Das Erbe des Loewen
vor Entsetzen weit aufgerissen, als er den Mann anstarrte, der Laurel festhielt.
„Ja. Ich bin es“, sagte ihr Entführer heiser.
Das Narbengesicht.
Laurel zitterte, Angst überfiel sie. Kieran. Hilf mir, bat sie stumm, doch sein Blick war starr auf den Mann gerichtet, der sie umklammert hielt.
„Was willst du?“ wollte Kieran wissen. Nichts war mehr geblieben von dem Liebhaber, der sie an diesem Nachmittag verführt hatte, auch nichts mehr von dem verletzten Mann, der sich von seinem Clan verraten fühlte. An seiner Stelle stand der grimmige Krieger, der Edin vor wenigen Tagen betreten hatte.
„Fordern, was mein ist.“ Die rauen Worte dieses Schurken ließen eine Erinnerung in ihr wach werden. Wer war er?
„Ich bezahle dir zweimal so viel wie Ross Carmichael.“
„Carmichael? Ich kenne diesen Namen nicht. Henry Percy hat mein Schwert gekauft, und er bot mir mehr als Geld.“
„Wenn du eine Geisel möchtest, nimm mich und gib mein Weib frei.“
„Dein Weib?“ Das Gelächter des Mannes ließ Laurel einen angstvollen Schauder über den Rücken laufen. „Nun, das ist wohl ein kleiner Irrtum. Die Lady war nicht frei, dich zu ehelichen, Sutherland.“
„Was, zur Hölle, soll das bedeuten?“ Kierans Blick verdüsterte sich, und Laurel erfasste Grauen. Wer war dieser Mann?
„Sie hat bereits einen Gemahl“, spottete der Brigant. Sein Arm war wie ein Schraubstock um ihre Rippen gespannt. „Und ich bin es.“
Aulay? Nein, das war unmöglich. Doch der Tonfall seiner Stimme rüttelte Erinnerungen wach, die sie zu verdrängen suchte. Erinnerungen an einen Mann, der sie als seine Gefangene gehalten und über ihre Verletzbarkeit gelacht hatte, als er ihr die Pläne mit ihrer Familie offenbart hatte. „Aulay?“
„Ja.“ Sein stinkender Atem fühlte sich heiß an auf ihrer kalten Haut.
O nein. Er musste den Sturz von den Klippen überlebt haben und war zurückgekehrt. Um sie zu töten? Sie stöhnte. Er lachte höhnisch. Spielerisch drehte er den Dolch unter ihrem Kinn hin und her. „Ich bin Aulay, dein Gemahl.“
„Nein!“ schrie Laurel. Sie blickte zu Kieran und sah ihre eigene Seelenangst in seinen Zügen widergespiegelt. Er hatte denselben Ausdruck wie in ihrem Traum: Sehnsucht lag in seinem Blick. Sie wusste nun, dass er sie aufrichtig liebte. Warum nur kam dieses Bewusstsein so spät?
„Laurel ist mein Weib“, sagte Kieran tief und gepresst. „Gib sie frei, und ich kämpfe um sie, Kerr.“
Aulay schüttelte den Kopf. „Nein. Ich sah dich in der Nacht, als du unser Lager angegriffen hast, kämpfen. Mit ihr halte ich einen Trumpf in meiner Hand. Du wirst jetzt aus dem Gang zurücktreten und die Öffnung verschließen, während mein Weib mit mir geht.“
„Niemals!“ Laurel wandte den Kopf und biss Aulay ins Handgelenk.
„Hure!“ Er packte sie an den Haaren und riss ihren Kopf so heftig zurück, dass sie vor Schmerz aufschrie. Durch den Schleier ihrer Tränen sah sie Kieran vortreten. „Bleib zurück“, warnte ihn Aulay. Um seinem Befehl Nachdruck zu verleihen, ließ er die Klinge über ihren Hals gleiten.
Laurels angstvolles Stöhnen drang Kieran bis ins Mark. Das blanke Entsetzen in ihren Augen berührte sein Innerstes. Wie konnte er seine überlegene Stärke und seine Kampferfahrung nutzen, ohne Laurel in Gefahr zu bringen? „Was willst du im Tausch für sie?“
„Mehr, als Ihr mir bieten könnt“, sagte eine andere Stimme. Der Engländer kam um die Biegung des Ganges. Eine Fackel in der einen Hand, das Schwert in der anderen.
„Es wurde langsam Zeit, dass Ihr kommt, Percy. Ich kann Hilfe gut gebrauchen“, sagte Aulay.
„Ah, die schöne Lady Laurel und ihr galanter Gemahl.“ Percy lachte hämisch. „Welch ein Jammer, dass es dazu kommen musste, Sutherland. Ich habe die Art, wie du meinen Bruder Richard jagtest, sehr bewundert. Ich hörte, Ihr habt Euch ein klein wenig mit Herzog Armand entzweit, als er ein Nonnenkloster plündern wollte. Schlecht für Euch, mir hier ... in die Quere zu kommen.“
„Ich hege keinen Groll gegen Euch“, sagte Kieran vorsichtig. „Gebt meine Gemahlin frei.“
„Gerade das kann ich nicht tun. Seht, ich habe Aulay hier Edin Valley und sein Weib versprochen.“
„Wofür?“ Kieran schob sich Zoll um Zoll vorwärts, seine Hand umschloss fest sein Schwert. Wenn es ihm gelang, sie reden zu lassen, bis er nahe genug an Laurel herankam ...
„Um Schottland zu erobern. Ich bin der König, müsst Ihr wissen.“ Percy lächelte, und seine
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