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Das Erbe des Loewen

Titel: Das Erbe des Loewen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay
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kam näher und hallte hohl vom Gestein wider. „Es muss Thomas sein“, sagte sie nochmals. „Denn wer sonst kennt den Weg?“
    „Rasch. Fort von hier ...“ befahl Kieran. Zu spät. Der Kopf des ersten Pferdes kam um die Ecke, dann wurde der Reiter sichtbar.
    „Thomas!“ Laurel trat auf ihn zu, als zwei weitere Männer hinter dem Knappen auftauchten. Männer, die in Rot und Schwarz gekleidet waren.
    „Carmichaels!“ rief Kieran. „Welch grässliche Tücke ist das?“
    „Wa... was meinst du?“ fragte sie stockend.
    „Dein Großvater hat mich an meine Feinde verraten.“ Sein Gesicht glühte vor verhaltener Wut, er zog sein Schwert und drängte Laurel aus dem Tunnel.
    „Verraten?“ empörte sie sich. „Nein, Großvater würde niemals ...“
    „Kieran?“ rief eine Frau mit tiefer, wohlklingender Stimme. „Bist es wirklich du, mein Lieber?“ Sie kam hinter den Carmichaels hervor. Ihr Gesicht war blass und unter der Kapuze nur undeutlich zu erkennen.
    Wer war diese Frau, die Kieran „Lieber“ nannte? Laurel blickte auf und sah, wie ihr Gemahl erbleichte. „Wer ist sie?“
    „Meine Großmutter. Wo ist Ross?“ fragte er. „Hat er dich vorausgeschickt, um mich auszukundschaften?“
    „Natürlich nicht. Ross ist nicht bei mir.“ Die Frau warf die Kapuze ab, und ein Gesicht mit fein geschnittenen Zügen kam zum Vorschein, und Haare, die einst so wie Laurels gewesen sein mussten. Jetzt waren sie von silbernen Fäden durchzogen. „Oh, sieh an, wie du gewachsen bist.“ Tränen traten ihr in die blauen Augen und liefen über die faltigen Wangen. Alt, ungebeugt und immer noch schön, dachte Laurel.
    Kieran blinzelte, doch sein Ausdruck blieb starr und verschlossen. „So hat mich MacLellan doch verraten. Ohne Zweifel sind die Männer meines Onkels dicht hinter dir. Doch er wird mich nicht ohne Kampf bekommen.“
    „Es sind bloß die Männer bei mir, die mich eskortierten“, sagte die Lady ruhig. Laurel betrachtete die Bewaffneten, die nun den Tunnel ausfüllten. Sie hielten die Waffen bedeckt und sahen Kieran mit offener Feindseligkeit an, doch machten sie keine Anstalten anzugreifen. „Ross will dir kein Leid zufügen“, sagte Lady Carina erneut.
    „Zweifellos hatte er das auch meinem Vater gesagt“, warf Kieran ein, „ehe er ihn tötete.“
    Die Lady wankte. „O Kieran. Wenn du doch nur zuhören würdest.“
    „Das tat ich ... und hörte von seinen eigenen Lippen, dass er für den Tod meines Vaters verantwortlich sei.“ Er kniff die Augen zusammen. „Werft eure Waffen weg“, rief er den Gefolgsmännern zu.
    Der Anführer sah zu Lady Carina. Sein grauer Schnurrbart zuckte. In seinem Blick lag ein Ausdruck von kaum zurückgehaltenem Zorn. Würden sie angreifen? Habe ich mich geirrt, als ich dachte, Ross wäre nicht der Mörder, wie Kieran annimmt, fragte sich Laurel, die voll Angst um seine Sicherheit war.
    Lady Carina seufzte und neigte ihr silberrotes Haupt. „Tut, was er sagt, Sir Giles. Mein Enkel wird mir nichts antun.“ „Nun, er hat genug zerstört in jener Nacht, als er Carmichael Castle verließ“, sagte der unglückliche Ritter, doch gab er Befehl, sich zu entwaffnen.
    Laurel berührte Kierans Arm. „Was wirst du mit ihnen tun?“ „Tun?“ Er blickte sie an. Bedauern flackerte in seinen Augen, so kurz, dass es eine Spiegelung des Lichts sein konnte. „Ich müsste ein Narr sein, wenn ich so einer wertvollen Geisel wie Lady Carina etwas antun würde.“
    „Kieran. Wie kannst du nur so über deine eigene Großmutter sprechen?“ flüsterte Laurel entsetzt. Sie wandte sich der Dame zu. „Seid herzlich willkommen in Edin Valley, Mylady.“
    „Laurel, du darfst dich in dieser Sache nicht gegen mich stellen.“ Kierans Anspannung war deutlich zu spüren. Der Schmerz, der seine Worte begleitete, schnürte ihr die Brust zusammen. Zweifellos sah er ihre Handlung als Verrat an. Doch Laurel musste ihn zwingen, Frieden mit seiner Familie zu schließen. Zum Wohle aller.
    „Ich bin nicht gegen dich. Ich nehme deine Großmutter mit nach Hause, damit sie sich ausruhen und frisch machen kann nach ihrem anstrengenden Ritt. Bleib hier, wenn du musst, und warte auf deinen Onkel, wir machen uns auf den Weg nach Edin.“ Tapfere Worte, doch ihr Wille verließ sie beinahe, als Kieran ihr einen kalten, feindseligen Blick zuwarf und sich von ihr abwandte. Er befahl den Carmichaels, den Tunnel zu verlassen, und verschloss die Tür. Zuletzt erhaschte sie einen Blick auf ihn, als er einen

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