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Das Erbe des Loewen

Titel: Das Erbe des Loewen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay
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fragte Nesta. „Was macht er?“
    „Er sitzt im Wipfel eines Baumes ... er beobachtet etwas. Der Blick seiner Augen ist wie der eines tollen Tieres, das sich auf sein Opfer stürzen will. Oh, Tante ...“
    „Ruhig. Sieh zu, ob du herausfinden kannst, was er betrachtet“, drängte Nesta. „Doch bewege deinen Körper nicht“, fügte sie hinzu, als Laurel einen Schritt vorwärts tat. „Nur deine Gedanken.“
    Es war fast ebenso schwer wie die Beschwörungen, doch nach einigen Augenblicken war Laurel in der Lage, einen Schritt von der Vision zurückzumachen, dann einen weiteren. Sie sah seinen Körper, sein Pferd und letztendlich seine Spießgesellen. „Es sind vier, nein, sechs Mann mit ihm. Und ... sie sind beritten. Sie halten sich im dichten Unterholz verborgen ... oben auf dem Hügel. Unter ihnen ..." Sie schloss die Augen und kämpfte darum, zu sehen, was diese Männer sahen. „Ein Tal... mit einem kleinen Fluss ... und ... warte, etwas bewegt sich ... vielleicht ein Hirsch. Nein. Nein, es sind Männer. Es sieht aus wie ... “
    Laurel riss die Augen auf. „Es ist unser Spähtrupp. Sie wollen Kieran und die anderen angreifen.“
    „Der Sturm bricht los“, brüllte Ellis durch den aufkommenden Wind.
    Kieran hob den Kopf und blickte durch die hoch aufgewirbelten welken Blätter gegen den Himmel. Obwohl es noch mehrere Stunden bis Sonnenuntergang war, war es plötzlich dunkel geworden. „Holt die Spürhunde zurück, wir kehren um“, rief er widerwillig. Nur ein Narr würde noch verweilen, wenn die Finsternis und der Lärm des aufziehenden Sturms ein Auftauchen des Feindes verschleiern konnten.
    „Vielleicht sind sie fort“, sagte Jamie, als sie die Pferde
    wandten, um dem Pfad aus dem Tal heraus zu folgen.
    „Nein. Sie sind hier irgendwo.“ Das fühlte Kieran in seinem Innersten, so wie immer, wenn sich Gefahr ankündigte. „Wenn wir sie nicht finden, bevor ihre Verstärkung eintrifft, haben wir eine böse Schlacht vor uns.“
    „Deshalb macht Ihr die MacLellans mit dem Kampfe vertraut.“
    Dafür und auch für den Angriff auf Carmichael Castle. Doch nur Rhys wusste das. Wusste es und missbilligte es ... mit aller Kraft.
    „Warum beharrst du darauf?“ hatte Rhys geschrien und war in dem Gemach, das sie teilten, auf und ab geschritten. Sein Gesicht war vor Zorn gerötet. „Besonders jetzt, da du dich mit Laurel vermählst und über Stratheas herrschen wirst?“
    „Stratheas ist nicht mein Ziel. Carmichael Castle ist es. Auch kann ich nicht vergessen, dass Ross meinen Vater getötet hat“, sagte er.
    „Ich hörte, dass es Comyn MacDonnel war, der ihn aus dem Hinterhalt mit einem Pfeil erschoss.“
    „Ja, das sagte mir auch Ross, als ich noch in derselben Nacht zurückkehrte, um ihn zur Rede zu stellen. Doch er hat gelogen.“ Noch schmerzlicher war das Wissen, dass Ross Kieran für fünfzehn Jahre in dem Glauben ließ, er wäre sein Vater. Mit einem einzigen Wort wurde sein ganzes Leben zerstört. Zerrissen und mit verwundeter Seele war er zurückgekehrt, um Ross zu fragen, ob Comyn wirklich Lion getötet habe. Er bejahte es, doch Kieran sah die Schuld in Ross’ Augen. Gleichgültig, was Rhys sagte, Kieran wusste, Ross Carmichael war der Mörder.
    „Die MacLellans sind schlechte Kämpfer“, sagte Jamie. „Collie ist sieben Jahre alt und weiß noch nicht einmal, wie man ein Schwert führt.“
    „Was?“ Kieran lenkte seine Gedanken von der schmerzlichen Vergangenheit zurück auf die gefahrvolle Zukunft. „O nein. Doch er möchte es lernen.“ Der Knabe hatte damit begonnen, Kieran überallhin zu folgen, wie Ewan es getan hatte. Sein jüngerer Bruder, so hatte Kieran gedacht, und er hatte den Burschen von ganzem Herzen lieb gewonnen. Niemals hätte er vermutet, dass dieser Ross’ wahrer Erbe und er selbst bloß Lions Bastard war.
    „Collie sagt, dass ihm sein Großvater ein hölzernes Schwert geben wolle. Und dass Ihr ihn lehrt, es zu gebrauchen.“ Eifersucht schwang in Jamies Worten mit.
    „Ja.“ Er hatte versucht, sich von ihm fern zu halten, doch
    Collie war fast genauso schwer zu widerstehen wie seiner Schwester.
    „Wie lange denkt Ihr ...“ Als hätte ihm jemand einen Stoß versetzt, stöhnte Jamie plötzlich auf und fiel nach vom. Ein Pfeil stak in seinem Rücken.
    „Hinterhalt!“ brüllte Kieran, zog sein Schwert und brachte den Schild nach vom. Das Tal war erfüllt mit dem Gebrüll der Angreifer und den Schreien seiner eigenen Männer, als diese sich dem Gesindel, das den

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