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Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Titel: Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert J. Jesse
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Jahreszeit bedenken solle. Nichts wäre schlimmer, als seinem Vorschlag zu folgen und dort oben irgendwo von einem Wetterumbruch erwischt zu werden. Auch in Maladan waren schon einige gestorben, die das Weiße Gebirge überschreiten wollten und dabei in einen Eissturm geraten waren. Bis heute gab es keinen sicheren Weg darüber, auf dem man schnell und auch noch verhältnismäßig gefahrlos von West-Maladan nach Herongan hinüberkam. Wieso sollte es hier anders sein?
    Turgos wollte jedoch von diesen Bedenken nichts hören. »Ich will ja nicht bis hinauf ins ewige Eis, meine Liebe. Ich möchte nur bis zu jenen Stellen, an denen die Bäume den Schneemassen weichen, nicht höher.«
    Auch dies gefiel Whenda nicht, wenn auch von jenem Orte, wo sie gerade standen, ein Aufstieg durchaus möglich erschien. Doch sie sahen hier nur einen kleinen Teil dieses mächtigen Gebirges. Whenda wusste jedoch, dass es gewaltig in seiner Ausdehnung war. Wollte man hier etwas finden, so müsste man eine ganze Armee von Menschen in die Berge senden, die jeden Stein umdrehen mussten. Und wer sagte denn, dass jener Ort, an dem die Heilerin und der Steingrimm verweilten, wenn sie überhaupt dort waren, nicht gar an den westlichen Hängen des Gebirges zu finden sei? Hierzu musste man dann aber über die hohen Pässe, die sie nicht kannten, steigen. Zu zweit wäre dies selbst mitten im Sommer und bei gutem Wetter nicht durchführbar. Ja, geradezu todesverachtend. All ihre Einwände ließen den Baron jedoch nicht von seinem Plan Abstand nehmen. Obwohl sie zornig war, blieb Whenda nichts anderes übrig, als Turgos zu folgen. Sie wusste, dass sie besser hier unten bleiben sollte, um auf seine Rückkehr zu warten. Andererseits fürchtete sie, dass ihm etwas zustoßen könnte. Dann würde sie ihn vielleicht nicht mehr finden und er würde erfrieren oder auf andere Art sterben. Niemand wusste außerdem zu sagen, welches Getier sich dort oben in den Höhen verborgen hielt. Berglöwen gab es dort sicher, vielleicht auch Wolfsrudel die, durch den harten Winter in diesem Jahr ausgehungert, dort umherstreiften.
    Bis zum Mittag hatten sie eine beträchtliche Höhe erreicht und Whenda wurde immer zorniger. Viele Abgründe waren sie entlanggegangen und genauso viele Klippen hatten sie überstiegen. Von irgendwelchen Behausungen war jedoch hier oben bisher keine Spur zu sehen. Das Einzige, was auf einen Bewohner dieser Berge hingewiesen hatte, waren die Spuren eines Bären an einem kleinen Bachbett gewesen. Aber sonst konnten sie kein Leben entdecken. Nicht einmal Vögel waren in den Lüften und es war sehr ruhig hier oben, fast zu ruhig, wie es Whenda vorkam.
    Am frühen Nachmittag wies sie Turgos darauf hin, dass es nun Zeit für den Rückweg sei. Machten sie sich jetzt nicht wieder an den Abstieg, dann würden sie die Nacht in den Bergen verbringen müssen. Er stimmte ihr zu, wollte zuvor aber noch zu einem Felsvorsprung gehen, der vielleicht fünfhundert Schritte vor ihm etwas erhöht lag. Von diesem aus versprach er sich einen letzten Überblick über die dahinterliegende Bergwelt. Danach sollte sie ihren Willen haben und sie konnten sich auf den Rückweg machen.
    Whenda hatte nun zwar erreicht, was sie wollte, war jedoch noch immer von einem Groll gegen Turgos erfüllt. In einem kleinen Moment der Unachtsamkeit trat sie auf einen moosbewachsenen Stein, der lose am Hang lag. Schnell sprang sie auf den nächsten, von diesem rutschte sie jedoch ab und glitt immer schneller den Hang hinab, bis sie wieder zum Stillstand kam. Sie war vielleicht nur zwanzig Schritte schräg den Hang hinuntergerutscht, doch beim Abgleiten von dem zweiten Stein hatte sie sich den Knöchel verstaucht. Erst als sie nach einer Schrecksekunde wieder einen klaren Gedanken fassen konnte, spürte sie den Schmerz. Ihr linker Knöchel brannte wie Feuer, wenn sie den Fuß zu bewegen versuchte. Turgos, der ihren Sturz nicht richtig gesehen hatte, denn sie war an der ihm abgewandten Seite des Hügels abgerutscht, rief ihren Namen. So schnell, wie ihr Kopf auf einmal verschwunden war, ahnte er, dass etwas passiert sein musste. Whenda antwortete ihm nicht gleich, sondern versuchte abzuschätzen, inwieweit sie beeinträchtigt war. Dass sie sich nichts gebrochen hatte, wusste sie. Doch der Schmerz in ihrem Knöchel sagte ihr, dass an ein Weiterkommen vorerst nicht zu denken sein würde. Als sie versuchte aufzustehen, stellte sie fest, dass dies zwar ging, ihr jedoch jeder Schritt starke

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