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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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gefährlich ihr beide in Wirklichkeit seid. Denn ich glaube nicht, dass euer Sieg nur dem Glück oder der göttlichen Vorsehung geschuldet war. Ich fürchte vielmehr, dass ihr ein Talent zum Krieg besitzt … wie es übrigens die meisten Menschen tun. Nur dass es bei euch nochmals besonders ausgeprägt ist.«
    »Wen meint Ihr mit euch?«, fragte Tarlon behutsam nach.
    »Mit euch meine ich die Leute aus dem Dorf. Lytara. Jeden Einzelnen von euch.« Sie musterte jetzt auch Vanessa mit ihren dunkelgrünen Augen, als ob sie auf diese Weise in deren tiefstes Inneres schauen könnte. »Das letzte Mal brauchte es die Macht der Götter, um euch aufzuhalten …«
    Tarlon sah überrascht auf, als er die Bedeutung ihrer Worte verstand.
    »Sera«, begann er vorsichtig. »Diesmal wird uns aber niemand aufhalten müssen, denn wir wollen keinen Krieg. Wir haben unsere Lektion gelernt, was den Umgang mit Macht betrifft.«
    »Man muss uns nur in Ruhe lassen«, grinste Garret. »Aber Tarlon hat schon Recht. Ich gehe lieber fischen, als dass ich mich mit Kronoks herumärgere.«
    »Herumärgern? Jeder andere als ihr wäre bei diesem Kampf gestorben!«, meinte die Bardin darauf. »Glaubt mir, ich bin froh, dass ihr siegreich wart, und wünsche mir auch nichts mehr, als dass der Kampf gegen Belior gewonnen wird! Aber, versteht ihr denn nicht, dass ihr mich erschreckt? Dass es mir vorkommt, als würde ein schlafender Riese erneut erwachen? Dass ich mich frage, ob es gut ist, dass das Greifenbanner wieder weht?«
    »Was für ein Riese? Wir sind Bauern und Handwerker, Sera«, wandte Garret nun sichtlich irritiert ein. »Wir sind nur ein kleines Dorf in einem vergessenen Tal. Das Einzige, was wir wollen, ist unsere Ruhe und das, was uns lieb und teuer ist, schützen zu können.«
    Tarlon fing den Blick der Bardin auf und wollte noch etwas hinzufügen, doch jetzt schaltete sich Vanessa rigoros ein.
    »Ich will heute nichts mehr von Krieg oder Kampf hören«, teilte sie den anderen energisch mit. »Tarlon, hilfst du mir, das Gemüse zu putzen?«
    »Ja, sicher«, sagte Tarlon mit einem letzten schnellen Blick auf die Bardin und überlegte, ob er nicht doch noch etwas sagen sollte. Aber Garret kam ihm zuvor.
    »Sera«, begann er. »Das Greifenbanner weht wieder, das ist wahr. Aber vergesst nicht, wie der Greif das Schwert trägt. Mit der Spitze nach unten. Bereit, aber nicht zum Angriff erhoben. Sorgt euch also nicht Sera. Wir stellen für niemanden mehr eine Gefahr dar. Nie mehr.«
    Langsam nickte die Bardin und wandte sich dann an Vanessa. »Ich helfe Euch beim Kochen, Sera«, sagte sie, und mit einem letzten Blick zu Tarlon und Garret. »Ihr habt es euch verdient, heute Abend bewirtet zu werden.«
    »Hast du gehört«, flüsterte Garret, als die beiden Frauen mit dem Proviantbeutel in der Küche verschwanden. »Sie hat Vanessa mit Sera angesprochen.«
    »Ja«, antwortete Tarlon. Er sah auf seine Axt herab, die am Bein des Tisches lehnte. An ihrem blank polierten Stahl haftete noch das Blut der Echse, und an ihrer Schneide war eine neue Scharte zu erkennen. Er zog einen Stuhl heran, setzte sich, nahm die Axt auf seinen Schoß und wühlte in seinem Packen, bis er einen Lappen und einen Schleifstein fand. »Sie hat verstanden, dass wir keine Kinder mehr sind.«
    Am nächsten Morgen, sie hatten schon alles gepackt und waren zur Weitereise bereit, führte die Bardin ihr Pferd noch kurz zu der toten Echse, um sich den Feind aus der Nähe zu betrachten. Schweigend stand sie eine Weile vor den beiden Kadavern.
    »Nachdem die Kronoks solch schwere Rüstungen haben, bleibt einem wohl nichts anderes übrig, als sie mit Pfeil und Bogen zu bekämpfen«, stellte sie dann fest. Sie sah zu Vanessa hinüber, die ihr vom Sattel aus zunickte.
    »Kommt es zu einem Nahkampf, haben wir nur mit unseren alten, schwarzen Familienschwertern eine Chance«, meinte die junge Frau, die auf einmal ganz bleich geworden war. »Mit einem normalen Schwert gibt es kein Durchkommen durch diese Rüstungsplatten, höchstens mit einer Axt, wie Tarlon sie führt.«
    »Hhm«, brummte Tarlon nachdenklich und wog die Axt in seiner Hand. Er gab den anderen ein Zeichen, von der Echse zurückzutreten, drückte Vanessa die Zügel seines Pferdes in die Hand, griff seine schwere Axt mit zwei Händen, holte weit aus und schlug zu.
    Der Aufprall des schweren Axtblatts auf die Rüstung des Kronoks ließ die Vögel aufsteigen. Doch davon abgesehen, dass die Rüstung nun eine tiefe Scharte

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