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Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Titel: Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert J. Jesse
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zu begeben. Und auch dies machte er nicht gerne.
    Norun sah zum Himmel hinauf und erkannte einen Therynn, der nicht sehr hoch flog. Wahrscheinlich brachte dieser eine Botschaft nach Tarkur. Vielleicht meldete er dort auch nur die Position des Heeres. Nicht nur Sharandirs Leute griffen auf diese fliegenden Boten zurück. Auch die Bewahrer des Glaubens nutzten sie immer öfter. Irgendwie passte das auch zusammen – denn diese Therynn waren genauso verderbt wie ihre Herren, vermutete er, während er sich wieder in Bewegung setzte und seinen Platz an der Spitze des Heeres einnahm.
     

Ankunft in Hochstadt
    Hochstadt, 20. Tag des 3. Monats 2515
     
    Whenda und Turgos durchschritten das südliche Stadttor der zweitgrößten Stadt Lindans gegen Mittag, es war dort sehr viel los. Überall waren Menschen auf den Straßen. Schon am Vortag war der Weg hierher alles andere als einsam gewesen. Whendas Fuß hatte zur Heilung viel länger als erwartet gebraucht. Turgos hatte darauf bestanden, dass sie nicht eher aufbrachen, bis dieser vollständig abgeschwollen war. Er wies zwar immer noch eine blaubraune Verfärbung auf, doch konnte sie ihn seit einer Woche wieder ohne Schmerzen belasten. Whenda glaubte, dass Turgos die Einsamkeit ihres Lagers an den Taru-Trea genossen hatte. Auch sie hatte dort viel Kraft geschöpft, während Turgos jagte und angelte, damit sie verpflegt waren. Des Abends hatte er immer zur Leier gesungen, sogar ein paar Lieder der Anyanar und des alten Fengols hatte sie ihm beigebracht, um sich die Zeit zu vertreiben. Selbst Whenda sang dann mit ihm, was sie noch nie zuvor getan hatte, sie hielt sich immer für unmusikalisch. Aber es machte ihr sogar Spaß, wie sie bald feststellte. Sie unterhielten sich auch oft sehr lange und diskutierten Fragen philosophischer Natur. Hier musste sie dann Turgos Abbitte leisten. Nie hätte sie es für möglich gehalten, dass er hierfür empfänglich war. Überhaupt fand sie zu einem anderen Blick auf das Geschlecht der Menschen. Offenbar konnten diese durchaus tiefgründig und analytisch sein, was sie ihnen bisher abgesprochen und ihnen in allem eine unangenehme Schnelllebigkeit vorgeworfen hatte. Nicht jenen aus dem alten Reich von Fengol, denn damals war alles anders gewesen. Nur die, die in Vanafelgar das Licht der Welt erblickt hatten und deren Nachkommen waren für sie immer in allem zu schnell und unüberlegt vorgegangen. Aber auch das hatte einen Grund, den Turgos ihr gut erklärt hatte. Denn was für Whenda und die Anyanar schnell war, konnte für die Menschen schon viel zu lange dauern. Es machte die Art der Menschen aus, dass sie viele Fehler machten, weil sie die Dinge nicht in ihrer ganzen Tragweite erkannten. Deshalb litten sie jedoch genauso wie die Anyanar und liebten auch das Leben. Außerdem hatten die Menschen nun einmal nicht die Bürde zu tragen, nichts vergessen zu können. Das machte ihnen das Leben oft leichter, doch ließ es sie auch Fehler aus der Vergangenheit wiederholen.
    Turgos war ihr in diesen gemeinsamen Tagen mehr an ihr Herz gewachsen, als sie es eigentlich zulassen wollte. Immer wieder musste sie an das Missgeschick denken, das ihr passiert war. Eigentlich hätte so etwas selbst in ihrem vom Zorn betäubten Körper niemals passieren können, denn ihr Volk war flink und behände. Selten verletzte sich jemand ernsthaft, so wie sie. Noch dazu war sie eine Erstgeborene, die in der Ebene von Caradach einst das Licht der Welt erblickt hatte. Jene waren noch stärker und schneller als die Nachgeborenen der Anyanar. Es war zwar anmaßend, doch glaubte sie, dass die Mächte selbst den Stein dort so schnell wegrutschen l assen hatten, dass sie sich nicht mehr fangen konnte.
    Whenda sah zu Turgos hinüber, der das Treiben auf der Straße betrachtete. Hier waren die Menschen anders gekleidet als in Schwarzenberg. Alles wirkte ärmer. Die Häuser, oft schlecht verputzt, machten einen verfallenen Eindruck und selbst das Tor, welches sie durchschritten hatten, hatte schon bessere Zeiten gesehen. Entweder legte niemand großen Wert auf die Instandhaltung der Stadt oder deren Bewohner waren zu arm, um die nötigen Arbeiten bezahlen zu können. Von der Größe her musste Hochstadt ungefähr so viele Einwohner haben wie Schwarzenberg. Die Zitadelle, welche sie schon von Weitem sahen, war jedoch um einiges größer als die Burg von Schwarzenberg. Nun, aus der Nähe betrachtet, machte sie jedoch einen zerfallenen und schlechten Eindruck auf die beiden

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