzt noch, den Kronok vor dem Hintergrund der Nacht auszumachen. Dennoch ahnte er dessen Position mehr, als dass er sie wirklich verorten konnte.
    Als Tarlon und er vor wenigen Tagen als Gefangene auf einem Wagen zur alten Börse gebracht worden waren, hatte Garret die Gelegenheit genutzt, um sich zwei Kronoks genauer anzusehen. Er verzog sein Gesicht zu einem grimmigen Lächeln, als er sich nun daran erinnerte, wie sehr seine Turnereien den Soldaten, der den Wagen fuhr, verärgert hatten. Doch jetzt zahlten sich die Schläge von damals aus, denn dadurch hatte er wenigstens erfahren, dass alle Kronoks die gleiche Art von Rüstung trugen. Zu ihrer Ausstattung gehörte auch ein Helm, der allerdings nicht geschlossen war. Ihre Rüstungen besaßen hohe Schulterstücke und eine metallene Schürze, die vom hinteren Helmstück aus weit nach unten ging, um auf diese Weise Hals und Nacken zu schützen. Es waren schwere Rüstungen, die kein Mensch zu tragen vermochte und die so massiv waren, dass Garret nicht davon ausging, sie mit seinem Pfeil durchschlagen zu können. Ihre einzigen Schwachstellen befanden sich im Schritt, auf der Rückseite der seltsamen Kniegelenke und etwas mehr als ein Fingerbreit unterhalb der Schnauze, dort, wo der Brustpanzer endete.
    Im Moment betrug die Entfernung zwischen ihm und dem Kronok etwa vierzig Schritt. Eine Strecke, auf der sich Garret normalerweise sogar zutraute, einen Pfeil durch den Schlitz des gegnerischen Visiers zu schicken, aber … er sah nichts, es war einfach zu dunkel!
    Ein weiterer Zischlaut, und die Echse setzte sich mit ihrem Reiter wieder langsam in Bewegung, auch die Echse ging nun geduckt, wie ein Raubtier, das zum Sprung bereit war. Kein Wunder, dachte Garret bitter, es war ja auch ein

Weitere Kostenlose Bücher