Das Erbe in den Highlands
Schwert hinten aufrecht auf dem Motorrad, wie ein Fahnenmast. Royce stieg ab, nahm den Helm vom Kopf und feixte.
»Du siehst wie ein träger Welpe aus, Kendrick. Komm auf die Beine und lass uns an diesem schönen Morgen ein bisschen spielen.«
Kendrick stand auf und streckte sich. »Mit Beleidigungen wirst du bei mir nicht weit kommen. Dazu bin ich viel zu zufrieden.«
Royce zog seine Jacke aus und schälte sich aus Sweatshirt und Hosen im NBA-Stil. Nur noch in Shorts und T-Shirt, griff er nach seinem Schwert und fuchtelte damit herum.
»Erzähl mir davon, während wir trainieren. Geschichten über deine bezaubernde Braut könnten genügen, mich abzulenken, und mich abzulenken wird wahrscheinlich die einzige Möglichkeit für dich sein, heute etwas Anständiges zuwege zu bringen.«
Kendrick griff nach seinem in der Scheide steckenden Schwert und versetzte Royce grinsend einen Schlag auf den Rücken. »Schmeichelei war schon immer deine Stärke, mein Freund. Und ich werde die Geheimnisse meines Ehebetts nicht mit dir teilen. Aber ich möchte von deinen Eroberungen im Dorf hören. Wie findest du die Weibsbilder des zwanzigsten Jahrhunderts?«
»Sind ganz nach meinem Geschmack, doch ich muss gestehen, dass ich das Konzept des Datings nie kapieren werde. Sie verlangen alle möglichen Geschenke, Mahlzeiten und Liebeswerben, und dafür beehren sie mich mit nichts als einem Kuss, wenn überhaupt.«
Kendrick lachte. »Du hättest mehr Zeit mit Fernsehen verbringen sollen, Royce. So wird das heutzutage gemacht. Und ich wäre dir dankbar, wenn du keine Jungfrauen deflorierst. Ich bin nicht darauf erpicht, dass jeden Morgen wütende Väter vor meiner Tür Schlange stehen.«
»Ich werde mein Bestes tun, deinem Wunsch nachzukommen.«
Sie gingen an der Seite des Rittersaals entlang, die dem Garten gegenüber lag. Kendrick war versucht, das Gras ausreißen und den Turnierplatz wiederherstellen zu lassen. Nay, es war besser, Sand im äußeren Burghof aufzuschütten. Royce und er brauchten Platz zum Trainieren, und der innere Burghof kam ihm zu eng vor. Er seufzte, als er das Schwert aus der Scheide zog und sie beiseite warf. Wie seltsam das Leben war ohne eine Garnison von Männern, mit denen man täglich exerzierte, ohne die Sorge, seinen Bergfried gegen Feinde verteidigen zu müssen, ohne sich zu fragen, wie er das, was der Boden hergab, mit dem in Übereinkunft bringen konnte, was seine Leute zum Überleben brauchten. Wie leicht das Leben doch seit seiner Zeit geworden war.
Er merkte erst, dass er gedankenverloren vor sich hinstarrte, als ihm Royce die Hand auf die Schulter legte und ihn rüttelte.
»Kendrick? Träumst du von deiner Lady?«
Kendrick schüttelte den Kopf. »Die Zeiten haben sich geändert, mein Freund.«
Royce lächelte. »Ich verstehe, was Ihr meint, Mylord. Mir wird die Rauheit unseres Lebens fehlen.«
»Lügner. Du hast jedes Mal gemurrt, wenn wir in die Schlacht zogen.«
»Ich weiß nicht, woher du das wissen willst. Du hast viel lauter lamentiert als ich und zweifellos nichts anderes gehört als dein eigenes Gejammer.«
Kendrick seufzte. »Das Töten wird mir nicht fehlen, aber mir fehlt die Erregung.«
»Und die Kälte, und die schlechte Verpflegung, und die Malaisen, und die Gefahr, und die Blutegel. Das kann ich verstehen.«
»Darum geht es nicht.«
»Wir brauchen einfach etwas, womit wir es ersetzen können«, sagte Royce, trat zurück und zog sein Schwert. »Vielleicht rekrutieren wir ein paar Burschen aus dem Dorf, die ausgebildet werden wollen, und verbringen täglich ein paar Stunden damit. Was den Rest betrifft, müssen wir uns andere Dinge suchen, die den Tag ausfüllen. Ich könnte mir denken, dass Skilaufen nicht schlecht wäre. Geschwindigkeit hat mir schon immer gefallen.«
Kendrick wehrte Royce’ Angriff mit der Leichtigkeit jahrelanger Übung ab. Er bemerkte, dass er längst nicht so schlecht in Form war, wie er befürchtet hatte, und das freute ihn. Aye, vielleicht war eine Sportart gar keine so schlechte Idee. In Wahrheit hatte er so viel mehr gewonnen, als er aufgegeben hatte.
Bei dem Gedanken musste er lachen. Es ließ sich nicht vergleichen. Er hatte einen kraftvollen Körper. Er besaß einen solide gebauten Bergfried und ein Bankkonto voller Geld. Und er hatte Genevieve. Alles andere war purer Luxus.
»Ich bin kein so schlechter Schwertkämpfer«, grummelte Royce.
Kendrick blinzelte und erkannte dann, dass sein Hauptmann geglaubt hatte, er lache über ihn. »Das
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