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Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Titel: Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert J. Jesse
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wenigstens ein bisschen Eindruck auf sie und Turgos.
    Als sie die Schankstube betraten, fanden sie sie zwar dunkel, doch recht aufgeräumt und etwas gepflegter als den Rest der Stadt. Es lag auch ein angenehmer Geruch in der Luft, den die Bienenwachskerzen verströmten, die Whenda an den Deckenleuchten und auf den Tischen sah. Anscheinend waren sie bis auf einige Männer am langen Tresen die einzigen Gäste. Die Männer sahen zwar kurz zu ihnen herüber, doch gingen sie dann sofort wieder ihren Gesprächen nach. Whenda und Turgos waren auch nicht so gekleidet, als dass sie Aufsehen erweckten und einen zweiten Blick wert waren. Sie setzten sich an einen der Tische, die nicht zu weit vom Tresen entfernt waren. Niemand sollte glauben, dass sie irgendwelchen dunklen und gar geheimen Geschäften nachgingen und daher weitab aller Ohren ihren Platz wählten. Einen Schankmann hatten sie bisher nicht sehen können, aber eben trat dieser aus einer Tür hinter dem Tresen hervor, die im Dunkel gelegen hatte. In den Händen trug er ein Tablett, auf dem, wie es aussah, zwei große Suppenschüsseln standen. Er stellte sie vor zwei der Männer am Tresen. Der Schankmann, ein Mittvierziger, hatte nun auch gesehen, dass neue Gäste in der Gaststätte weilten, und kam sofort zu ihnen.
    »Was kann ich euch anbieten, edle Fremde?« Die Neugier in seinen Worten sprach Bände. Doch Turgos, der ihn fragte, was er denn Gutes zu Essen habe, ging nicht darauf ein. Der Schankmann war der Wirt höchstselbst, wie sich herausstellte. Turgos und Whenda entschlossen sich, seinen Gewürzwein und den Lammeintopf zu nehmen, den er in den höchsten Tönen pries. Sicher hatte er auch nichts anderes anzubieten, dachten beide gleichzeitig und wollten auch kein Experiment mit dem Wählen einer anderen Speise eingehen. Nachdem der Wirt ihre Bestellung aufgenommen hatte, verschwand er durch jene Tür, aus der er zuvor schon herausgekommen war. Dort lagen sicher die Küche und die Vorratsräume.
    Schneller als erwartet kam er zurück und brachte ihnen den bestellten Gewürzwein. »Wohl bekomme es euch.« Dann zog er wieder in Richtung Küche von dannen. Der Wein war viel besser, als beide es erwartet hatten. Man konnte mit gutem Recht sagen, dass er es verdiente, ein guter Wein genannt zu werden. Darauf hatte der Wirt bestanden, als er ihn empfohlen hatte.
    » Wenn das Essen genauso schmeckt wie der Wein, dann haben wir eine gute Wahl getroffen!«, sagte Turgos.
    » Warten wir es ab«, dämpfte Whenda seine Vorfreude.
    Turgos sah sie eindringlich und mit einem Lächeln auf den Lippen an. Sofort merkte sie, was sie schon wieder getan hatte. Obwohl sie sich fest vorgenommen hatte aufzupassen, dass ihr das nicht wieder passierte. Sie sah in seinen Augen auch die Worte aufflammen, die er ihr neckisch vorwarf. Er nannte sie Spaßbremse und Kinderschreck.
    Whenda hatte sehr ausgeprägt eine Eigenart ihres Volkes angenommen und aller Spontanität entsagt. So wie sie über die Menschen urteilte, so begann Turgos ihr Volk nun anhand ihres Beispiels zu klassifizieren und alles aufzuzählen, was sie selbst in seinen Augen sonderbar erscheinen ließ. Es waren doch viel zu lange Tage in ihrem Lager am Fuße der Taru-Trea gewesen. Turgos hatte so eingehend Zeit gehabt, sie und ihr Verhalten zu studieren. Doch die Ergebnisse, die er daraus hervorbrachte, waren nicht gerade schmeichelhaft. Und das Seltsame daran war, dass er recht hatte. Zu Anfang machte sie noch den Versuch, ihm zu widersprechen und seine Worte mit Argumenten zu widerlegen. Doch schnell hatte sie dies aufgegeben, denn je mehr sie widerlegen wollte, desto sicherer wurden die Aussagen des Barons und sie verfing sich in ihren Worten. Dies waren auch jene Augenblicke gewesen, wo sie erkannte, dass Turgos mehr zu bieten hatte als ein gutes Aussehen. Er konnte trefflich argumentieren, war sehr redegewandt und vermochte sich darin gut mit ihr zu messen.
    Eben hatte der Wirt einen guten Wein gereicht, sie waren dessen Empfehlung gefolgt, die zugetroffen hatte. Doch Whenda, und dies war die Eigenheit ihres Volkes, wollte dem Essen nichts zubilligen. Denn wenn der Wirt wahr sprach, dann sollte es zwar auch sehr gut sein, aber die Anyanar wollte es abwarten. Wenn sie nun Turgos Worten folgte und sie war hierzu durchaus imstande, konnte sie eine kurze Zeit in froher Erwartung verbringen. Denn selbst wenn das Essen hernach nicht ihren Ansprüchen genügen sollte, hatte sie doch einige Augenblicke der Vorfreude

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