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Das Erbe des Zauberers

Das Erbe des Zauberers

Titel: Das Erbe des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Blatt beiseite und kratzte sich verärgert am Kinn. »Wie alt bist du?«, fragte er.
    »Neun.«
    »Nun, Fräulein Neun-Jahre-Alt: Meine Aufgabe besteht darin, zweihundert Tiere und hundert Menschen, von denen die eine Hälfte die andere haßt, sicher nach Ankh-Morpork zu geleiten. Der Karawane fehlt es an guten Schwertkämpfern, und es heißt, die Straßen seien ziemlich schlecht. Hinzu kommen die Räuber und Wegelagerer, die im Bereich der Pickel ihr Unwesen treiben und jede günstige Gelegenheit nutzen, um Unheil zu stiften. Dann sind da noch die Trolle, die in diesem Jahr einen höheren Brückenzoll verlangen. Von den Rüsselkäfern und Kakerlaken in unseren Vorräten ganz zu schweigen. Außerdem habe ich dauernd Kopfschmerzen, was alles nur noch schlimmer macht. Du wirst also einsehen, daß ich auf dich verzichten kann.«
    »Oh«, erwiderte Esk. Sie sah sich auf dem überfüllten Platz um. »Na gut. Welche Straße führt nach Ankh-Morpork?«
    »Die mit dem Tor dort drüben.«
    »Vielen Dank«, sagte Eskarina ernst. »Auf Wiedersehen. Ich hoffe, daß deine Kopfschmerzen nachlassen und du nicht noch mehr Probleme bekommst.«
    »Nett von dir«, knurrte Gander überrascht. Seine Fingerkuppen trommelten auf den Tisch, als er dem Mädchen nachsah, das in Richtung Ankh-Straße davonging. Es war eine lange und kurvenreiche Straße. Eine Straße, an der Diebe und Gnolle lauerten. Eine Straße, die durch hohe Bergpässe schnaufte und keuchend durch weite Wüsten kroch.
    »Verdammter Mist!«, fluchte er halblaut, stand auf und rief: »He, du!«
     
    Oma Wetterwachs war in Schwierigkeiten.
    Zunächst einmal: Sie hätte Hilta Ziegenfinder keinesfalls erlauben dürfen, ihr den Hexenbesen aufzudrängen. Es handelte sich um ein unberechenbares altes Exemplar, das nur des Nachts flog – und kaum schneller war als ein munterer Wanderer.
    Der Levitationszauber wies bereits solche Abnutzungserscheinungen auf, daß er erst dann zu funktionieren begann, wenn man ihm vorher ein ausreichendes Bewegungsmoment verlieh. Genauer gesagt: Oma Wetterwachs hatte den einzigen Hexenbesen auf der ganzen Scheibenwelt, der nur dann aufstieg, wenn man vorher genügend Anlauf nahm.
    Während Granny schon zum zehnten Mal über den Waldpfad stürmte, den Besen hoffnungsvoll in Schulterhöhe hielt und hingebungsvoll fluchte, fand sie eine Bärenfalle.
    Das zweite Problem bestand darin, daß der Bär sie zuerst gefunden hatte. Nun, eigentlich war es eher ein Problem für den Bären: Granny kochte bereits aus anderen Gründen, holte mit dem verflixten Besen aus und traf Meister Petz direkt zwischen den Augen. Er hockte nun so weit von ihr entfernt, wie es die Grube zuließ. Und versuchte, fröhliche Gedanken zu denken.
    Die alte Hexe verbrachte eine sehr unbequeme Nacht und legte bis zum nächsten Morgen einen nicht unerheblichen Vorrat an Ärger und Wut an. Als mit dem ersten Licht des Tages einige Jäger kamen und über den Rand der Grube spähten, sagte Granny:
    »Wurde auch Zeit. Holt mich hier raus!«
    Die verwirrten Gesichter wichen zurück, und Oma Wetterwachs vernahm einige nervös flüsternde Stimmen. Sie nickte zufrieden: Man hatte Besen und Hexenhut nicht übersehen.
    Schließlich geriet ein bärtiger Kopf in ihr Blickfeld, eher widerstrebend, so als schiebe jemand den darin befestigten Körper vor.
    »Äh«, begann er, »hör mal, mein Mütterchen …«
    »Ich bin kein Mütterchen«, sagte Granny scharf. »Erst recht nicht deine. Wahrscheinlich weißt du nicht einmal, was eine Mutter ist. Du siehst mir ganz wie jemand aus, der ohne Mutter zur Welt kam. Vermutlich ist deine Mutter vor der Niederkunft weggelaufen.«
    Sie achtete nicht darauf, daß sie all zu häufigen Gebrauch von dem Sub … von dem Subschtan … von dem Wort ›Mutter‹ machte. Ihrer Meinung nach kam es derzeit nicht auf verbalen Stil, sondern das richtige Maß Respekt an.
    »Ist doch nur so eine Redensart«, erwiderte der Kopf kleinlaut.
    »Von wegen Redensart und dergleichen! Du wolltest mich beleidigen!«
    Es folgte eine weitere Beratung flüsternder Stimmen.
    »Wenn ihr mich nicht bald rausholt«, sagte Oma Wetterwachs in einem Tonfall, der Erdbeben, Flutwellen, Massaker und diwerse Katastrophen ankündigte, »verliere ich die Geduld. Seht ihr meinen Hut? He, seht ihr ihn?«
    Der Kopf kehrte zurück.
    »Darum geht es ja gerade, jawoll«, erwiderte er. »Ich meine: Was wird geschehen, wenn wir dich hochziehen? Uns erscheint es weniger riskant, die Grube einfach

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