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Das Erbe des Loewen

Titel: Das Erbe des Loewen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay
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Vielleicht sollte sie hinüberreiten und nachsehen ...
    Ein Schrei durchbrach die Stille. Gellend und schauerlich wie das Klagen der Todesfee ließ er die Vögel in den Bäumen aufschrecken, und ihr Herz begann zu rasen. Dem folgte ein weiterer Ruf und noch einer, bis die Luft mit dem Gebrüll von vierzig Mann erfüllt war. „Sutherland! Sutherland!“ Kierans Schlachtruf. Dazwischen die heiseren Schreie ihrer eigenen Clansmänner. „Für Duncan! Für die MacLellans!“
    Der Lärm wurde bald übertönt von dem Klang, als Klinge auf Klinge traf, und den Schreien voll Schmerz und Angst. Der Kampf hatte begonnen. Grauen erfasste Laurel und ließ ihre Glieder schwach werden.
    „Möge Gott euch allen Gnade schenken“, flüsterte sie, als sie auf einen Felsen niedersank. Sie schloss die Augen, legte die eiskalten Finger auf ihre Lider und versuchte, Kierans Bild heraufzubeschwören. Doch stattdessen tauchte der Ursprung ihrer Albträume auf. Ein entstelltes Gesicht. Augen, die mit dem Feuer unverhohlener Wut erglühten. Der Mann mit dem Narbengesicht.
    Laurel öffnete die Augen, doch das Bildnis wollte nicht weichen. Sie sah ihn, in seinem matt glänzenden Kettenhemd, wie er wild um sich schlagend gegen die Mauer von Männern kämpfte. Sie fühlte seine Angst, seine Wut über den raschen, unerwarteten Angriff. Sie wusste, er würde sich den Weg freikämpfen und, um zu entkommen, auf seiner gehetzten Flucht diesen Weg einschlagen. Geradewegs auf sie zu.
    Kieran wusste nicht mehr, wie vielen Männern er gegenübergestanden und wie viele er niedergemacht hatte. Seine verwundete Schulter schmerzte von den Schlägen; seine Lungen brannten vor Anstrengung. Hinter ihm rief jemand eine Warnung, und Kieran wandte sich um, gerade rechtzeitig, um einen Hieb zu parieren, der aus der Dunkelheit gegen seinen Nacken geführt wurde. Bei Gott, selbst unterlegen und überrascht kämpfen diese Schurken wie Dämonen, dachte er, als die Klingen aufeinander trafen. Benommen wurde er sich bewusst, dass dies keine feigen Diebe, sondern wohl geübte Krieger waren.
    Dann widmete er sich seinem letzten Gegner, um ihn ins Jenseits zu befördern. Es war ein schwergewichtiger Mann, der sein Schwert mit roher Gewalt führte. Geleitet von dem sicheren Gefühl, das er sich über die Jahre angeeignet hatte, wich er aus, machte einen Scheinangriff und suchte nach einer Blöße seines Gegners. Als er sich die gab, machte er davon gnadenlos Gebrauch. Stahl traf auf Stahl, als seine Klinge herabfuhr und die Deckung des Feindes durchstieß. Dem Zermalmen, als er das Kettenhemd aufschlitzte, folgte unmittelbar ein qualvolles Wehklagen, mit dem der Mann aus dem Sattel stürzte.
    Dieser Kampf und keiner mehr. Er wollte das Schwert an den Nagel hängen.
    „Mylord. Wir haben sie geschlagen“, rief eine wohl bekannte Stimme, die er nicht erwartet hatte.
    „Martin?“ Kieran wandte sich um, die Augen ärgerlich zusammengekniffen. „Was tust du hier? Du solltest doch bei Lady Laurel bleiben.“
    „Sie sagte, dass du mich brauchst. Und so war es auch.“ Er wies auf den Mann, den Kieran soeben getötet hatte. „Wäre ich nicht hier gewesen, hätte jener Bastard dir mit Sicherheit den Kopf ..."
    Kieran fluchte lautstark. „Das hat nichts damit zu tun. Ich befahl dir, Lady Laurel zu beschützen. “
    „Was ist los?“ Rhys tauchte aus der Dunkelheit auf, das blutige Schwert in der Hand, das grimmige Gesicht durchfurcht vor Sorge.
    „Er hat Laurel allein gelassen“, schrie Kieran so wütend, dass sich der Soldat im Sattel duckte.
    „Ich bin sicher, dass ihr nichts geschah“, warf Rhys hastig ein. „Die meisten der Räuber sind tot oder verwundet.“
    Kieran murrte. Sein Blick schweifte unruhig über die kümmerlichen Reste des Lagers hinweg. Die zertrampelten Zelte waren stumme Zeugen für den raschen, wilden Kampf, der hier stattgefunden hatte. „Wie schwer sind unsere Verluste?“ fragte er.
    „Vier sind tot.“ Rhys beugte sich, um sein Schwert an einem herumliegenden Umhang abzuwischen, dann richtete er sich auf. „Ich weiß nicht, wie viele verwundet sind. Doch sicher nicht so viele, hätten wir sie nicht bei Nacht und völlig unerwartet überrannt.“
    Dank Laurel. Kieran wollte zu ihr gehen, um zu sehen, dass sie in Sicherheit war, und sich dafür zu entschuldigen, dass er an ihr gezweifelt hatte. Doch seine Aufgabe hier war noch nicht erfüllt. Diese Männer waren geübte Söldner. Aber warum griffen sie Edin an? Er musste ihre Absichten kennen.

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