Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
dem Heer aufgelauert hatten. Hier in Fuhlgaar jedoch war größte Vorsicht geboten. Deshalb gab er Befehl, dass die Soldaten nicht zu weit auseinandergezogen marschieren sollten. Bisher war das Heer immer in Sichtweite des Karions marschiert. Die Nird und Ugri nannten den Fluss Balruh. Doch der Name Karion schien den Ordensbrüdern würdiger. Außerdem war er für sie einfach besser auszusprechen.
Hinter den Nerolianern waren die Nird und dahinter die Ugri in ihren Formationen marschiert. Norun konnte diese jedoch hier, bedingt durch die Biegung des Flusses, nicht sehen. Bei Norun waren seine Stellvertreter Helun und Furas. Beide waren sie gute Kämpfer und er wusste, dass er sich auf sie verlassen konnte. Erst vor drei Sonnenjahren waren sie von ihm befördert worden und bekleideten nun das Amt eines Bewahrers. Bewahrer war der oberste Rang, den ein Ordensbruder unter den Richtern erhalten konnte. Es war eine hohe Ehre, dieses Amt zu bekleiden. Unter den Bewahrern standen die Priester, darunter die Ordensbrüder und schließlich die Novizen. Bei den Novizen unterschied man jene, die noch nicht ihren Eid auf Uluzefar abgelegt hatten, und diejenigen, die es schon getan hatten. Jeder junge Mann ihres Volkes musste von seinem 14. bis zum 20. Lebensjahren im Orden dienen. Wollte er länger bleiben, musste er den Eid ablegen und verpflichtete sich damit auch, für den Rest seines Lebens im Orden zu bleiben. Dies war die einzige Möglichkeit, ein Ordensbruder zu werden. Viele wählten diesen Weg. Nie hatte der Orden Probleme gehabt, neue Männer zu rekrutieren. Er konnte sich gar aussuchen, wen er nahm und wen nicht.
Östlich des Karion lag der große Grundwald. Dort lauerten jene Geschöpfe, die ihn schon einmal angegriffen hatten. Abscheuliche Ausgeburten der dunklen Feuer waren es gewesen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass diese auch die Kinder Uluzefars sein sollten. Aber wie es schien, hatte sein Gott diese auch erschaffen. So sagte es der Hohepriester und dieser wusste es von Sharandir. Am Dordfaur war es gewesen, wo sie damals angegriffen worden waren. Nur mit großer Mühe konnten sie sich damals nach Norden retten. Es war die schrecklichste Nacht, die Norun jemals erlebt hatte. Viele seiner Gefährten wurden zerrissen. Seither gingen die Nerolianer immer am Westufer des Karions entlang, wenn sie Fuhlgaar durchqueren mussten, aber auch dort war es nicht sicher. Erst wenn er die Spitze des Tar-Laar erblickte, würde er wissen, dass er die Hälfte des Weges durch dieses verfluchte Land zurückgelegt hatte. Doch der Marsch durch Umlanden, wie die Ugri das Westufer des Karions nannten, würde noch einige Zeit in Anspruch nehmen.
Bald würden sie den Wald von Galmaan erreichen. Dieser erschien ihm als der schwierigste Abschnitt auf dem ganzen Weg , da man dort auch am Westufer etwaigen Angriffen fast schutzlos ausgeliefert war. Man konnte keinen der Feinde in den dichten Wäldern erkennen. Diese griffen schnell an und es ging ihnen nur darum, möglichst viele der Seinen zu töten. Pure Lust am Töten musste der Antrieb dieser Monster sein. Etwas anderes konnte er nicht in ihrem Vorgehen erkennen. Sie ließen die Toten dann auch einfach liegen und fraßen sie nicht auf.
Zur Verwunderung Noruns wurden sie jedoch nicht angegriffen, als sie den Wald von Galmaan passierten. Es mochte aber auch daran liegen, dass die Hor-Suulat unter ihnen waren. Die Kinder der dunklen Sithar waren vielleicht so stark, dass die Kreaturen der Wälder ihre Macht fürchteten und deshalb nicht angriffen. Norun beschlich immer ein Unbehagen, wenn er in ihre Nähe kam. Es war nicht so stark wie bei ihren Schöpfern, aber obwohl ihm Furcht normalerweise unbekannt war, versagte sein Mut in ihrer Gegenwart immer. Sie waren starke Verbündete, derjenige, an dessen Seite sie standen, konnte sich glücklich schätzen.
Als nach einigen Tagen die Spitze des Tar-Laar zu erkennen war, glaubte Norun, das Gröbste überstanden zu haben. Bisher hatte es keine Angriffe gegeben und sie waren mehr als zügig vorangekommen. Schon erblickten sie die Hochebene von Laar, als es passierte.
Dort, wo die Abhänge der Hochebene den Sand Umlandens berührten, gab es auf einmal Bewegung. Direkt aus dem Schatten der steilen Abhänge heraus stürmte eine große Horde dieses Gezüchts auf sie zu. Schrecklich waren die Feinde anzusehen. Manche glichen Bären und Wölfen, doch waren sie bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Ihre Augen leuchteten dunkel und rot. Andere
Weitere Kostenlose Bücher