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Das Erbe des Zauberers

Das Erbe des Zauberers

Titel: Das Erbe des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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verändert sich das Universum, aber immer nur in einer Richtung, das ist eine sehr wichtige Erkenntnis, und außerdem …«
    Er vollführte einige komplizierte Gesten und hoffte auf einen Schimmer des Begreifens in Treatles Augen. »Um es anders auszudrücken: Jedes Stück Materie, zum Beispiel ein Apfel oder die Scheibenwelt oder …«
    »… ein Krokodil?«, schlug Treatle vor.
    »Ja, oder ein Krokodil … Nun, alle solche Dinge sind im Grunde genommen wie eine Mohrrübe geformt.«
    »Daran erinnere ich mich nicht«, sagte Treatle skeptisch.
    »Ich bin sicher, darauf wollte Simon hinaus«, verteidigte sich Knallwinkel. Er begann zu schwitzen.
    »Ich entsinne mich an eine andere Stelle seines Vortrags«, brummte der Vizekanzler. »Er sagte, wenn man weit genug geht, sieht man irgendwann den eigenen Hinterkopf.«
    »Bist du ganz sicher, daß er nicht den Hinterkopf von jemand anderem meinte?«
    Treatle überlegte.
    »›Der eigene Hinterkopf‹ – so lauteten seine Worte«, antwortete er. »Und wenn ich mich nicht irre, fügte er hinzu, er könne das sogar beweisen.«
    Sie schwiegen eine Zeitlang und grübelten.
    Nach einer Weile räusperte sich Knallwinkel behutsam.
    »Für mich sieht die ganze Sache folgendermaßen aus«, sagte er langsam. »Bevor ich ihm zuhörte, ähnelte ich allen anderen. Verstehst du, was ich meine? Ich war verwirrt und unsicher in bezug auf einige bestimmte Einzelheiten des Lebens an sich. Aber jetzt«, – Knallwinkels Miene erhellte sich –, »bin ich zwar immer noch verwirrt und unsicher, doch auf einer höheren Ebene. Wenigstens weiß ich nun, daß ich von den wirklich fundamentalen und wichtigen Geheimnissen des Universums nicht die geringste Ahnung habe.«
    Treatle nickte. »Diese Perspektive ist mir neu«, gestand er ein. »Aber du hast völlig recht. Simon hat die Grenzen der Unwissenheit erweitert. Im Kosmos gibt es vieles, von dem wir überhaupt nichts ahnen.«
    Die beiden Männer sonnten sich in dem herrlichen Gefühl, weitaus weniger zu wissen als gewöhnliche Leute, die nur von gewöhnlichen Dingen nichts wußten.
    Dann sagte Treatle: »Ich hoffe, er erholt sich bald. Das Fieber hat er überstanden, aber er scheint einfach nicht gewillt zu sein, wieder zu erwachen.«
    Zwei Dienstmädchen kamen herein und brachten frisches Wasser und Handtücher. Eins von ihnen trug einen ziemlich mitgenommen aussehenden Besen. Als sie damit begannen, die schweißnassen Laken des Bettes zu wechseln, gingen die beiden Zauberer. Sie diskutierten noch immer über die unabsehbaren Konsequenzen der Unwissenheit, die Simons Genie der Welt offenbart hatte.
    Oma Wetterwachs wartete, bis Knallwinkels und Treatles Schritte in der Ferne verklangen, und nahm dann ihr Kopftuch ab.
    »Blödes Ding«, brummte sie. »Esk, lausch an der Tür!«
    Sie zog das Handtuch von Simons Stirn und fühlte seine Körpertemperatur.
    »Es freut mich, daß du gekommen bist, obwohl du in letzter Zeit soviel zu tun hast«, sagte Esk.
    »Mmmmpf.«
    Granny schürzte die Lippen. Sie hob Simons Lider und tastete nach dem Puls. Sie preßte ein Ohr auf die Xylophon-Brust und prüfte den Herzschlag. Sie saß eine Zeitlang ganz still und schickte mentale Sonden in das Bewußtsein des jungen Mannes.
    Sie runzelte die Stirn.
    »Wird er wieder gesund?«, fragte Esk nervös.
    Granny starrte an die steinerne Wand.
    »Verflixter Ort«, sagte sie. »Eignet sich nicht für Kranke.«
    »Ja, ja, aber ist alles in Ordnung mit ihm?«
    »Wie?«
    Oma Wetterwachs zwinkerte einige Male. »Oh. Äh, ich denke schon. Wo er sich auch befinden mag.«
    Esk musterte sie verwirrt und richtete den Blick dann auf den reglosen Simon.
    »Ist niemand zu Hause«, sagte Granny schlicht. »Was meinst du damit?«
    »Man hör sich nur das Kind an!«, stöhnte die alte Hexe. »Hast du denn überhaupt nichts bei mir gelernt? Sein Bewußtsein Wandert Umher, Hat Den Kopf Verlassen.«
    Als sie den jungen Mann beobachtete, stahl sich fast so etwas wie Bewunderung in ihre faltigen Züge.
    »Großartig«, fügte sie hinzu. »Ich habe noch nie einen Zauberer kennengelernt, der borgen konnte.«
    Sie wandte sich an Esk, der es allem Anschein nach die Sprache verschlagen hatte.
    »Als ich noch ein junges Mädchen war, begab sich Mütterchen Großapfel auf Wanderschaft. Wenn ich mich recht entsinne, ließ sie sich in der Gedankensphäre einer Füchsin nieder und fand es dort so interessant, daß sie vergaß zurückzukehren. Es dauerte mehrere Tage, bis wir sie entdeckten. Und dann

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