Das Erbe in den Highlands
schwöre, es ist schon eine Ewigkeit her, dass Ihr darüber spracht.«
»Du kommst mir nicht wie der Fleißigste vor«, hauchte sie. Das war das Erste, was ihr einfiel. »Hilf mir bei der Planung, ja? Sonst verstreicht der Tag ungenützt.«
Er lachte. »Himmel, Genevieve, deiner Seele mangelt es an Romantik. Nun gut, was soll ich machen? Und lass es bitte etwas sein, das deine ungeteilte Aufmerksamkeit erfordert.«
»Gib mir ein paar Anregungen«, schlug Genevieve vor. »Soll ich alle Schlafzimmer im mittelalterlichen Stil einrichten, oder jedes im Stil einer anderen Epoche?«
»Alles außer Louis-quatorze«, sagte er erschaudernd.
Sie musste lachen. »Keine Einwände.«
Kendrick stellte sich neben sie, Schulter an Schulter, und strich sich nachdenklich übers Kinn. »Vielleicht solltest du so etwas wie in dem Farmhaus im Norden des Bundesstaates New York machen. Mir gefällt der Shaker-Stil nämlich recht gut. Die geraden Linien wirken fast bäuerlich in ihrer Schmucklosigkeit. Aye«, sagte er und erwärmte sich immer mehr für das Thema. »Und einen Raum in dem Country-Stil, der zur Zeit in den Kolonien so beliebt ist. Wie das Montgomery-Haus in Ohio.« Er lief auf und ab, sprach angeregt und unterstrich seine Ausführungen gelegentlich mit einer Handbewegung.
Genevieve war sprachlos.
»Verstehst du dich auf Quilts? Wenn nicht, dann stellen wir jemanden dafür ein. Und dann noch einen Raum im Stil des neunzehnten Jahrhunderts, alt und prächtig. Mahagonitische. Mit Gobelin bezogene Stühle. Facettenspiegel. Aye, ich hatte schon immer ein Faible für Facettenspiegel, obwohl ich mich nicht darin sehen kann.«
»Du kennst die Montgomerys?«
»Natürlich. Pass auf, Gen. Wo war ich? Ah, Facettenspiegel.«
»Kennst du die Allans auch?«
»Selbstverständlich«, erwiderte er und winkte ab. »Hab mit ihnen telefoniert, als ich versuchte, dich ... zu ... überzeugen,« sagte er, und seine kleine Rede wurde immer langsamer, wie bei einer mechanischen Puppe, die dringend aufgezogen werden musste. Er sah sie hilflos an. »Genevieve, ich ... ich wollte nie ...«
Das konnte nicht wahr sein. Ungläubig schüttelte sie den Kopf. Kendrick ging auf sie zu, und sie wich zurück, bis die Wand sie aufhielt. Angsterfüllt blickte er auf sie hinunter.
»Ich wollte nie ...«
»Was wolltest du nie?«, fragte sie, als sie des Sprechens wieder mächtig war. »Mein Geschäft ruinieren? Das warst du, nicht wahr?«
»Du wolltest mein Angebot nicht annehmen ...«
»Also hast du meinen Traum genommen, das Einzige, was mir je lieb und teuer war, und ihn in tausend Stücke zerbrochen.«
»Genevieve, ich wollte dir nie weh...«
»Du hast sie alle angerufen, nicht wahr?«, fragte sie mit brüchiger Stimme.
Er schwieg, dann nickte er stumm.
Die Gefühle kochten in ihr hoch, wirbelten herum wie die Giftmischung im Becherglas eines wahnsinnigen Wissenschaftlers. Kendrick hatte das Einzige zerstört, das sie je mit eigenen Händen geschaffen hatte, nur um sie zu töten.
»Du Mistkerl«, stieß sie unter Schluchzen hervor. »Der Teufel soll dich holen!« Sie fegte an ihm vorbei und floh aus dem Zimmer. Er kam ihr nach, flehte sie an, ihm zuzuhören, doch sie wollte nicht. Sie hielt sich die Hände über die Ohren, um die Stimme zu ersticken, die geradewegs in ihren Kopf drang.
»Hör auf damit!«, kreischte sie, stürmte in ihr Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu. Sie zerrte ihren Koffer aus dem Schrank und warf ihn aufs Bett. Dann griff sie in die Truhe unter dem Fenster, zog bündelweise ihre Kleider heraus und warf sie wahllos in den Koffer. Kendrick tauchte neben ihr auf.
»Genevieve, ich bitte dich ...«
»Um was? Ein neues Leben anzufangen, damit du das auch kaputtmachen kannst?«
»Ich kannte dich nicht ...«
»Als ob das eine Entschuldigung wäre«, schrie sie.
»Genevieve, Hölle und Verdammnis, so lass mich doch erklären ...«
»Lass mich einfach in Ruhe! Und das nach allem, was ich dir erzählt habe. Wie konntest du so gemein sein?«
Die Kleider kamen genau so schnell wieder aus dem Koffer geflogen, wie Genevieve sie hineinstopfte.
»Ich brauche keine Hilfe, Nazir!«, donnerte Kendrick.
Nazir schien ihn nicht zu hören. Wenn Genevieve nicht so erschüttert gewesen wäre, hätte sie über den Kampf, den sie mit Kendricks Diener ausfocht, lachen müssen. Sie beachtete Kendrick gar nicht, während sie darum rang, ihre Kleider wiederzubekommen. Schließlich klappte sie einfach den Deckel zu und wollte den
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