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Das Erbe des Zauberers

Das Erbe des Zauberers

Titel: Das Erbe des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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zufrieden, als sie fand, wonach sie Ausschau hielt. Sie fühlte sich in ihrer Annahme bestätigt und lächelte triumphierend: Die Vorrichtung war der natürlichen Holzmaserung so gut angepaßt, daß man sie leicht übersehen konnte.
    Sie griff nach dem drachenkopfähnlichen Klopfer und pochte dreimal. Nach einer Weile wurde die Tür von einer jungen Frau geöffnet, zwischen deren Lippen Wäscheklammern hervorragten.
    »Wha whi whu?«, fragte sie.
    Granny verneigte sich und gab der Unbekannten ausreichend Gelegenheit, ihren schwarzen Hut mit den Fledermausnadeln zu betrachten. Die erhoffte Wirkung blieb nicht aus. Die junge Frau errötete, warf einen kurzen Blick in den leeren Flur und winkte die Hexe herein.
    An den Gang schloß sich ein moosbedeckter Hof an, auf dem Wäscheleinen ein kompliziertes Zickzack-Muster bildeten. Granny bekam die Chance, als eine von wenigen Frauen zu erfahren, was Zauberer unter ihren bunten Mänteln trugen. Aber sie wandte schamhaft den Blick ab und folgte dem Mädchen eine breite Treppe hinunter.
    Kurz darauf gelangten sie in einen langen hohen Tunnel, in dem Oma Wetterwachs hier und dort einige dunkle runde Zugänge bemerkte. Dampf wallte ihnen entgegen. Dutzende von Waschbütten standen in den großen Kammern neben dem Korridor, und die warme Luft roch nach frischer Bügelwäsche. Kichernde Frauen trugen Hosen, Gewänder und andere Kleidungsstücke, eilten über schmale Stufen, blieben plötzlich stehen und drehten sich langsam zu Granny um.
    Die Hexe straffte ihre Gestalt und versuchte so geheimnisvoll wie möglich auszusehen.
    Das Mädchen neben ihr – es hatte die Klammern noch nicht aus dem Mund genommen – führte sie durch einen Seitenkorridor in ein Zimmer, dessen Einrichtung in erster Linie aus langen Regalen bestand, in denen sich Wäsche stapelte. In der einen Ecke dieses Labyrinths saß eine fette Frau am Tisch. Auf dem Kopf ruhte eine struppige Perücke. Sie hatte gerade in einem auffallend großen Buch geschrieben – es lag noch immer vor ihr, doch derzeit inspizierte sie eine fleckige Weste.
    »Hast du’s mit Bleichen versucht?«, fragte sie.
    »Ja, Herrin«, erwiderte das wartende Dienstmädchen. »Was ist mit Myrryt-Tinktur?«
    »Dadurch wurde die Weste blau, Herrin.«
    »Sind wirklich merkwürdige Flecken«, sagte die Dicke. »Isch hab’ schon ‘ne Menge gesehen: Schwefel, Ruß, Drachenblut, Dämonenschleim und was weiß isch.«
    Sie drehte die Weste einige Male und entdeckte ein eingenähtes kleines Namensschild. »Hmmm. Stolznase der Weiße. Nun, er wird bald Stolznase der Graue heißen, wenn er nicht besser auf seine Sachen achtgibt. Isch sage dir was, Mädchen: Ein weißer Magier ist nichts weiter als ein schwarzer Magier mit einer guten Haushälterin. Das kannst du mir …«
    Sie unterbrach sich, als sie Oma Wetterwachs sah.
    »Ih hahte, ih whooo hiehee«, sagte die Frau mit den Wäscheklammern im Mund und machte hastig einen Knicks. »Wha ah ihtih?«
    »Ja, ja, schon gut, Ksandra«, sagte die Dicke. »Du kannst jetzt gehen.«
    Sie stand auf, strahlte Granny an, stellte ihren inneren Zeiger auf Achtung! Hexe! und schraubte die Stimme einige soziale Tonleitern höher.
    »Bitte entschuldige uns, höchst ehrenwerte Hexe«, sagte sie. »Wir haben derzeit alle Hände voll zu tun, wie du sicher siehst. Andernfalls hätten wir dich selbstverständlich mit dem gebührenden Respekt – um nicht zu sagen: mit Hochachtung und anerkennender Demut – begrüßt. Darf ich mich untertänigst erkundigen, ob du uns einen Höflichkeitsbesuch abstattest oder«, – sie senkte die Stimme und zwinkerte –, »oder Nachrichten aus dem Jenseitsdrüben bringst?«
    Granny war verwirrt, doch dieser Zustand dauerte nur wenige Sekunden an. Die Hexenzeichen an den Türpfosten deuteten darauf hin, daß die Haushälterin Hexen willkommen hieß und sich insbesondere Neuigkeiten über ihre vier Ehemänner erhoffte. Derzeit hielt sie nach einem fünften Ausschau (ohne genau zu wissen, wo sie ihn suchen sollte) – daher die Perücke. Darüber hinaus ließ ein leises Knistern vermuten, daß das Korsett der Dicken aus genug Fischbein bestand, um eine ganze Ökologiebewegung außer Rand und Band zu bringen. Leichtgläubig und dumm, so behaupteten die Zeichen. Oma Wetterwachs behielt sich ein eigenes Urteil vor, denn ihrer Meinung nach waren Stadthexen nicht gerade mit einem Übermaß an Intelligenz gesegnet.
    Die Haushälterin zog falsche Schlüsse aus Grannys Gesichtsausdruck. »Mach dir

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