Das Erbe des Loewen
„Finde das Narbengesicht oder den Engländer“, sagte er zu Rhys. „Der Angelsachse wird wahrscheinlich einen Verband an der linken Schulter tragen, von der Wunde, die Laurel ihm zugefügt hat.“ Als Rhys davoneilte, wandte sich Kieran an Martin. „Du reitest dorthin zurück, wo du Lady Laurel gelassen hast, und bringst sie hierher.“
Martin schluckte schwer und nickte. Eine Locke seines verschwitzten Haares fiel ihm in die Stirn. „Sie hatte Recht. Wenn ich nicht ..."
„Es wird dir nur wenig Erleichterung bringen, wenn ihr etwas zugestoßen ist.“ Verdammte Hölle. Er konnte es nicht ertragen, daran zu denken. Angst nagte an Kieran, er war sich kaum bewusst, was um ihn herum vor sich ging. Das Stöhnen der Verwundeten, der Gestank nach Blut und Tod.
Sie hatten gesiegt. Die Bande war geschlagen, und er konnte seinen Blick nun den Carmichaels zuwenden. Doch der Sieg lag wie Asche in seinem Mund, schwer und bitter, solange das Schicksal Laurels ungewiss war. Verdammt. Wie konnte es nur geschehen, dass sie ihm in so kurzer Zeit so viel bedeutete? Erregt zerrte Kieran den Helm vom Kopf und legte ihn auf einen Felsen. Mit den Händen fuhr er sich durch das verschwitzte Haar und hob das Gesicht in den Wind. Er hoffte, es könnte seine Sinne befreien von dieser ... dieser Besessenheit.
„Sie sind nicht hier“, rief Rhys aus und riss Kieran aus seinen düsteren Gedanken. „Das Narbengesicht und sein Anführer sind verschwunden.“
„Bist du sicher?“
Rhys nickte.
„Wann sind sie fort? Hat jemand gesehen, welchen Weg sie einschlugen?“
„Ja.“ Rhys schnippte mit den Fingern, und Sim zerrte einen der Räuber herbei. „Sag Mylord, was du mir erzählt hast.“
„Ich ... ich bin Bates“, antwortete der Mann stockend, die Augen vor Entsetzen weit aufgerissen. Seine Kleidung war zerfetzt, und Blut sickerte aus einer Wunde in seinem linken Arm.
„Wo ist dein Anführer?“ wollte Kieran wissen.
„Gegangen. Lord Henry hat uns im Stich gelassen. Er und dieser hinterlistige Schotte.“ Bei dieser Erwähnung spitzte Bates die Lippen und spuckte auf den Boden. „Er war es, der uns befahl, hier zu lagern. Ihr würdet uns niemals finden in diesen tiefen ... “
Kieran unterbrach ihn mit einer ungeduldigen Geste. „Weißt du, wohin sie sich aufmachten?“
„Weg von Euren Männern“, sagte Bates ohne Zögern. Er wandte sich um und gestikulierte grimmig in die Richtung zur Schlucht hin. „Sie schlugen diese Richtung ein, als ich sie zuletzt sah. Feiglinge. “
„Hölle und Verdammnis.“ Kieran schwang sich in den Sattel. „Du hast hier den Befehl, Rhys.“ Ohne auf Antwort zu warten, galoppierte er mit seinem Hengst den schmalen Grat entlang. Das Blut pulsierte, seine Hände waren feucht, und er hatte Schwierigkeiten, die Zügel zu halten. Laurel durfte nichts geschehen sein. Wenn ihr etwas zugestoßen war ... dann wollte auch er nicht mehr leben.
Eine Ewigkeit schien zu vergehen, bis er die Schlucht erreichte. Als er durch das seichte Wasser des Flusses sprengte, kam ihm Martin entgegen. Ein Blick in seine Augen, und Kieran schwand der Mut. „Sie ist fort?“ schrie er.
„Ja.“ Martin presste die Lippen zusammen. „Ich rief und rief...“
Kieran wartete nicht länger. Er drängte Rath den Abhang hinan und erreichte das Unterholz, wo er Laurel zurückgelassen hatte. Nichts. O nein. Er stand in den Steigbügeln und bemühte sich, mit wildem Blick das Dunkel der Nacht und das Gehölz zu durchdringen. Nichts.
Blitze zuckten über den Himmel und tauchten die Landschaft in ein gespenstisches Hell-Dunkel. Im schwachen Lichtschein glaubte Kieran, ein Stück Stoff ihres Gewandes zu sehen, das sich in einem Brombeerstrauch verfangen hatte. Sofort eilte er hin. Ein Fetzen von Laurels Tunika. Die Angst trieb ihm feine Schweißperlen auf die Stirn, seine Gedanken rasten, und Dutzende von Möglichkeiten kamen ihm in den Sinn ... keine davon war gut.
„Kieran? Hast du ihre Spur gefunden?“ fragte Martin.
Kierans Finger schlossen sich um das Stückchen Wolle. Er musste Laurel finden. „Vielleicht. Kehre zurück und sage Rhys, dass ich meine Gemahlin suche. Er soll die Verwundeten und die Gefangenen nach Edin bringen.“
„Ich sollte mit dir gehen.“
„Nein, du musst Rhys meine Botschaft überbringen. Ich kann nicht auf deine Rückkehr warten. Zu viel Zeit habe ich bereits verloren.“
Martin nickte. „Ich werde für Lady Laurel beten.“
Kieran hatte geglaubt, dass er das Beten verlernt
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