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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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Vidan«, erklärte die Bardin. »Ich habe schon oft gehört, dass er seine Bauern und Leibeigenen bis zum letzten Kupfer auspressen soll.« Sie seufzte. »Und so muss es wohl auch sein, denn seit ich hier durchreise, habe ich immer nur gesehen, wie sich das Elend immer noch weiter ausgebreitet hat. Auch Menschen sollten nicht so leben müssen!«
    »Auch Menschen?«, fragte Tarlon überraschend scharf. »Wie seht Ihr uns denn, Bardin? Braucht es für uns Menschen weniger Komfort als für Elfen?«
    Die Bardin sah mit gefurchter Stirn zu ihm herüber.
    »Wollt Ihr eine wahre Antwort, Tarlon?«
    »Sonst lohnt keine Frage«, antwortete dieser.
    »Nun denn. Beschwert Euch aber nicht, wenn Ihr sie bekommt. In den Augen meines Volks seid ihr eine unzivilisierte Rasse, der es genügt, in Höhlen zu hausen, und die keine Vorstellung von der feineren Art des Lebens hat. Ihr seid ungebildet, ungewaschen, unhöflich und kurzsichtig im Denken und Handeln. Ihr zerstört gedankenlos, was Jahrtausende brauchte, um zu entstehen, und seid beständig auf der Suche nach Neuem, das ihr sogleich für besser haltet als das Alte. Dass die Menschen hier in Elend leben, liegt daran, dass ihr euch gegen die Götter aufgelehnt habt und dafür gestraft worden seid! Denn dies sind die Vorlande Alt Lytars, sie tragen ebenfalls den Fluch der Götter!«
    »Stört es euch denn nicht, dass ihr uns mit solch einem Denken überheblich erscheinen müsst?«, fragte Tarlon überraschend mild.
    »Der Schein trügt«, gab die Bardin leicht gereizt zurück. »Was ich sagte, ist einfach wahr. Und was wahr ist, ist nicht überheblich!«
    »Warum kommt es mir dann nur so vor, als ob es genau diese Art von Denken wäre, die Lytar einst in die Verdammnis getrieben hat«, stellte Tarlon fest. »Befürchtet ihr denn nie, dass euch dasselbe auch einmal geschehen kann?«
    »Das wird es nicht«, antwortete die Bardin knapp. »Wir Elfen gründen unseren Stolz nicht auf Gewalt und Zerstörung. Für uns zählen andere Werte, wir sind stolz auf das, was wir erschaffen und nicht, auf das, was wir zerstören könnten!«
    »Sera, das ist nicht gerecht!«, wandte jetzt Vanessa leise ein. »Ihr kanntet doch Lytar, als es noch reich und mächtig war. Gab es denn dort wirklich nichts, das Euch beeindruckte? Gab es dort keine Künste, nichts Schönes und Erhabenes, das auch Euren Geist zu berühren vermochte? Nichts Unglaubliches, das Euch staunen ließ?«
    Einen Moment sah es so aus, als ob die Sera nichts darauf erwidern wollte, sie sah Vanessa nicht einmal an. Dann aber stieß sie einen tiefen Seufzer aus. »Ich sehe, ihr wollt mich mit euren Worten in die Enge treiben.« Sie verzog das Gesicht zu einem schiefen Lächeln. »Auch fällt mir es schwer, zuzugeben, dass ihr Recht haben könntet. Doch, ja«, fuhr sie dann leise fort. »Es gab so einiges, was einen in Ehrfurcht erstarren ließ. Es gab Dinge zu sehen und zu bestaunen, die mein Volk nicht zustande brachte. Damit habt ihr recht. Doch all das verblasste gegen die tierhafte Brutalität, die euch Menschen zu eigen ist. Für mich seid ihr wahrhaftig ein übler Scherz der Götter: Mit der Fähigkeit zu Großem gesegnet und gleichzeitig dazu verdammt, all dies durch eure Gier und Tierhaftigkeit immer wieder zunichte zu machen.« Ihr Gesicht hatte einen harten Ausdruck, als sie weitersprach. »Diese Menschen hier verdienen, zu hausen wie die Tiere, denn in Wahrheit seid ihr auch nichts anderes. Dies zeigt sich immer wieder aufs Neue, egal wie prächtig die Gewänder, die ihr tragt, auch sein mögen!«
    »Doch keiner unserer Bauern lebt wie ein Tier.« Garrets Stimme klang kühl und ruhig, ruhiger, als man es von ihm erwartet hätte, was Tarlon aufhören ließ, denn er kannte seinen hitzköpfigen Freund und wusste, dass dies kein gutes Zeichen war.
    »Diese Menschen hier sind arm. Sie deshalb als Tiere zu beschimpfen ist nicht rechtens. Sind wir Tiere, seid ihr es auch, da ich bislang keinen großen Unterschied zwischen Elfen und Menschen feststellen konnte. Aber wenn euer Volk so denkt wie Ihr, Sera, ist es kein Wunder, dass sich die Menschen gegen Euer Volk empören.«
    »Die Menschen haben sich nicht gegen uns empört«, erwiderte die Bardin. »Es war Lytar, das uns von unserem Land vertrieb!«
    »Garret, Sera«, mahnte Tarlon beschwichtigend. »Lasst es gut sein.« Er warf einen Blick auf die Bardin, die aussah, als ob sie im nächsten Moment auf und davon reiten wolle. »Außerdem hat das alles nichts mit unserem Auftrag zu

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