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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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Vanessa, Garret und Tarlon.« Fasst unmerklich, zögerte sie einen Moment, bevor sie weitersprach. »Sie dienen dem Greifen.«
    Der Wirt musste so um die sechzig Jahre alt sein, dachte Vanessa, doch seine breiten Schultern und muskulösen Arme hatte er sicher nicht nur daher, dass er tagaus, tagein Bierfässer stemmte und schleppte, genauso wenig wie die feinen Narben an seinen Händen. Zudem war der Blick des Mannes klar, offen und stetig. Die Bardin hatte Recht, der Wirt Hiram war ein stattlicher Mann, auch wenn sein gutgenährter Bauch darauf hinwies, dass er dem guten Leben nicht ganz abgeneigt war. Er wirkte gemütlich, dachte sie, und irgendwie auch wie jemand, auf den man sich verlassen konnte. Sie warf einen Blick zu Tarlon hinüber. Der fing ihn auf und nickte ihr leicht zu, als ob er ihre unausgesprochene Frage verstanden hätte. In der letzten Zeit war ihr seine Aufmerksamkeit fast schon unheimlich, und manchmal kam es ihr sogar so vor, als könne er ihre Gedanken lesen.
    »Dem Greifen also«, wiederholte der Mann und nahm die drei Freunde daraufhin noch einmal gründlich ins Visier. »Setzt euch doch.« Er wies auf einen Tisch mit zwei Bänken, der etwas abseits seines Schreibtisches stand und auf dem sich etliche Schriftrollen, Tinte, Löschsand und Federn türmten. Mit zwei schnellen Bewegungen hatte er die Schriftstücke zur Seite geschoben und wartete nun darauf, dass seine Gäste Platz nahmen. Dann stellte er einen großen Krug Apfelwein vor sie auf den Tisch sowie fünf Becher aus Zinn.
    »So kommt ihr aus diesem kleinen Dorf im Tal, aus Lytara?«, fragte er, während er ihnen und sich einschenkte und sich danach auf einen Stuhl an die Stirnseite des Tisches setzte.
    »Ja«, antwortete Garret und wartete darauf, dass die Bardin nunmehr etwas sagen würde, doch sie schwieg, während ein leichtes Lächeln um ihre Lippen spielte. Wenigstens, dachte Garret, wissen wir jetzt ihren Namen. Farindil.
    »Und was hat euch, wenn ich fragen darf, dazu gebracht, euer Tal zu verlassen? Ich dachte immer, dass ihr gerne eure Ruhe vor der Außenwelt hättet? Zumindest sagte mir das die Bardin, als ich sie einst in euer Dorf begleiten wollte.«
    »Belior«, antwortete ihm Garret und nahm einen Schluck von dem gekühlten Apfelwein, der ihm nach der staubigen Reise mehr als willkommen war. »Seine Truppen haben uns überfallen.«
    »Also seid ihr auf der Flucht?«, erkundigte sich der Wirt beunruhigt. »Da habt ihr euch allerdings einen denkbar ungünstigen Moment ausgesucht, denn hier im Dorf wimmelt es nur so von Beliors Leuten, aber ich werde euch helfen, so gut ich kann.«
    »Nein«, widersprach Garret lächelnd. »Wir sind nicht auf der Flucht. Wir sind unterwegs nach Berendall, um der Sera Farindil zu einer sicheren Passage in die Länder der Elfen zu verhelfen.«
    Der Wirt sah die Bardin enttäuscht an.
    »So wollt Ihr uns schon wieder verlassen? Nun gut, ich kann es verstehen, da Ihr hier nicht mehr sicher seid und dies auch kein Konflikt der Elfen ist.«
    »Doch«, widersprach Garret, noch bevor Tarlon ihn stoppen konnte. »Belior hat es ebenfalls auf die Elfen abgesehen, weshalb sie in der bevorstehenden Auseinandersetzung unsere Verbündeten sein werden.«
    Die Bardin zog hörbar die Luft ein, doch Garret fing ihren Blick ein. »Ist es nicht so, Sera?«, fragte er leise.
    Einen Moment zögerte die Bardin, nickte dann aber.
    »Es ist, wie er sagt, Hiram. Es war dumm von mir, zu hoffen, dass sich dieser Konflikt vermeiden lassen könnte. Der Greif wird sich gegen den Drachen erheben.«
    »Also beginnt es wieder«, sagte der Wirt langsam, »und es wird zu einem Kampf kommen!«
    »Es sieht alles danach aus«, stimmte ihm die Bardin zu. »Es lässt sich wohl nicht vermeiden.«
    »Dann können wir nur auf die Gnade der Götter hoffen«, murmelte der Wirt.
    »Darf ich fragen, wovon hier die Rede ist?«, fragte Tarlon höflich.
    »Es gibt eine Prophezeiung, nach der sich der Greif eines Tages wieder erheben wird«, klärte der Wirt ihn auf. »Und gerade hier, in diesen Landen, wartet man sehnsüchtig darauf.«
    Tarlon sah ihn überrascht an.
    »Nach all den Jahrhunderten? Warum denn das?«
    »Ganz einfach«, antwortete der Wirt und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Dies hier sind die Greifenlande, und wie Lytar selbst wurde auch dieses Land einst von der Göttin gestraft.« Der Wirt schüttelte nachdenklich den Kopf. »Wenn eine Ernte nicht so ausfällt, wie sie soll, oder eine Krankheit oder Dürre kommt, aber

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