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Das Erbe des Loewen

Titel: Das Erbe des Loewen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay
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gewählt hatte.
    Der Schotte blickte von seinem Sitz hoch oben in einer Kiefer zu ihm hinab. „Sie fällen Bäume, wie schon die Tage zuvor.“ „Dann wird es noch schwieriger, den Pass einzunehmen.“ Über ihnen grollte der Donner, und Ralph hoffte auf Regen, selbst wenn es bedeutete, dass sie Unterschlupf in einer der engen Höhlen, die die Vorberge durchzogen, suchen mussten. Der Sturm würde die Luft reinigen und die Natur abkühlen.
    „Ich sagte Percy, wir hätten früher angreifen sollen.“ Die Stimme des Schotten vermischte sich mit dem Brausen des herannahenden Sturms.
    „Daran erinnerst du uns unablässig.“ Ralph blickte hinüber zu den anderen Männern, die Lord Henry für diese Mission ausgesucht hatte. Vier von ihnen hatten ihre Helme und die Kettenhemden abgelegt, um zu dösen. Bates blickte von seinem Würfelspiel mit Farley auf und rollte ärgerlich mit den Augen.
    „Wir könnten wenigstens ihre Späher überwältigen“, sagte der Schotte.
    Ralph wandte sich ihm zu. „Warum? Wo sind sie?“
    „Sie durchkämmen ein Tal eine Viertelmeile von hier entfernt.“
    „Denkst du, dass sie die Spur von Mylord gefunden haben?“ „Nein. Der Pfad, den ich benutzte, um Henry und die anderen in die Hügel zu führen, liegt genau unter uns, und ich habe jede Spur verwischt. Trotzdem sollten wir sie überfallen.“ Verdammt, dieser Mann war auf einen Kampf aus. Doch Ralph war entschlossen, dies zu verhindern, bis Lord Henrys Heer eingetroffen war. „Nein. Unser Lord gab den Befehl, nur zu beobachten.“
    „Doch der Anführer der Patrouille ist Sutherland. Wenn wir ihn töten, bringt Henry vielleicht den Mut auf anzugreifen.“ „Halt deine Zunge im Zaum“, schnauzte Ralph ihn an und erhob sich von dem Stein, der ihm als Sitz gedient hatte. „Zur Hölle, wie gerne würde ich dich von da oben herunterholen.“ „Halt ein.“ Bates legte bedenklich Ralph die Hand auf den Arm. „Wir sind gewiss keine Feiglinge. Doch der Schotte mag damit Recht haben, dass wir Sutherland aus dem Weg schaffen könnten. Henry würde uns bestimmt dafür belohnen, und ich bin es verflucht leid, noch länger hier herumzusitzen.“ Hinter ihm standen die anderen der Bande, begierig darauf, zu kämpfen, um die Ruhelosigkeit, die durch Tatenlosigkeit entstanden war, zu überwinden.
    „Wie viele Männer hat er bei sich?“ fragte Ralph und fühlte, wie sein eigenes Blut zu wallen begann. Henry hatte zwar befohlen, darauf zu achten, dass der Schotte durch den Versuch, den Durchgang anzugreifen, nicht den ganzen Plan zunichte machte. Doch er hatte nichts von einem Spähtrupp gesagt. Und wenn es ihnen gelang, Sutherland zu beseitigen ... die Belohnung war in der Tat verlockend.
    Lauernde Augen. Unfreundliche Augen.
    Laurel saß geduckt am Flussufer und spannte sich unwillkürlich an, als sie den Blick über die letzten, noch verbliebenen Bäume gleiten ließ. Wurden sie beobachtet?
    „Ruhig Mädchen, du zerdrückst das Wasserzehrkraut, das du gerade ausgegraben hast“, sagte Nesta zärtlich.
    Laurel öffnete die Hand und ließ die zusammengepressten Kräuter fallen. „Ich ... ich fühlte etwas.“
    Sofort richtete sich ihre Tante auf. „Was?“
    „Blicke“, flüsterte Laurel, und ein Schauder ließ sie frösteln. „Blicke aus spähenden Augen ...“
    Nesta sah sie erstaunt an. „Kannst du erkennen, wer es ist?“ „Nein. E...es ist vielleicht nichts.“
    Nesta umfasste Laurels Hände. „Du sagst, dies sei der Ort, an dem die Wegelagerer warteten. Kann es ein, dass du den Angriff nochmals erlebst?“
    „Ich ... ich weiß es nicht.“
    „Schließe deine Augen ... suche die Vision.“
    „Meine Gabe spricht darauf nicht an, und selbst wenn es so wäre, nichts von dem, was ich sehe, wird wahr“, sagte Laurel traurig.
    „Du sahst die Räuber hier lauem, und hier waren sie“, erinnerte ihre Tante sie und nickte aufmunternd.
    Heilige Jungfrau, sie hat Recht. Und das war noch nicht alles. Laurel hatte gesehen, wie Kieran sie küsste, auch das war eingetreten. Erstaunen wühlte ihr Innerstes auf, als sie auf ihrer beider verschlungenen Hände blickte. Eine Generation zusammen mit der nächsten. „So bin ich also doch eine Seherin.“
    „Ja.“ Nesta drückte Laurels Hände, und ihre Augen waren merkwürdig feucht. „Nun suche herauszufinden, was dich beunruhigt. “
    Ein Gesicht. Ein brutales, verzerrtes Gesicht. Und diese Augen. Fahle Augen, hasserfüllt, wutentbrannt.
    „Ich sehe ihn“, wisperte Laurel.
    „Wo?“

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