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Das Erbe des Zauberers

Das Erbe des Zauberers

Titel: Das Erbe des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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folgte ein kurzes konturloses Wirbeln. Der Mann preßte die Hände auf eine intime Körperstelle, krümmte sich zusammen, stöhnte hingebungsvoll und taumelte fort.
    »Haarnadel«, erklärte die alte Hexe knapp. Ihre freie Hand schloß sich um Esks Arm. Sie zog das Mädchen in Richtung der älteren Zauberer und warf all jenen finstere Blicke zu, die mit dem Gedanken spielten, ihr in den Weg zu treten. Die jüngeren Studenten genossen die Abwechslung, klatschten begeistert und klopften mit Tellern und Tassen. Der hohe Tisch wirkte gar nicht mehr so hoch, als er mit einem dumpfen Pochen auf dem Boden landete, und die älteren Magier bezogen hastig hinter Knallwinkel Aufstellung, der alle Würdereserven mobilisierte. Seine Anstrengungen blieben zum größten Teil ohne Erfolg. Mit einer fleckigen Serviette auf der Brust sieht man nur selten besonders würdevoll aus.
    Als er die Hände hob, wurde es still im Saal, und die Anwesenden sahen gespannt zu, wie Granny und Eskarina an den Erzkanzler herantraten. Interessiert betrachtete Oma Wetterwachs die Gemälde und Statuen vor Jahrhunderten verstorbener Zauberer.
    »Was sind das für Kerle?«, hauchte sie aus dem Mundwinkel.
    »Es waren Oberhäupter der acht magischen Orden«, flüsterte Esk.
    »Sehen aus, als litten sie an Verstopfung«, meinte Granny schlicht. »Was soll’s: Mir ist nicht ein einziger Zauberer bekannt, der keine Verdauungsstörungen oder Abführprobleme hat.«
    »Das liegt am Staub«, behauptete Eskarina kühn. »Er schlägt ihnen auf den Magen.«
    Knallwinkel stand breitbeinig vor ihnen, die Arme in die Hüften gestemmt. Sein Bauch wölbte sich wie ein für Anfänger reservierter Skihang, und in der gegenwärtigen Haltung erinnerte er auffällig an einen japanischen Freistilringer.
    »Nun?« fragte er. »Was bedeutet diese Unverschämtheit?« »Ist er wichtig?«, erkundigte sich Granny bei Esk.
     
    Knallwinkel wankte zurück und hob die Hände, um Grannys Blick abzuwehren. Die Zauberer hinter ihm ergriffen die Flucht, und in ihrer Hast, dem Hexenstarren zu entkommen, stießen sie einige Tische um.
    Grannys Augen veränderten sich.
    Esk beobachtete sie fasziniert. Sie schienen aus poliertem Silber zu bestehen, glichen zwei kleinen runden Spiegeln, die alles reflektierten. Knallwinkel war eine winzige schrumpfende Gestalt in ihren funkelnden Tiefen: Sein Mund stand offen, und streichholzdünne Arme gestikulierten wild.
    Der Erzkanzler stieß an eine Säule und versuchte sich wieder zu fassen. Wütend schüttelte er den Kopf, spreizte die Finger und schleuderte Oma Wetterwachs weißes Feuer entgegen.
    Granny wandte ihren durchdringenden Silberblick nicht von ihm ab, als sie die magische Glut zur Decke ablenkte. Irgend etwas krachte laut, und heiße Steinsplitter fielen herab.
    Ihre Augen weiteten sich.
    Knallwinkel verschwand. Wo er eben noch gestanden hatte, zischte eine hoch aufgerichtete Schlange.
    Oma Wetterwachs verschwand. Wo sie eben noch gestanden hatte, befand sich ein Weidenkorb.
    Die Schlange verwandelte sich in ein riesiges Reptil aus grauer Vorzeit.
    Der Weidenkorb verwandelte sich in den kalten Wind der Eisriesen und ließ Rauhreif auf der Schuppenhaut des Ungeheuers entstehen.
    Das Reptil wurde ein Säbelzahntiger, der sich zum Sprung duckte. Die fauchenden Böen wurden eine blubbernde Teerpfütze.
    Der Tiger wurde gerade noch rechtzeitig ein herabsausender Adler. Die Teerpfütze wurde ein weit gespanntes Fangnetz.
    Die Veränderungen erfolgten in immer kürzeren Abständen, und die einzelnen Konturen verschwammen miteinander. Stroboskopartige Schatten tanzten durch den Saal. Ein magischer Wind wehte dicht und schmierig; oktarine Funken stoben von Bärten und Fingerspitzen. Eskarina stand in der Mitte des Chaos, und aus tränenden Augen beobachtete sie Granny und Knallwinkel: zwei glänzende Gestalten, umgeben von einer unsteten Aura aus hin und her springenden Schemen.
    Nach kurzer Zeit bemerkte sie auch noch etwas anderes: ein schrilles Pfeifen an der menschlichen Hörschwelle.
    Esk hatte dieses Geräusch schon einmal vernommen, in der kalten Wüste – ein gieriges Schnattern, das Summen eines Bienenstocks, das leise Knistern, das von einem Ameisenhügel ausgeht …
     
    Oma Wetterwachs und der Erzkanzler setzten ihr magisches Duell fort und achteten nicht auf Esk. Das Mädchen kroch hinter einem Tisch hervor und versuchte, Granny zu erreichen. Eine Einladung aus purer Thaumaturgie hob es an und schleuderte es gegen einen Stuhl.
    Das

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