Das Erbe in den Highlands
Gefangen näher in Augenschein. Er senkte das Schwert von der Kehle des Mannes und zog dann sein Messer aus der Wunde.
»Ich verblute!«, rief der Mann aus.
»Sie werden es überleben. Also, wer sind Sie? Und kommen Sie mir gar nicht erst mit der Lüge, ein Priester zu sein.«
»Ohne meinen Anwalt sage ich keinen Ton.«
Kendrick packte den Mann an der Gurgel und hob ihn vom Boden hoch. »Wenn Sie mir nicht sagen, was ich wissen will, werden Sie nicht lange genug leben, um mit einem Anwalt zu sprechen. Nur mein Waffenbruder und ich sind hier mit Ihnen in diesem Raum. Sie haben ihn verwundet. Glauben Sie nicht, ich könnte Sie durchbohren und behaupten, es wäre Notwehr gewesen?«
»Wer Sind Sie?«, japste der Mann.
»Kendrick de Piaget, Earl of Seakirk. Ihr Henker, wenn Sie nicht bald mit der Sprache herausrücken.«
»Sie sind doch angeblich ein Gespenst!«
»Wirke ich auf Sie wie ein Gespenst? Nay, natürlich nicht. Aber Sie werden bald nichts als ein Geist sein, wenn Sie meine Fragen nicht beantworten. Was machen Sie hier?«
»Ich versuche Sie zu exorzieren!«
»Merde«, knurrte Kendrick. »Den wahren Grund.« Er ließ den Mann wieder gegen die Tür fallen und hielt ihm die Schwertklinge an die Kehle. »Reden Sie, solange Sie noch eine Stimme haben.« Als der Mann sich immer noch weigerte, schlitzte ihm Kendrick sorgsam das falsche Kollar auf und schnippte es mit einem Schlenkern des Handgelenks fort.
»Ich sollte die Frau entführen«, stieß der Mann hervor. »Und sie hinunter ins Dorf bringen. Mr McShane sagte, ich würde keine Schwierigkeiten haben, sie zu erwischen. Zum Teufel, der Mann ist ein Lügner!«
»Bryan McShane?«, fragte Kendrick. »Was um alles in der Welt will er mit Genevieve?«
Der Mann schüttelte zaghaft den Kopf. »Davon weiß ich nichts, Euer Lordschaft. Ich bin nur ein einfacher Arbeiter, Mylord, der versucht, seine Familie zu ernähren.«
Kendrick runzelte die Stirn. »Vielleicht werden Sie Ihr Brot von nun an auf andere Weise verdienen, alter Mann. Und wo sollen Sie sich mit unserem illustren Master McShane treffen?«
»Im Gasthaus. Im ersten Zimmer links oben an der Treppe. Er sagte, er würde dort auf mich warten.«
»Dann wollen wir ihn nicht länger als nötig warten lassen, nicht wahr? Royce, wo ist Genevieve?«
»Ich bin hier«, sagte sie und kam auf ihn zu.
»Verbinde doch bitte Royce’ Arm. Wir bringen ihn hinunter ins Krankenhaus und kümmern uns dann um Master McShane.«
Kendrick behielt seinen Gefangenen im Auge, während er Royce’ leisen Flüchen lauschte. Genevieve gab kein Geräusch von sich. Dann wurde er beiseite geschoben, und Royce’ Faust landete auf dem Gesicht des falschen Priesters. Kendrick erwog, seinem Hauptmann zu befehlen aufzuhören, ließ den Gedanken jedoch fallen. Er hätte dasselbe getan, wenn er nicht plötzlich mit einem Armvoll Frau hätte fertig werden müssen.
»Ich kann es nicht fassen«, flüsterte sie heiser. »Bryan McShane? Was kann der nur von mir wollen?«
»Das werden wir schon bald herausfinden, Liebste«, erwiderte Kendrick und bemühte sich, den Ärger aus seiner Stimme zu halten. Bryan McShane war ein toter Mann. Wahrscheinlich war er dafür verantwortlich, dass Genevieve so oft in Angst und Schrecken versetzt worden war, und dafür würde er büßen müssen.
»Er ist bewusstlos, Royce.« Kendrick packte seinen Hauptmann am Arm. »Lass ihn in Ruhe. Mit etwas Glück begegnen wir dem Inspektor auf dem Weg zum Dorf, und er kann uns diese Bürde abnehmen.«
Royce warf sich den Mann über die Schulter und trug ihn die Stufen hinunter.
»Verschmier mein Auto nicht mit Blut«, warnte Kendrick, als Royce mit dem ohnmächtigen Priester auf den Rücksitz stieg.
»Deine Besorgnis ist rührend, Kendrick.«
Kendrick warf ihm im Rückspiegel ein Lächeln zu. Royce zwinkerte zurück, und Kendrick wusste, dass sein Freund das schon überstehen würde. Jetzt musste Kendrick seine Energie darauf richten, Bryan McShane zu finden und ihn lange genug am Leben zu halten, um ihm die Hölle heiß zu machen.
Der Gedanke war äußerst verlockend.
31
Bryan zog den Hut tiefer über die Augen und ließ sich auf den Sitz zurücksinken. Den Zug zu nehmen, war ein Geistesblitz gewesen. Damit nach Schottland zu fahren, statt zurück nach London, war nachgerade brillant. Zuerst Edinburgh, dann in ein Flugzeug nach Amerika. Der Gedanke, in den Vereinigten Staaten zu leben, schreckte ihn zwar - diese nervtötenden Amerikaner mit ihrer
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