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Das Erbe des Loewen

Titel: Das Erbe des Loewen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay
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Versuche hatten Kierans tief sitzenden Hass oder seine Entschlossenheit zermürben können. Nun waren sie zurück in Schottland. In einem Zweitagesritt konnten sie Carmichael Land erreichen. Hatte Kieran hier alles geordnet, wollte er ein Heer aufstellen und gegen Norden marschieren, gegen seine Verwandtschaft. Rhys wandte seufzend seine Gedanken anderen Dingen zu. „Abgesehen vom Geld, ich mag den alten Mann. Wenn wir nicht bleiben, werden die Wegelagerer mit Sicherheit das Tal überrennen.“
    „Ja. Sie vertrauen zu sehr auf ihre natürliche Verteidigung und sind schlecht auf einen Kampf vorbereitet ... weich wie Distelwolle.“ Als Kieran sprach, erinnerte er sich einer Frau, die mehr Feuer besaß als Schwäche.
    „Lady Laurel erinnert mich an deine Tante Elspeth.“
    „Rhys“, rief Kieran warnend. Doch er hatte dasselbe Empfinden, obgleich seine Gefühle für Laurel nicht zu der Achtung und der Zuneigung passten, die zwischen ihm und seines Vaters jüngerer Schwester herrschten. „Sie ist eine Gefahr.“
    „Trotzdem meint sie es gut.“ Rhys lachte stillvergnügt in sich hinein. „Wenn ich daran denke, wie sie zu meiner Rettung herbeigestürmt kam und ihren jungen Bruder schützte. Diese Art von Loyalität in einer Familie ist bewundernswert“, fügte er angelegentlich hinzu.
    Kieran murrte. Laurels Verhalten erinnerte ihn daran, wie sehr die Carmichaels immer zusammengehalten hatten. Deswegen hatte Ross’ Lüge ihn auch so tief getroffen. Diese Wunde war noch immer nicht verheilt. Eine Wunde, die er am besten nicht beachtete. „Laurel hat Jahre der Disziplin untergraben.“ „Die Männer sind gut geführt und nicht verweichlicht.“
    „Ich brauche jeden Mann in kampffähigem Zustand mit all seinen Sinnen. Selbst in den besten Zeiten war das Grenzland fast genauso wild wie die Highlands. Mit Robert auf dem Thron gibt es kein Gesetz. Jeder Mann muss nach seiner eigenen Verteidigung sehen. Ohne uns werden die MacLellans mit Sicherheit fallen.“
    „Warum versucht dann Lady Laurel, uns von hier zu vertreiben?“
    „Weil sie das widersprüchlichste Weib ist, das mir jemals begegnete.“ Und das begehrenswerteste. Kierans Hand umschloss den Becher mit Ale so fest, dass seine Knöchel schmerzten. Doch das war nichts im Vergleich zu dem Bedürfnis, das sein Innerstes aufwühlte.
    Rhys setzte sich auf. „Wenn schon, sie ist ein anmutiges Mädchen. Stimmst du nicht zu?“
    Kierans Stirnrunzeln vertiefte sich. „Selbst wenn ich an ihr Gefallen finden würde - was ich nicht tue -, so weißt du, dass alle Frauen für mich verboten sind.“
    „Jetzt. Doch sicher wirst du eines Tages heiraten.“
    „Das bezweifle ich.“
    „Doch ... doch was ist mit Carmichael Castle? Willst du dein Leben riskieren, um es zurückzugewinnen, und es dann einem anderen überlassen, wenn du stirbst?“
    Kieran zuckte die Schultern, doch seine Gefühle waren alles andere als gleichgültig. Ein Teil von ihm sehnte sich nach der Eintracht, die er aus seiner Jugend kannte ... seine Tante Elspeth und ihr Gemahl, Lucais Sutherland. Seine Großeltern, Carina und Lionel Carmichael, selbst Ross und seine Gemahlin Megan. Er sah sie lachen, sich streiten und sich lieben. Er träumte davon, eines Tages eine Frau zu finden, die ihn ebenso ergänzte. Dieser Traum war einer von vielen, und er war ausgeträumt an dem Tag, als sein Leben zerbrach.
    Nein, Ehe hieß Gemeinsamkeit, und er wollte niemanden in seine Nähe lassen. Niemals wieder. „Vielleicht vererbe ich es einem von Tante Elspeths Nachkommen.“ Sie zumindest hatte Ross’ Verrat entdeckt in jener entsetzlichen Nacht, in der Kieran erfuhr, dass Ross und Megan nicht seine Eltern waren.
    „Ich habe dir gesagt, dass deine Lügen dich eines Tages einholen werden“, hatte Elspeth Carmichael Sutherland ihrem älteren Bruder entgegengerufen. Ross hatte nicht ein Wort gesagt, er hatte Kieran bloß angestarrt, Schuld und Reue waren in sein Gesicht geschrieben. Entsetzt war Kieran aus der Halle geflohen. Doch die Ungeheuerlichkeit von Ross’ Verrat hatte ihn zurückkehren und ihn seinen Onkel angreifen lassen. Ross’ Schreie hatten die Wachen alarmiert, und Kieran war aus Angst um sein Leben geflüchtet.
    „Vielleicht werde ich aus Carmichael Castle mein Totenschiff machen, wie es die Wikinger taten“, sagte Kieran frostig. „Ja, dies wäre ein geeignetes Ende für mein Erbe. Ich bin in diese
    Welt mit nichts gekommen. Auf dieselbe Art werde ich sie verlassen.“
    Es betrübte Rhys,

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