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Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Titel: Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert J. Jesse
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Bibliothek, zu der er niemandem Zugang gewährte.
    Während die Armee Sharandirs, angeführt von Norun, weiter durch Umlanden nach Süden marschierte, dachte dieser viel nach. Der uneingeschränkte Glaube daran, dass nur Uluzefar sie vom ewigen Dunkel erretten konnte, war bei ihm brüchig geworden. Zu viel hatte er in den Schriften gelesen, als dass er nicht die Widersprüche darin erkannt hätte. Norun war sehr gut darin, den Zusammenhang vieler Dinge zu erkennen. In der Lehre des Ordens befanden sich sogar mehr Widersprüche als Zusammenhänge, wie er fand. Er glaubte, dass die alten Schriften immer wieder überarbeitet worden waren. Dafür fand er viele Hinweise. Entsprachen seine Vermutungen der Wahrheit, dann war ihr ganzer Glaube nur eine ständige Neuerfindung des Ordens, der ihn immer wieder den neuen Zeiten und Gegebenheiten anpasste. Doch welches Heil sollte man dort finden, wo die Lehre von seinesgleichen passend gemacht wurde?
    Der einzige Beweis, den er für die Macht und Unfehlbarkeit des Hohepriesters hatte, war auch der schlagendste: Garaun, der das Amt momentan bekleidete, hatte die Macht über die Toten. Wenn einer der ihren aus dem Leben schied, so vermochte dieser, ihn von den Toten auferstehen zu lassen. Wie dies vor sich ging, wusste er zwar nicht, aber das Heer der Toten war groß an Zahl und immer neue kamen hinzu. Es stand jedem der Ordensbrüder frei, nach seinem Ableben von Garaun wiedererweckt zu werden. Doch erst wenn einer der Brüder das siebzigste Lebensjahr erreicht hatte, konnte ihm diese Ehre zuteilwerden, wie Garaun es nannte. Außer den Richtern und wenigen Eingeweihten durfte dies niemand wissen. Norun selbst würde dieses Schicksal jedoch nicht für sich wählen – es stieß ihn eher ab. Die Toten mochten zwar auferstanden sein, doch ihr Körper, das Fleisch und die Knochen waren weiter der Zeit und dadurch auch dem langsamen Verfall ausgesetzt. Er hatte die Untoten gesehen. Manche, die Älteren, die noch auf Ulkaldor ihr Leben gelassen hatten, vermochten es gar zu sprechen und sich in eine Aura zu weben, die etwas Fleisch auf ihre Knochen brachte. Doch dies waren nur Trugbilder. Wenn sie sich bewegten, sah man, was sie wirklich waren: nur faulige Skelette. War dies eine Gabe oder sogar eine Bestrafung? Er selbst wollte keinesfalls in den weiten Gewölben hinter dem Turm des Hohepriesters auf die Ewigkeit warten. Denn nie durften die Toten diesen Ort verlassen.
    Er hätte gerne das Wissen des Hohepriesters um die Anfänge des Ordens gehabt. Er würde alles dafür geben zu erfahren, auf was dessen Macht gründete. Denn wenn Garaun vorgab, mit Nerol selbst gesprochen zu haben, dann war er derart verändert und von einer dunklen Macht erfüllt, dass selbst die Hor-Suulat vor ihm zurückwichen. Er hatte dies mit eigenen Augen gesehen. Seinen Turm, in dem auch das Heiligste des Ordens aufbewahrt lag, betraten sie nie. War der Hohepriester vielleicht gar so mächtig wie die dunklen Sithar Uluzefars selbst? Nein, sicher nicht. Deren Macht war von einer Art, wie sie sich der Hohepriester nicht einmal zu erträumen wagte. Als Norun an den Tarumordas in dem verfluchten Landstrich von Kalamrauhn vor sie treten musste, war dies der schlimmste Augenblick in seinem Leben gewesen. Es schien ihm damals, dass sein Geist vor Angst zu verbrennen drohte. Und wie waren die Worte des Scheitanas, die er noch heute in seinen Träumen hörte und die lange brauchten, ehe sie verklangen, wenn er dann, schweißgebadet und zitternd vor Furcht, aufwachte? Immer wieder hörte er sie.
    » Jeder, der sich gegen den Hohepriester Uluzefars erhebt, dem reißen wir sein Licht aus dem Geiste, damit es nackt vor uns stehe und durch die Feuer unserer Kraft ins ewige Dunkel gezerrt wird. Aus diesem Dunkel soll es dann nie wieder erscheinen, doch verstehe, wie es sich anfühlen wird.«
    Dieser Schlusssatz war immer der Moment des Traums, der der grausamste war. Denn nun kam das Gefühl des Todes und der Pein, welchem eine Todesangst folgte, die ihm immer den Atem nahm. Auch seine vier Amtskollegen hatten wie er diese Botschaft verstanden. Nie könnten sie sich je gegen den Hohepriester erheben. Er selbst konnte nicht einmal mehr darüber nachdenken. Denn tat er dies, setzte sofort die Angst vor den Worte von Scheitanas und deren Folgen ein. Dies verdrängte jeden anderen Gedanken.
    Als das Heer Sufor erreichte, das Tor zu den endlosen Wüsten, wie es von den Nird genannt wurde, waren alle sehr froh. Selbst die Ugri,

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