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Das Erbe des Zauberers

Das Erbe des Zauberers

Titel: Das Erbe des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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einigen Schwertkämpfern begleitet wird. Aber für noch unverzichtbarer halten sie die Gegenwart eines Zauberers, der mögliche Angreifer mit Magie in die Flucht schlagen und wärmende Lagerfeuer entzünden kann. Ein Zauberer im dritten oder gar noch höheren Rang lehnt es strikt ab, etwas für das Privileg zu bezahlen, sich der Reisegruppe anschließen zu dürfen. Er erwartet vielmehr ein Entgelt dafür. In diesem besonderen Fall steuerten die Verhandlungen gerade auf einen Kompromiß zu.
    »Ein faires Angebot, Herr Treatle«, sagte der Karawanenführer namens Adab Gander: ein beeindruckender Mann, der eine Jacke aus echtem Felsspringerpelz trug, einen geradezu verwegenen Schlapphut und einen ledernen Kilt. »Aber was ist mit deinem jungen Begleiter? Er scheint kein Zauberer zu sein.«
    »Er lernt noch die magischen Künste«, sagte Treatle – ein hochgewachsener dürrer Zauberer, dessen bunter Mantel ihn als einen Magus der Uralten und Wahrhaftig Echten Brüder des Silbernen Sterns auswies, einem der acht thaumaturgischen Orden.
    »Also ein Lehrling, ein ganz gewöhnlicher Novize, um nicht zu sagen: ein Schüler«, stellte Gander klug fest. »Ich kenne die Regeln: Ohne Stab ist man kein wirklicher Zauberer. Und er hat keinen.«
    »Nun, er möchte die Unsichtbare Universität aufsuchen, um sich dort jenes eher unwichtige Instrument zu holen«, sagte Treatle wie beiläufig. Zauberer trennten sich ebensogern von ihrem Geld wie ein Hamster von seinem Wintervorrat.
    Gander musterte den jungen Mann. Er hatte schon viele Magier kennengelernt und glaubte daher, sich in dieser Hinsicht ein fachmännisches Urteil erlauben zu können. Der Bursche erweckte tatsächlich den Anschein, als bringe er alle notwendigen Voraussetzungen für einen ordentlichen Zauberer mit. Mit anderen Worten: Er war dünn, schlaksig und blaß, weil er frische Luft mied, sich viel lieber in irgendwelchen dunklen Zimmern verkroch und geheimnisvolle Bücher las. Die Augen tränten ihm wie zwei leicht pochierte Eier. Wer wagt, gewinnt, erinnerte sich Gander und beschloß, mit einer ideellen Investition für die Zukunft zu spekulieren.
     
    »Wie heißt du, Junge?«, fragte er so freundlich wie möglich.
    »Ssssssss«, antwortete der Bursche. Der Adamsapfel hüpfte ihm wie ein eingefangener Ballon auf und ab. Er richtete einen flehentlichen Blick auf den älteren Mann.
    »Simon«, sagte Treatle.
    »… imon«, bestätigte der Novize dankbar.
    »Kannst du Feuerbälle oder harmlose Dämonen beschwören, um irgendwelche Halunken zu verjagen?«
    Simon wandte sich kurz an seinen Mentor. »Nnnnnnnn«, brachte er schließlich hervor.
    »Mein junger Freund studiert höhere Magie und nicht so banale Dinge wie normale Zauberei«, erklärte Treatle.
    »… ein«, sagte Simon. Gander nickte.
    »Nun«, brummte er, »vielleicht wirst du tatsächlich mal ein guter Zauberer, mein Junge. Und wenn du deinen Zauberstab bekommen hast … Wärst du dann bereit, mich bei einer meiner Reisen als offizieller Karawanenmagier zu begleiten? Was hältst du von diesem Vorschlag? Bist zu einverstanden?«
    »Du brauchst nur zu nicken«, sagte Gander hastig, der eigentlich nicht zu taktlosen Gemeinheiten neigte.
    Simon nickte erleichtert, und Treatle verabschiedete sich von Gander. Als der Zauberer davonstakte, folgte ihm der ächzende Schüler mit mehreren Koffern und Taschen.
    Gander blickte auf seine Liste und hakte den Punkt ›Zauberer‹ ab.
    Ein schmaler Schatten fiel auf das Blatt. Der Karawanenführer blickte auf und zuckte unwillkürlich zusammen.
    »Nun?«, fragte er kühl.
    »Ich möchte nach Ankh-Morpork«, sagte Eskarina. »Bitte. Ich habe ein bißchen Geld.«
    »Geh nach Hause zu deiner Mami, Mädchen.«
    »Nein, im Ernst. Ich möchte mein Glück versuchen.«
    Gander seufzte. »Was hast du mit dem Besen vor?«, erkundigte er sich.
    Esk betrachtete den Stock so interessiert, als sehe sie ihn jetzt zum erstenmal.
    »Reinlichkeit kann nicht schaden«, antwortete sie.
    »Kehr heim, Kind!«, brummte Gander. »Ich bringe keine Ausreißer nach Ankh-Morpork. In großen Städten können Mädchen viele unangenehme Dinge zustoßen.«
    Esk strahlte. »Welche denn, zum Beispiel?«
    »Du sollst nach Hause gehen, hörst du? Und zwar sofort.«
    Gander griff nach seinem Federkiel, wandte sich wieder der Liste zu und versuchte, den starren Blick nicht zu beachten, der sich irgendwie in seinen Kopf zu bohren schien.
    »Ich kann mich nützlich machen«, sagte Esk leise.
    Gander schob das

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