Das Erbe des Loewen
sich benimmt“, sagte er. „Man könnte meinen, Kieran sei unser Feind.“
„Ihr genügt die Tatsache, dass er ein Außenstehender ist.“ „Verdammter Aulay Kerr. “ Duncan leerte den Becher bis zur Neige und verzog das Gesicht. „Er ist doch schon ein Jahr tot.“ „Ich denke mir, du hast bereits einen Ersatz für Aulay gefunden.“
„Was, wenn ich habe?“
„Sie scheinen nicht gerade gut miteinander auszukommen.“ So war es auch. Und das war traurig, denn es ließ Duncans Pläne ins Stocken geraten. „Er ist ein kräftiger Bursche von stattlichem Aussehen, und er kommt aus gutem Haus.“
„Er hat sich von seiner Familie entfremdet, das spricht nicht für ihn.“
„Dahinter steckt oft mehr, als man auf den ersten Blick erkennen kann“, sagte Duncan geheimnisvoll, denn er wusste, dass dies in diesem Fall der Wahrheit entsprach.
„Er scheint ein kalter Mann zu sein. Ganz und gar nicht von der Art, unsere Laurel oder ihre liebenswerte Natur zu schätzen.“
„Das wird von selbst in Ordnung kommen“, sagte Duncan, als er fühlte, wie der Kräuternebel sich über ihn legte. Er wollte ein wenig schlafen und dann eine Botschaft an Carina schreiben und Thomas damit auf den Weg schicken.
„Was ist mit den Münzen, die Kieran von dir erwartet?“ Duncan murrte vor sich hin. Das hatte man davon, wenn man das Weibervolk Anteil an seinen Angelegenheiten haben ließ. „Jung-Kieran wird bekommen, was ihm zusteht... beizeiten.“ „Er möchte die Hälfte gleich. Wenn er entdeckt, dass du das Silber nicht hast, wird er davonreiten.“
„Dann muss ich wohl etwas anderes finden, um ihn hier zu halten“, entgegnete Duncan schläfrig. Er war unbesorgt. Männer waren dieser Leidenschaft wegen in den Krieg gezogen, die in Kieran Sutherlands violetten Augen geleuchtet hatte, sobald er Laurel anblickte. Ja, er würde Carina schreiben und ihr berichten, dass sich die Dinge besser entwickelten, als sie gehofft hatten.
3. KAPITEL
Laurel suchte Zuflucht in den Stallungen. Da, im hinteren Winkel, hatte Freda fünf Welpen geboren. Halb Wolf, halb Hund, waren sie das einzig Erfreuliche in diesen Tagen. Im Augenblick schliefen sie friedlich, die Bäuche mit Milch gefüllt. Ihre Mutter lag daneben, den Kopf auf den Vorderpfoten.
„Ruhst dich aus von deinen Pflichten, Mädchen.“ Laurel beugte sich hinab und kraulte Freda hinter den Ohren. „Es waren zwei lange Wochen, auch für mich.“ Sie setzte sich ins Stroh und lehnte den Kopf gegen die raue Steinwand. „Und es scheint nicht so bald besser zu werden.“
Freda legte ihre Schnauze auf Laurels Schenkel. Sie und der Hund, ein Geschenk Duncans zu ihrem zwölften Geburtstag, hatten vieles gemeinsam durchgemacht.
„Großvater hat einen Söldner angeworben“, sagte sie, als sie mit der Hand über Fredas Kopf strich. „Einen Außenseiter.“ Freda, die die Spannung in der Stimme ihrer Herrin fühlte, knurrte. „Er ist nicht wie Aulay, doch ist er eine Gefahr. “ Wenn nicht für den Clan, dann für sie. Ja, Kieran war gefährlich, gefährlicher als Aulay, und das, obwohl die bösen Pläne ihres Gemahls ihren Bruder, ihren Großvater und sie selbst beinahe das Leben gekostet hätten.
Kieran Sutherland beunruhigte sie, wie dies noch kein anderer Mann zuvor getan hatte. Die Erinnerung daran, wie er sie in der Lagerhütte angesehen hatte, ließ ihr noch jetzt die Knie weich werden und ihr Innerstes erschauern. Das Gefühl seiner Hand auf ihrer Haut hatte sie wie im Fieber beben lassen. Vielleicht hatte Annie doch Recht, und sie trug eine Krankheit in sich.
„Laurel!“ Annie stürzte in den Stall, entdeckte Laurel und eilte zu ihr. „Kommt schnell. Er wird ihn sonst töten.“
Laurel sprang auf die Füße. „Sind es die Plünderer?“
„Nein. Es ist Sir Kieran. Er will den Waliser zu Tode peitschen.“ Annie griff nach ihrer Hand und zerrte sie zur Tür. „Ihr
müsst ihm Einhalt gebieten. “
„Wer ist dieser Waliser, und was hat er getan?“
„Rhys ... er hat irgendeinen Befehl missachtet.“
„Ah.“ Nun erinnerte sich Laurel, dass Ellis erwähnt hatte, Kieran habe gedroht, einen seiner Männer zu bestrafen. Doch nicht auf ihrem Land. „Wo sind sie?“
„Auf dem Kampfplatz.“
Laurel rannte über den Burghof und durch das innere Tor und ließ Annie hinter sich. Gerade als sie den grasbewachsenen Abhang zum äußeren Schutzwall hinabstürmte, zerriss ein lauter Knall die Stille. Dem folgte ein Ringen nach Luft, von dem Laurel zuerst dachte,
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