Das Erbe des Loewen
Lob. Alles, was heute für sie zählte, war die Kluft zwischen Kieran und seiner Familie zu überwinden, in der Hoffnung, dann ihr eigenes Leben führen zu können.
„Ist sie das?“ Carina beugte sich vor und betrachtete Laurel aufmerksam. Obwohl die Farbe ihrer Augen anders war, hatten sie Kierans scharfen klugen Ausdruck. „Ah, du liebst ihn.“
Laurel senkte ihr Haupt. „Ich kenne ihn erst seit kurzer Zeit.“
„Zeit macht keinen Unterschied in Sachen des Herzens“, sagte Carina. Sie legte ihre Finger unter Laurels Kinn und hob es, so dass sich ihre Blicke trafen. Ihre Augen waren sanft und glänzten von unvergossenen Tränen. „Erfreue dich jeden Tag, den Gott dir schenkt, Liebes, denn gleichgültig, wie viel Tage
ihr zusammen habt, es werden immer zu wenig sein.“
Sie sprach von ihrem verstorbenen Gemahl, doch Laurel dachte an den Nachmittag, den sie und Kieran auf Stratheas verbracht hatten. Carinas Gesicht verschwamm, als Laurel Tränen in die Augen traten. „Das werde ich, Mylady.“
„Großmutter“, sagte Carina heiser. „Oder Carina, wenn du möchtest.“
Ihre eigene Großmutter war eine kühle Frau gewesen, nicht bereit, ihre Gefühle zu offenbaren. Laurel wusste nicht, ob es das war oder die Tatsache, dass Carina Kierans Großmutter war, doch sie fühlte solch eine ... eine Verbindung zu dieser Frau. „Es ist mir eine große Freude, dich Großmutter zu nennen“, wisperte sie und unterdrückte ihre Tränen.
„Und wenn es nach mir geht, dann werden wir das Ganze rechtmäßig machen“, warf ihr Großvater ein.
„Duncan! Was meinst du damit?“ rief Carina aus.
„Nun, du denkst doch nicht, dass ich dich wieder ziehen lasse, Carina?“ fragte er.
Die Lady war bestürzt. „Aber ..."
„Lionel ist seit acht Jahren tot.“
„Ich werde ihn bis ans Ende meiner Tage betrauern“, erwiderte sie.
„Ja, doch ich bin allein, Carina. Können wir nicht die Zeit, die uns noch verbleibt, damit verbringen, einander Gesellschaft zu leisten?“ Er blickte so jammervoll drein wie ein alter Hund, der zu lahm war, um mit den anderen hinter dem Wild herzuhetzen.
Carina lächelte, lachte stillvergnügt in sich hinein, dann schüttelte sie den Kopf. „Du hast dich nicht ein bisschen verändert, Duncan MacLellan“, sagte sie und wischte sich mit dem Ärmel ihrer Robe über die Augen.
Duncans Lächeln war ohne Reue. „Und ich liebe dich immer noch.“
Nesta seufzte. „Vielleicht sollten wir nach dem abendlichen Mahl sehen und diese zwei Unzertrennlichen allein lassen“, meinte sie.
„Ich bin nicht sicher, ob dieser alte Gauner vertrauenswürdig ist“, sagte Carina lächelnd. „Und es gibt noch etwas, das ich dir sagen möchte, Laurel. Wenn du die Zeit erübrigen kannst“, fügte sie hinzu. Ihr Ausdruck wurde ernst.
Laurel setzte sich zu Carinas Füßen und wartete gespannt. Doch bereits die ersten Worte Carinas ließen sie erbeben.
„Ross und zweihundert Mann lagern außerhalb von Kindo.“
„Was?“ Laurel sprang auf. „Wie konntest du ihn verraten ...“ „Ich habe niemanden verraten. Ross ist auf meinen Rat hier. Er ist nicht gekommen, um zu kämpfen. Er kam, um Frieden zu schließen.“
„Frieden? Mit einem ganzen Heer?“ schrie Laurel. Sie musste Kieran finden, um ihn zu warnen.
Nesta hielt sie am Arm fest. „Hör sie zu Ende an, Mädchen“, sagte sie sanft. „Es gibt noch mehr, das du wissen solltest.“ „Dann sag es mir.“ Laurel setzte sich, zum einen, da ihre Knie weich wurden bei dem Gedanken, dass zweihundert Carmichaels über Kieran herfallen könnten, und zum anderen, weil sie die Wahrheit erfahren wollte.
„Es war falsch von Megan und Ross, Kieran in dem Glauben zu lassen, sie wären seine Eltern“, begann Carina, die Stimme belegt, den Blick getrübt, da sie an die schmerzlichen Ereignisse zurückdachte. „Doch sie gaben sich beide die Schuld dafür, was Lion und Siusan zustieß.“
Sie erklärte, wie die beiden sich bei einem Sippentag kennen gelernt hatten und zu Liebenden geworden waren. Als Laird Eammon, Siusan und Megans Vater, die Verbindung verbot, war Lion in Wut geraten. Er war entschlossen, Siusan zurückzugewinnen, und wollte, dass Ross ihn nach Curthill begleiten sollte. Doch Ross hatte sich bereits zum Krieg in Wales verpflichtet und gedacht, dass Lions Besessenheit mit Siusan nur eine vorübergehende Torheit wäre. Lion hatte sich alleine auf den Weg gemacht und wurde aus dem Hinterhalt getötet.
„Ross hatte also nichts damit zu
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