Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
aussetzen. Er würde die Kleinzwerge aussenden, diese sollten die Arbeit machen, auch die Nerolianer sollten sie dabei unterstützen. Diesen war es zwar ausdrücklich verboten, sich dort aufzuhalten, wo der Weg geschlagen werden sollte, aber Anaron beschloss, sich darüber hinwegzusetzen. Der neue Befehl hatte für ihn Vorrang. Es galt, Sharandirs Order mit allen Kräften zu erfüllen. Noch immer waren zwei Bedienstete im Raum, die ihm aufwarteten.
» Holt mir Asgoth hierher, ich brauche ihn«, verlangte er unmissverständlich. Asgoth würde einige Tage brauchen, bis er bei Anaron war, denn dieser hatte seinen Wohnsitz in Tarkur, der gewaltigen Festung, die die Nerolianer für Sharandir in den Taras-Kurfas erbaut hatten. Diese Festung war weitaus größer und prächtiger als die Maruug, in der er residierte. Er hatte sich jedoch entschlossen, dort nicht seinen Wohn- und Verwaltungssitz zu nehmen. Wenn Sharandir kommen sollte, wollte er sicher sein, dass ihm dieser nicht Tarkur neidete. Sollte das geschehen, dann könnte er auch schnell bei Sharandir in Ungnade fallen. Dieses Risiko wollte er nicht eingehen, da er Sharandirs Eitelkeit zu gut kannte und wusste, wie schnell diese verletzt war.
Asgoth, der O berste der Nerolianer im Süden, war zwar etwas unansehnlich mit seinem Buckel und dem ständigen Ausschlag, der ihn im Gesicht plagte. Aber Anaron mochte ihn. Vielleicht lag das aber auch nur daran, dass das Durchsetzungsvermögen von Asgoth bei seinen Leuten auf Anaron großen Eindruck machte. Sie krochen geradezu vor dem Manne, fand er. Er selbst hatte eigentlich keinerlei Vorzüge, die ihn für sein Amt empfahlen. Sharandir hatte ihn nur zum Obersten im Süden gemacht, weil er sonst niemanden dafür hatte. Anaron sah dies natürlich anders und glaubte sogar, dass er unersetzlich sei. Schließlich hatte er früher einmal ein hohes Amt im alten Reich von Fengol bekleidet und war gar Stellvertreter des Fürsten selbst gewesen. Dies war auch der einzige Grund, warum Sharandir ihn duldete. Vielleicht lag es auch daran, dass Anaron nie danach strebte, der Erste in irgendwelchen Dingen zu sein. Seine Loyalität hatte er schon einmal verraten und daher war selbst Sharandir in seiner Eitelkeit zu Anfang etwas vorsichtig mit Anaron gewesen. Mit der Zeit hatte er jedoch dessen Absichten erkannt. Diese waren so gering, dass er keine Gefahr für den Ersten unter allen Königen darstellte. So betraute dieser ihn mit immer neuen Aufgaben. Einst durfte er in den Landen Sharandirs den Titel eines Fürsten führen. Doch diese Lande mussten sie, genauso wie die drei Völker damals, verlassen und Ilvalerien blieb auch für Sharandir und Anaron ein Traum aus längst vergangenen Tagen. Hätte man Anaron danach gefragt, hätte er dies jedoch eher als einen Albtraum gesehen. Einst hatte er große Macht gehabt – bis der Fürst geheiratet hatte. Von da an hatte er immer einen Disput mit Ura der Schwarzen, der Frau des Fürsten, geführt. Nie hatte er sich gegen sie durchsetzen können. Die Statthalterin der Stadt Fengol, Whenda, war es jedoch gewesen, die ihn damals von fast allen wichtigen Aufgaben, die seinem Amt als Kanzler des ganzen Reiches von Fengol oblagen, verdrängt hatte. Als sie dann auch noch die Unterstützung der Fürstin erhalten hatte, war dies der Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte. Er sollte damals nur noch die Oberaufsicht über die Bibliotheken und Kataster Fengols führen. Alle anderen Ämter wollten ihm die Frauen entziehen.
Dies war der Hauptgrund gewesen, warum er sich vom Sohn eines getreuen Dieners Sharandirs anwerben ließ. Er dachte heute nur noch mit tiefem Groll an jene Tage zurück. Um ein Haar wäre er selbst zum Fürsten über Fengol gewählt worden. Nur der Wankelmut Xenons hatte in seinen Augen verhindert, dass er in der Stadt der Türme, wie die gleichnamige Hauptstadt Fengols einst noch genannt wurde, zum Herren Fengols gewählt wurde. Dass er ganz einfach unfähig gewesen war, die Pflichten, die das Amt des Kanzlers mit sich brachte, zu erfüllen, war ihm nie in den Sinn gekommen. Er fühlte sich ganz einfach von Whenda und der Fürstin betrogen. Für ihn handelten sie aus einer Abneigung gegen ihn heraus zu seinen Ungunsten. Gegen den Fürsten hatte er nie einen persönlichen Groll gehegt, denn er kannte Xenon zu lange, als dass er ihm etwas Schlechtes unterstellen konnte. Doch war auch der Fürst nur ein Mensch gewesen und hatte die Welt schon lange verlassen. Er
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