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Das Erbe des Loewen

Titel: Das Erbe des Loewen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay
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ihn ihr aus der Hand - sie hörte ihn auf den steinigen Boden fallen, irgendwo in der Dunkelheit - und stieß ihn mit dem Fuß gegen die Felswand. „Dafür wirst du büßen“, drohte er.
    Der Schmerz schien ihren Kopf in tausend Stücke zu reißen. Ein heiseres Heulen und ein fürchterlicher Schreckensschrei drangen wie durch dichten Nebel an ihre Ohren. Dann fiel sie in ein dunkles Nichts. Sie rief Kierans Namen. Sein Gesicht tauchte vor ihr auf und verschwamm im Dunkel, das sie plötzlich umgab.
    Laurel!
    Kieran hielt inne. Angestrengt blickte er über den steilen Abhang, wo er etwas zu sehen glaubte. Laurels Gesicht, bleich und verschreckt vor einer Felswand. Wo war sie? Seine Umgebung schien ihn zu verhöhnen. Nur Felsen und ihre Schatten waren zu erkennen. Am Ende der Schlucht erhoben sich knorrige Eichen und schlanke Birken gegen den dunklen Nachthimmel. Doch kein Zeichen von Laurel.
    „Laurel?“ Die einzige Antwort war das Murmeln des Baches zu seiner Linken und das Rauschen des Windes in den Blättern. Nein, das war nicht der Ort, den er gesehen hatte. Das war eine ... Höhle.
    Eine Höhle.
    Kierans Herz begann, hoffnungsfroh zu rasen. Wenn er sich nicht verirrt hatte, dann war er nahe der Höhle, in der er und Laurel Schutz gesucht hatten. Hatte Aulay sie dorthin gebracht? Oder war die kurze Erscheinung Laurels nur ein Trugbild seiner Verzweiflung? In zwei Stunden mussten sie angreifen. Selbst wenn die List mit den Schafen Wirkung zeigen sollte, brauchten sie jeden Mann in diesem Kampf. So verzweifelt er auch war, Laurel zu finden, er konnte Ross und die anderen nicht im Stich lassen.
    Es schien eine Ewigkeit zu vergehen, bis er die Höhle erreichte. Kieran hielt an, um sie zu beobachten. Dünner Rauch drang aus der Öffnung, und sein Herz schlug heftiger. Jemand war drinnen. Es drängte ihn, Laurels Name zu rufen und hineinzustürmen. Nur mit äußerster Kraft hielt er sich zurück, denn er wollte den Feind überraschen. Er stieg ab, band Rath an einen festen Ast und befahl ihm, ruhig zu sein.
    Das Schwert in der Faust, alle Muskeln und Sinne gespannt, näherte sich Kieran der Höhle von der linken Seite. Lass sie hier sein. Lass sie unverletzt sein. Er wiederholte die Worte im Takt seines Herzschlages. Vorsichtig spähte er in die Höhle.
    Das Feuer war beinahe erloschen, der schwache Schimmer beleuchtete einen schrecklichen Anblick. Laurel lag zusammengesunken auf dem Boden, ihre Kleidung zerrissen, ihr bleicher Körper und ihre schlanken Glieder mit dunklen Flecken bedeckt ... Blut.
    Sie ist tot!
    Kieran wankte näher. Nach zwei Schritten hörte er ein Geräusch zu seiner Linken und wandte sich um ... eine Klinge blitzte in der Dunkelheit auf. Mit einem Fluch schwang er sein Schwert, um den Hieb abzuwenden. Da erkannte er seinen Angreifer. „Aulay!“
    „Ja.“ Er hob seine Waffe und griff Kieran erneut an.
    Kieran parierte den Stoß, und den nächsten und den nächsten. Er hatte geglaubt, des Kämpfens und Tötens müde zu sein, doch niemals zuvor hatte er solche Lust verspürt, einen Feind im Kampf zu besiegen. Jede Strafe schien gering für einen Mann, der den Tod verdiente für das, was er Laurel angetan hatte.
    Kieran hatte mehr Erfahrung, doch Aulay war hinterlistig und schnell, wich den tödlichen Hieben von Kierans schwerem Bihänder aus und konterte mit schnellen Schlägen seiner eigenen Waffe. Ohne Zögern schlug Kieran weiter mit dem Schwert auf Aulay ein, bis er ihn an die Wand gedrängt hatte. Klinge an Klinge, die Gesichter so nahe, dass Kieran die Angst des anderen spüren konnte, raunte er: „Wie lange kannst du kämpfen, Kerr?“
    Hass und Hohn leuchteten aus Aulays Augen, ein teuflisches Grinsen erhellte sie. „Länger, als sie konnte.“
    Kieran erschauderte. „Was meinst du?“
    „Laurel.“ Ein höllisches Lachen entrang sich seiner Kehle. „Sie war nicht zu willig, ihre ehelichen Pflichten zu erfüllen, doch schließlich gab sie mir, was mein ist.“
    „Nein!“ schrie Kieran auf, erfüllt von Trauer und Wut.
    „Frag sie selbst. Sie ist wach und wünscht sich wohl, lieber tot zu sein“, höhnte Aulay.
    Kieran wandte seinen Blick zur gegenüberliegenden Wand. Laurel lag dort reglos, die Augen geöffnet, den Blick starr. Aulay nutzte diesen kurzen Moment der Unaufmerksamkeit, stieß Kieran zurück und rannte zum Eingang der Höhle und hinaus in die Freiheit.
    Kieran stieß seinen Schlachtruf aus und stürzte ihm nach. Er griff mit der Linken nach den Haarsträhnen, die

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