Das Erbe des Loewen
doch Kieran schien entschlossen, das Feuer zwischen ihnen auszulöschen. Unruhig wie ein Tier in einem Käfig schritt er vor dem Kamin auf und ab.
Dann plötzlich wandte er sich ihr zu. Sein Gesicht wirkte im blassen Abendlicht wie eine starre Maske. „Du willst wissen, was nicht stimmt? Alles.“ Er wies auf das Himmelbett, wo die Decken einladend aufgeschlagen und die Laken mit Rosenblüten bestreut waren. „Ich muss fort.“
Laurel trat so nahe an ihn heran, dass der Saum ihrer Röcke seine Stiefel streifte. „Doch ... doch warum?“
„Es ist eine Sache der Ehre.“ Er runzelte die Stirn. „Ich habe einen Schwur getan.“
„Das haben wir beide ... in der Kirche, vor Father Stephan.“ Das weiß ich nur zu gut. Kieran stöhnte und schloss die Augen, um ihren Anblick nicht ertragen zu müssen. Immer noch sah er in Gedanken das zarte Gesicht, blass und aufrichtig, ihre wogenden Brüste, die sich bei jedem Atemzug in dem tiefen Ausschnitt wölbten, und ihr blaues Gewand, das einen vollendeten Gegensatz zu ihrer weißen Haut und dem flammend roten Haar darstellte. Nie zuvor hatte er etwas mehr begehrt als Laurel.
Ob im Schlafe oder im Wachsein, sie drang in seine Gedanken ein und ließ ihn an ihre Vereinigung denken, wenn er sich dem Kampfe widmen sollte. Seine Vermählung mit ihr beeinflusste sein Ziel. Es war abergläubischer Unsinn. Das musste am Hochlandblut seiner Mutter liegen. Trotzdem, die Tatsache blieb ... er hatte ein Gelöbnis abgelegt, nichts und niemanden vor sein Streben, Rache zu üben, zu stellen. Dass er sie ehelichte, um Edin Valley für seine Absichten nutzen zu können, änderte nichts daran. Wenn er sie zu seinem Weib nahm, wie er es in der Kirche geschworen hatte, dann könnte dies sein Ziel gefährden.
Kieran atmete tief durch. Die Spannung in seinem Innersten wuchs. Vielleicht sollte er ihr einen Teil der Wahrheit sagen. „Ich schwor, meinen Vater zu rächen.“ Und mein Erbe wiederzuerlangen. „Ich kann mich nicht mit dir vereinigen, bevor es vollendet ist.“
„Warum nicht?“ Laurel fühlte sich wie ein Händler, der versuchte, einem Käufer schlechte Ware anzudrehen. Dann dämmerte es ihr. Sie atmete tief ein. „Oh, du denkst, solange unsere Ehe nicht vollzogen ist, sind wir nicht richtig vermählt.“
„So ungefähr. Nur wir beide wissen es, da niemand morgen früh dein jungfräuliches Blut auf dem Laken erwartet.“
Dummer, dickköpfiger Mann. Sie wollte ihm eins auf die Nase geben, damit er blutete. „Angenommen, ich sage es Großvater, und er entscheidet, unsere Vermählung aufzulösen?“ „Dann schuldet er mir ein Vermögen, das er nicht bezahlen kann.“
„Warum, um alles in der Welt, hast du dann zugestimmt, mich zu ehelichen?“
Seine violetten Augen verdunkelten sich. Beschämung oder Schuld? fragte sie sich. „Ich konnte nicht tatenlos zusehen, wie dein Clan ausgelöscht wird.“
„Ist das der einzige Grund?“ Sein Nicken war wie ein Schlag ins Gesicht, und ein tiefer Schmerz durchfuhr sie. „Ich verstehe. Ich hatte gehofft ... ich dachte ... “ du könntest etwas für mich empfinden, mich begehren. Laurel senkte den Kopf aus Angst, er könnte ihren Schmerz sehen und sie deshalb bemitleiden.
Ich verstehe. Kieran stieß den Atem aus, den er angehalten hatte, und fühlte Erleichterung. Wenn er schon vor seiner Zeit heiraten musste, so hatte er zumindest eine Frau mit Verstand geehelicht. Er dachte an die Wutausbrüche seiner Tante Elspeth, wenn sie verärgert war, oder daran, wie Tante Megan in
Tränen ausbrach, wenn sie enttäuscht war. Laurels gesenktes Haupt indes regte etwas tief in seinem Inneren. Mitleid? Nein, das nagende Gefühl, sie enttäuscht zu haben.
„Ich werde ... ich mache es wieder gut, wenn ich Laird of Carmichael bin. Ich kaufe dir zeitgemäße Gewänder, um deine alten zu ersetzen.“
„Alt! Nicht zeitgemäß!“ Sie reckte den Kopf. „Seit wann bist du ein Sachkundiger für zeitgemäße Kleidung?“
„Nun ... ich habe bemerkt, dass Frauenzimmer in Frankreich diese Art getragen haben, als wir ankamen, doch seit damals haben sie Surkots über ... “
„Frauenzimmer!“ schrie sie. „Hör damit auf, dieses dumme Wort zu benutzen. Nenn uns Frauen, Lady oder Mädchen, und behalt dir deine Gewänder.“
Was hatte sie so aufgebracht? „Vielleicht ein wenig Geschmeide?“ Das erinnerte ihn. „Wo ist der Ring, den ich dir gab?“
„Ring?“ Ihr Blick verdüsterte sich. „Welcher Ring?“
„Ich gab ihn dir bei der
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