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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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nur nicht zugeben, dass sie ihn beeindruckt hat.« Garret zuckte mit den Schultern. »So etwas ist nie ernst gemeint.«
    Vanessa sah ihn fassungslos an und richtete sich umgehend an Tarlon.
    »Und, was sagst du dazu?«, wollte sie wissen.
    »Mich darfst du das nicht fragen«, gab der ihr zur Antwort, runzelte dabei aber die Stirn. »Ich mache solche Gesten schließlich nicht.«
    Garret bot den beiden Geschwistern an, die Pferde alleine abzusatteln, damit sie vorgehen konnten. Vanessa nahm sein Angebot dankbar an, doch Tarlon blieb zurück, um ihm zu helfen.
    Der Sattel war schwer, aber Tarlon trat an das Pferd seines Freundes heran, hob den Sattel mit einem Griff ans Sattelhorn ab und platzierte ihn auf einem Holzbock.
    »So etwas muss man ernst nehmen, Garret«, raunte er seinem Freund dabei leise, mit einem unauffälligen Blick auf die Soldaten, zu.
    »Ich weiß«, antwortete dieser ebenso leise. »Ich war nur überrascht, wie vehement die Bardin darauf reagiert hat … ist dir aufgefallen, wie sie mich angesehen hat? Als ob ich der Soldat wäre und sie mich hassen würde. Dabei habe ich ihr gar nichts getan.« Er rieb sein Pferd ab und führte es zu einem Futtertrog, den der Stallbursche bereits mit Hafer aufgeschüttet hatte. »Sei ehrlich, wir alle haben sie schon so angesehen«, lachte er leise. »Schließlich ist sie eine schöne Frau.« Er grinste plötzlich. »Wenn auch etwas zu alt für uns!«
    Doch Tarlon blieb ernst.
    »Ja, aber mit dem einen Unterschied, dass sich keiner von uns im Gegensatz zu den beiden Soldaten dabei je überlegt hat, wie er ihr am besten auflauern kann.«
    Garret hielt mitten in der Bewegung inne und richtete sich langsam auf.
    »Was willst du damit sagen?«
    »Dass es nicht das erste Mal für diese Burschen ist. Sie denken, dass ihnen nichts geschehen kann, weil sie Soldaten Beliors sind. Sie glauben, dass es hier keiner wagen wird, die Hand gegen sie zu erheben. Es ist ein Sport für sie.«
    Garret trat näher an den Eingang zum Stall heran, um die beiden Soldaten noch einmal unauffällig in Augenschein nehmen zu können.
    »Bislang dachte ich immer noch, dass die Soldaten Beliors auch nichts anderes tun, als ihren Dienst zu verrichten, genau wie wir, nur dass sie einem anderen Herrn dienen.« Er verzog das Gesicht. »Offensichtlich unterlag ich dabei einem Irrtum.«
    »Zumindest, was diese beiden betrifft! Vergiss nicht, in Lytar hatten wir es ausschließlich mit den Regimentern des Grafen Lindor zu tun. Das waren Veteranen, ausgesuchte Kämpfer, die es als Ehre empfanden, unter Lindor dienen zu dürfen. Aber nicht alle sind so. Diese beiden hier sind jedenfalls nicht mehr als Abschaum.« Angewidert verzog er sein Gesicht.
    »Du kannst tatsächlich ihre Gedanken lesen?«, fragte Garret beeindruckt.
    Tarlon nickte.
    »Ja. Wenn ich es darauf anlege, ist es so, als würde ich hören, was sie denken«, antwortete er schlicht. »Allerdings würde ich lieber eine Jauchegrube leeren, als den Gedanken dieser beiden zu lauschen.« Er sah sich um und holte tief Luft. »Aber eines kann ich dir trotzdem mit Gewissheit sagen.« Tarlon führte eine weite Geste aus, die den Stall, den Gasthof, das Dorf und das umliegende Land mit einschloss. »Belior braucht die Krone von Lytar gar nicht, um für uns eine Bedrohung darzustellen. Schau dich um, Garret, denn so wie hier wird es auch bald in Lytara sein, wenn wir nicht gegen ihn bestehen können. Wenn er unser Dorf nicht sogar schleifen lassen wird! Belior neigt zu drastischen Maßnahmen, um den Widerstand der Menschen zu brechen. Ich habe gerade gehört, dass er einmal eine ganze Stadt hat schleifen lassen, um damit ein Exempel für alle anderen aufständischen Städte zu statuieren. Die Männer wurden kastriert und bekamen die Fußsehnen gekappt, die Frauen wurden vergewaltigt und verschleppt.«
    »Das kannst du alles in den Gedanken der Leute lesen?«, Garret war fasziniert.
    »Nein, nicht direkt«, antwortete Tarlon. »Meist sind es keine klaren Sätze, sondern nur Empfindungen, Gedankenfetzen, Bilder. So hat sich einer der beiden Soldaten vorhin daran erinnert, was für eine blutige Angelegenheit es damals war, die Stadt zu schleifen. Danach hat er sich gefragt, ob es hier wohl auch so weit kommen würde.« Ein flüchtiges Lächeln huschte über sein Gesicht. »Dieser eine Soldat hat sich zumindest mit Abscheu daran erinnert, weshalb er hier auf anderes hofft.«
    »Liest du auch meine Gedanken?«, wollte Garret neugierig wissen.
    »Nein«,

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