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Das Erbe des Zauberers

Das Erbe des Zauberers

Titel: Das Erbe des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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bemerkte. Wenn man das Lachen mit einem Zirkusclown vergleichen konnte, so stellte Eskarinas Starren einen mit Tünche gefüllten Eimer dar, der sich dem Narren auf einer fehlerlos berechneten Flugbahn näherte.
    »Zauberer?«, wiederholte der Erzkanzler. » Du möchtest Zauberer werden?«
    »Ja«, bestätigte Esk und schob den ohnmächtigen Simon in Treatles widerstrebende Arme. »Ich bin der achte Sohn eines achten Sohns. Ich meine … Tochter.«
    Die Magier wechselten verwirrte Blicke und flüsterten miteinander. Esk versuchte sie zu übersehen.
    »Was hat sie gesagt?«
    »Ist das ihr Ernst?«
    »Ich dachte immer, Kinder in dem Alter seien lieb und entzückend …«
    »Du bist der achte Sohn einer achten Tochter?«, fragte Knallwinkel. »Tatsächlich?«
    »Es ist genau umgekehrt, nur nicht ganz so«, erwiderte Esk trotzig.
    Knallwinkel holte ein Taschentuch hervor und betupfte sich die Augen.
    »Interessant«, sagte er schließlich. »Ich glaube, so etwas habe ich noch nie zuvor gehört. Nun?«
    Er ließ den Blick über das wachsende Publikum schweifen. Die Leute weiter hinten konnten Esk nicht sehen und reckten den Hals, weil sie annahmen, es bahne sich ein neues magisches Spektakel an. Knallwinkel suchte nach den richtigen Worten.
    »Äh, tja«, brummte er, »du möchtest also Zauberer werden?«
    »Das sage ich dauernd, aber niemand hört mir zu«, klagte Esk. »Wie alt bist du, kleines Fräulein?«
    »Fast neun.«
    »Und du möchtest Zauberer werden, wenn du erwachsen bist.«
    »Nein, jetzt«, widersprach Esk mit fester Stimme. »Dies ist doch die Unsichtbare Universität, wo man Zauberer ausbildet, oder?«
    Knallwinkel sah Treatle an und zwinkerte. »Das habe ich gesehen«, sagte Eskarina.
    »Ich glaube, es hat noch nie einen weiblichen Zauberer gegeben«, überlegte Knallwinkel laut. »Ich bin ziemlich sicher, es ist gegen die Tradition. Was hältst du davon, wenn du dich in der Hexerei versuchst? Soweit ich weiß, bietet sie Mädchen die Möglichkeit zu einer steilen Karriere.«
    Einer der Magier, die einen geringeren Rang einnahmen, kicherte leise. Esk bedachte ihn mit einem durchdringenden Blick.
    »Es ist nicht übel, Hexe zu sein«, räumte sie ein. »Aber ich vermute, Zauberer haben mehr Spaß. Was meinst du?«
    »Ich glaube, du bist ein einzigartiges Mädchen«, sagte Knallwinkel. »Was soll das heißen?«
    »Es bedeutet, daß es kein anderes Mädchen wie dich gibt«, erklärte Treatle.
    »Das stimmt wahrscheinlich.«
    Esk nickte. »Aber ich möchte trotzdem Zauberer werden.«
    Knallwinkel seufzte verzagt. »Das geht nicht!«, entfuhr es ihm im Tonfall der Verzweiflung. »Allein die Vorstellung!«
    Er richtete sich zu voller Breite auf und wandte sich ab. Etwas zupfte an seinem Mantel.
    »Warum nicht?«, fragte eine hohe Stimme.
    »Weil …«
    Der Erzkanzler drehte sich langsam um. »Weil … Weil das vollkommen lächerlich wäre, darum! Und es widerspricht der Tradition.«
    »Aber ich kann die Magie der Zauberei beschwören«, behauptete Esk. Ihre Stimme zitterte ein wenig.
    Knallwinkel bückte sich, bis sich sein Gesicht auf einer Höhe mit dem des Mädchens befand.
    »Nein, das kannst du nicht«, zischte er. »Weil du kein Zauberer bist. Für Frauen ist die hohe Magie zu hoch. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
    »Sieh zu!«, verlangte Esk.
    Sie streckte den rechten Arm aus, spreizte die Finger und visierte die Statue an, die Malich den Weisen verkörperte, den Gründer der Universität. Die Zauberer, die zwischen ihr und der Skulptur standen, wichen instinktiv zur Seite – und kamen sich gleich darauf recht dumm und albern vor.
    »Ich meine es ernst«, fügte sie hinzu.
    »Geh zu deiner Mami zurück, Mädchen!«, riet ihr Knallwinkel.
    »Also gut«, sagte Esk. Sie kniff die Augen zusammen, beobachtete die Statue und konzentrierte sich …
     
    Das große Tor der Unsichtbaren Universität besteht aus Oktiron – derartiges Metall ist so unstabil, daß es nur in einem mit purer Magie gesättigten Universum existieren kann. Mit Feuer, Rammen oder modernerem Kriegsgerät kann man gegen solche Pforten nichts ausrichten; sie reagieren nur auf die Kraft der Zauberei.
    Aus diesem Grund benutzen die meisten Besucher der Universität die Hintertür, die aus ganz gewöhnlichem Holz besteht und nicht herumläuft (oder still stehenbleibt), um irgendwelche Leute zu erschrecken. Darüber hinaus weist sie einen anständigen Klopfer auf.
    Oma Wetterwachs beobachtete die Türpfosten aufmerksam und brummte

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