Das Erbe des Loewen
niedergeschlagen aus durch den Empfang, den unser Mädchen ihm bereitet hat. “
Kieran freute sich über die aufkeimende Wut, die seine Schwäche verdrängte. „Jemand wird für diesen Übergriff bezahlen. “ Er setzte seine grimmigste Miene auf und näherte sich Duncan, doch Laurel stellte sich ihm in den Weg. „Geh zur Seite“, verlangte er schroff.
„Um dir meinen Großvater auf Gnade und Ungnade auszuliefern? Nein.“
„Denkst du, ich würde Hand an einen Verwundeten legen?“ „Du hast mich angegriffen ... eine wehrlose Frau.“
„Wehrlos? Wehrlos!“ Er beugte sich über sie, und sie spürte seinen heißen Atem in ihrem Gesicht. „Du warst es, die mich überfallen hat. Und die mich bewusstlos schlug.“
„Das war Geordie“, schrie Laurel ihn an. Die Hände in die Seiten gestützt, streckte sie ihm trotzig das Kinn entgegen, um seinem angriffslustigen Blick standzuhalten. „Und er hat es auch nur getan, weil er mich in Gefahr glaubte.“
„Ich dachte, dass ich mich gegen einen Mann zur Wehr setzte.“
„Und Geordie schützte mich.“
„Nun, nachdem das geklärt ist, hier ist Euer Branntwein.“ Nesta schob einen Becher zwischen die beiden. „Er wird den Staub aus Eurer Kehle spülen.“
„Nichts ist geklärt“, fuhr Kieran sie an, nahm jedoch den Becher entgegen.
Jemand hatte ihm die guten Sitten beigebracht, denn er sagte einen kurzen Dank. Laurel hatte gehofft, er könnte sich wie ein Barbar aufführen.
„Aber nichts zu danken, Sir Kieran“, erwiderte Nesta.
Ist jedermann blind für diese Gefahr außer mir? fragte sich Laurel. Es schien so, denn ihr Großvater beschwichtigte.
„Das Mädchen verwechselte dich mit den Räubern. Wir brauchen deine Hilfe im höchsten Maße, mein Junge“, sagte Duncan. „Zieh dir einen Stuhl heran, und ich werde dir berich-ten, was ich über die Unholde weiß, die mir das angetan haben.“
Mitleid regte sich in Kieran. Und er tat, worum Laurels Großvater ihn gebeten hatte.
Laurel zog sich zum Kamin zurück, um über alles nachzudenken. Immer noch wollte sie, dass Kieran Edin verließ, doch etwas war an ihm, das sie verwirrte.
„Was bringt dich gegen Kieran auf?“ flüsterte Nesta.
Laurel zuckte zusammen. „Er ist ein Außenstehender wie Aulay.“
„Nun ja. Doch sieht er nicht aus wie Aulay Kerr.“
„Er handelt ein Dutzend Mal schlimmer.“
„Ich glaube, da steckt mehr dahinter“, wisperte Nesta. „Erzähl mir etwas über deinen Traum.“ Sie saß stumm da, während Laurel ihre Vision darlegte und ihre Enttäuschung darüber offenbarte, sie nicht deuten zu können. „Es braucht Zeit, um zu lernen, mit den Kräften umzugehen, die dir in die Wiege gelegt wurden.“
„Was, wenn mir das niemals gelingt?“
„Das wäre arg“, sagte Nesta. „Wenn ich einmal nicht mehr bin, dann werden unsere Leute deiner Fähigkeiten bedürfen. Doch noch ist Zeit. Du bist eine MacLellan.“
Laurel nickte gedankenverloren. „Könnte dir doch nur etwas einfallen, etwas, das hilft ... ein Mittel, wie ich lernen kann, meine Träume auszulegen.“
„Ja.“ Ein Schatten huschte über ihr Gesicht. „Auch wenn ich möchte, dass du deine Gabe entdeckst, musst du wissen, dass es auch dunkle Seiten gibt. Du weißt, es gibt abergläubische Seelen, die mich fürchten, obgleich sie bei mir Antworten auf ihre Fragen suchen. Noch schlimmer ist es, in die Zukunft zu blicken und den Tod derer zu sehen, die wir lieben.“
„Oder eine Gefahr zu spüren und deren Ursprung nicht zu kennen“, flüsterte Laurel. Warum habe ich von Kieran geträumt? Nicht einmal, sondern viele Male. Jedes Mal brachte ihn näher, bis sie ihn deutlich sah. Sein Verlangen und seine Sehnsucht erkannte. Was wollte er?
„Laurel. Komm her, Mädchen“, rief ihr Großvater.
Rasch wandte Laurel den Kopf herum, und ihr Blick traf Kierans. Kalt wie Winterfrost durchdrang es sie bis ins Mark. Nichts erinnerte mehr an den Mann, der sie zuvor in den Armen gehalten und der mit seiner heißen Leidenschaft ihre eigene entfacht hatte. Er war ein Kämpe ohne Wärme oder Sanftheit. Er ist das, wozu er bestimmt ist. Sein Anblick erschreckte und
verwirrte sie gleichermaßen.
„Geh nur mein Kind.“ Ihre Tante Nesta ließ ihre Hand los. „Wir reden später mehr darüber. Ich bin froh, dass jener Recke hierher kam. Er sieht grimmig genug aus, um uns selbst vor dem Teufel zu schützen.“
Widerwillig stimmte ihr Laurel zu, doch als sie auf die andere Seite des Bettes eilte, war es Duncan, den
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