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Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Titel: Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert J. Jesse
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Betrachter.
    Sie hatten den Weg westlich des Falltraus gewählt und waren den Hängen der Taru-Trea gefolgt. Dort lebten nicht viele Menschen und nur wenige kleine Höfe lagen verstreut in der Landschaft. Die Menschen waren jedoch sehr freundlich und ließen sie in ihren Schobern übernachten. Sie gaben immer vor, Heiler zu sein, die auf der Suche nach neuen Kräutern waren. Da Whenda sich in dieser Kunst gut auskannte, gingen sie auch dafür durch. Nur einmal hatte ein kleiner Junge das Schwert von Turgos erblickt und ihn gefragt, warum er als Heiler denn bewaffnet war. In Lindan hatte es der Thain nämlich untersagt, dass sein Volk Waffen tragen durfte. Nur zur Jagd waren sie erlaubt. Aber Turgos hatte ihm erklärt, dass es zur Abwehr gegen Räuber diene und er es nie hervorhole. Diese Antwort reichte dem Jungen, doch seine Mutter sah die beiden Reisenden hernach mit anderen Augen an und war froh, als sie am nächsten Tag weiterzogen.
    Wieder sah Whenda zu Turgos hinüber, er war inzwischen einige Schritte weitergegangen und besah die Rückseite der Stadtmauer mit ihren baufälligen Türmen. Er war ein stattlicher Mann. Whenda betrachtete ihn eingehend. Aber dann verbot sie es sich, ihn weiter einer Prüfung mit ihren Augen zu unterziehen. Niemals konnte eine Anyanar in ihren Augen mit einem Menschen gemeinsames Glück finden. Immer musste dann die Trauer alle Zeiten überdauern, wenn der Mensch den Weg alles Irdischen ging. Sie hatte dies schon selbst erlebt. Denn einst hatte ihre Herrin und beste Freundin Ura einen Menschen geliebt. Aber auch Xenon, der wohl Mächtigste unter allen Kindern des Einen, war schließlich aus der Welt geschieden. Whenda wusste noch, wie Ura darunter gelitten hatte. Ihr Schmerz war so groß gewesen, dass sie sich auf die Suche nach ihrem Mann machte. Und vielleicht sucht sie ihn noch immer, dachte Whenda nun traurig an das Schicksal Uras der Schwarzen, wie sie einst genannt wurde. Sie selbst würde diesen Fehler nicht begehen, das wusste sie sicher. Sie würde sich, wenn ihr nach der Wärme eines Mannes war, einen aus ihrem eigenen Volk erwählen. Dann waren auch ihre Sorgen und Nöte die gleichen und nie würden sie dem schnellen Prozess des Alterns anheimfallen, wie es die Menschenkinder taten.
    » Ich habe Hunger, sollen wir uns nach einer Schenke umsehen?«, sprach Turgos sie an, der fast unbemerkt von ihr an ihre Seite getreten war. Ganz in Gedanken brauchte Whenda einen Augenblick, um zu reagieren, dabei sah Turgos den ernsten Ausdruck in ihrem Gesicht.
    » Was ist mit dir, Whenda?«, wollte er daraufhin wissen.
    » Nichts, mein Freund«, antwortete sie, »lass uns etwas essen gehen.« Sie ging sofort weiter in die Stadt hinein, denn sie wollte nicht, dass Turgos sie weiter nach ihrer Stimmung fragte, und er folgte ihr auf dem Fuß. »Was es hier wohl für Speisen gibt?«, fragte sie ihn, um ihn von sich abzulenken. Turgos fiel dies zwar auf, doch wollte er nicht weiter nachfragen. Wenn sie etwas bedrückte, würde sie es ihm schon sagen.
    » Ich weiß nicht, denn einen guten Eindruck macht mir die ganze Stadt nicht«, entgegnete er. Schließlich entdeckten sie eine Schenke, doch sie machte keinen vertrauenerweckenden Eindruck und sie beschlossen, weiterzugehen, um nach etwas Besserem Ausschau zu halten. Je weiter sie durch die Stadt gingen, desto schlechter wurde ihr Bild von ihr. Alles war schmutzig und jeder warf seinen Müll einfach auf die Straße, wie es schien. Hier und da waren Karren unterwegs, auf die Männer und Frauen in Ketten den Abfall warfen. Sicher waren es Gefangene, die etwas verbrochen hatten und dann zur Zwangsarbeit verurteilt worden waren, denn ihre Kette war immer an einem Wagen befestigt, der von zwei Bewaffneten besetzt war. Die Wächter machten jedoch auch keinen guten Eindruck und waren fast so zerlumpt wie die Gefangenen, die sie bewachen mussten.
    Als sie ein Schild über einem Hauseingang sahen, auf dem Schneiderstube stand, beschlossen sie, dort einzukehren. Unverkennbar war dies eine Gaststätte. Im neuen Reich Fengols waren wie im alten die Zünfte für einen großen Teil des Wohlstandes einer Stadt oder gar einer ganzen Region verantwortlich gewesen. Ob diese heutzutage noch eine Rolle spielte, wusste Whenda jedoch nicht zu sagen. Die Gaststätte oder vielleicht auch nur deren Name war einfach ein Überbleibsel aus besseren Tagen, wie man sie noch überall in den Thainaten antraf. Aber das Schild war erst vor Kurzem gemalt worden. Dies machte

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