Das Erbe des Loewen
ihres Kleides. Ihre Stimmung war niedergeschlagen. „Das sagte auch Kieran.“
Genau in diesem Augenblick wurde die Tür aufgestoßen, und der eben Genannte stand an der Schwelle. „Duncan! Ich muss mit dir reden.“
„Natürlich“, erwiderte der alte Mann.
„Wie kannst du es wagen, hier so hereinzustürmen?“ Laurel trat aus dem Schatten auf ihn zu. Schön. Begehrenswert, dachte Kieran. Ärger ließ ihre Augen funkeln, und sie näherte sich ihm forschen Schrittes. Wenn er doch nur vergessen könnte, wie sie sich letzte Nacht in seinen Armen angefühlt und wie süß ihre Lippen geschmeckt hatten.
„Was willst du?“ Laurel blieb vor ihm stehen. Die Hände zu Fäusten geballt, starrte sie ihn an.
Kieran verschränkte die Arme vor der Brust und kämpfte mit dem überwältigenden Drang, nach ihr zu greifen. Warum traf er gerade jetzt, da er seinem Ziel so nahe war, eine Frau, die nicht nur seinen Eid, sondern auch seinen Verstand in Gefahr brachte? „Ich habe mit deinem Großvater ein Wörtchen zu reden.“ Während er sprach, machte er einen Schritt zur Seite, um Abstand zwischen sie zu bekommen, denn er hatte kein Vertrauen in sich selbst, sie nicht zu berühren.
„Mein Großvater ist ein kranker Mann.“
„Dein Großvater kann für sich selbst sprechen“, erwiderte Duncan heftig.
„Oh, Großvater. Sei bitte nicht beleidigt.“ Sie lief zu ihm und nahm seine Hand. „Du brauchst deine Ruhe.“ Sie strich ihm die Haare aus der Stirn. Ihr Gesicht war erhellt von liebevoller Sorge.
In Kieran regte sich ein stechender Schmerz. Wie musste es sein, so tief und innig geliebt zu werden? Denk nicht daran. Liebe war etwas für Narren. Sie schwächte und verführte.
„Ich werde ruhen, nachdem ich hörte, was Kieran mir zu sagen hat.“ Duncan tätschelte Laurels Wange. „Lauf nun, mein Mädchen, und geh in dein Bett. Du siehst aus, als hättest du nicht eine Stunde geschlafen letzte Nacht.“
Kieran bemerkte die dunklen Ringe unter ihren Augen und fühlte erneut Gewissensbisse.
„Ich werde bleiben“, sagte Laurel fest.
Duncan lachte vor sich hin. „Wie soll der arme Bursche sagen, was er auf dem Herzen hat, wenn du ihn ansiehst, als wäre er der Leibhaftige selbst? Geh jetzt“, fügte er hinzu. „Carina Carmichaels Enkel wird mir kein Leid zufügen.“
Carinas Sohn tötete meinen Vater. Hätte Kieran es doch niemals herausgefunden.
Laurel seufzte und gab dem Großvater einen Kuss auf die Wange. „Ärgere ihn, und du hast dich vor mir zu verantworten“, sagte sie warnend zu Kieran und blickte ihn an, wie es nur wenige Männer gewagt hätten.
„Sie ist manchmal ein richtiger Teufel“, sagte Duncan, als sich die Tür hinter Laurel geschlossen hatte.
„Ja.“ Und so leidenschaftlich, dass es beinahe meine guten Absichten zunichte gemacht hätte. Kieran räusperte sich, wandte sich dem Bett zu und bereitete sich auf den Kampf vor. „Ich komme wegen meiner Bezahlung.“
„Das dachte ich mir schon.“ Duncan versuchte, sich im Bett aufzurichten, dann verzerrte er das Gesicht vor Schmerz und schloss die Augen.
Der Zorn war vergessen, Kieran eilte zu ihm. „Warte, ich helfe dir.“ Er schob den Arm unter den Rücken des alten Mannes und hob ihn an, damit er sich gegen die Kissen lehnen konnte. Entsetzt spürte er Duncans Knochen und Rippen und bemitleidete den alten Mann. „Vielleicht sollte ich später wiederkommen.“ Er war ein Narr. Doch er brachte es nicht über sich, dem alten Mann wehzutun.
„Nein.“ Duncan lächelte schwach. „Setz dich. Sonst bekomme ich einen steifen Nacken, wenn ich stetig zu dir aufblicken muss. Wir haben ein ehrliches Geschäft zu besprechen.“
Kieran nahm auf dem Stuhl Platz. „Ich muss das Geld haben, das du mir versprochen hast.“
„Ich habe es nicht.“
„Was?“ Kieran sprang auf. „Du hast mich mit einer Lüge hierher gelockt.“ Er begann, auf und ab zu gehen. „Weißt du, was ich dir dafür antun könnte? Meine Männer sind ausgebildete Söldner. Wir könnten das ganze Tal in Blut ertränken ... “
„Ich habe dir ein anderes Angebot zu machen“, sagte Duncan und schien völlig gelassen.
„Ich möchte bekommen, was du mir versprochen hast“, sagte Kieran.
„Ich biete dir Laurel stattdessen an.“
„Was?“ Kieran hielt inne und starrte ihn an. Das ist deine Gelegenheit, sie zu besitzen. Doch seine Ehre siegte. „Zur Hölle damit. Ich dachte, niemand könnte noch tiefer sinken als meine Familie, doch du willst mich mit deiner
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